Im Bannkreis Des Mondes
würde ich töten, damit du bei mir bleibst.«
Talorc wollte ihre Ehe also nicht beenden.
»Du hast mir nie von deiner wahren Natur erzählt.« Obwohl er ihr in seiner Wolfsgestalt gefolgt war und jetzt in ihren Gedanken zu ihr sprach. Er hatte sich zweifellos vorgenommen, ihr dieses Mal die ganze Wahrheit zu sagen. Trotzdem … »Du hast mich glauben lassen, ich würde Stimmen in meinem Kopf hören. Ich hatte Angst, verrückt zu werden. Dass die Priester vielleicht doch recht hatten und dass mein Verstand durch meine Taubheit Schaden genommen hat.«
Der Wolf stupste seinen Kopf gegen ihren Bauch. »Es tut mir so leid, mein Engel. Ich wollte dir nie so viel Kummer bereiten. Ich habe gefürchtet, mich verletzbar zu machen, und habe mich aus dieser Furcht heraus sehr selbstsüchtig verhalten. Alles, was ich bin, gehört zu dir. Und ich werde dich nie wieder aus meiner Welt ausschließen.«
Abigail konnte nicht anders, sie sank neben ihm auf die Knie und schlang ihre Arme um Talorcs pelzigen Hals. »Du hast mir so sehr wehgetan.«
»Das werde ich nie wieder tun.«
Sie rieb ihre Wange an seinem Fell und ließ endlich den Tränen freien Lauf, die bisher niemand hatte sehen dürfen. »Kann ich dir vertrauen?«
»Ich bete, dass es dir gelingt.«
Sie hielt sich an ihm fest und weinte. Es fiel ihr leichter, ihren Schmerz mit dem Wolf zu teilen und nicht mit dem Mann, der sie in seinen Armen hielt. Er schnupperte an ihr, während sie weinte, nahm vorsichtig ihre Witterung auf und spendete ihr zugleich Trost.
Unter Tränen musste sie unwillkürlich lachen. »Ich weiß, was du gerade tust.«
»Aye, der ganze Clan weiß, was für eine kluge Frau du bist.«
Er hob den Kopf und leckte die Tränen von ihren Wangen. »Jetzt küsse ich dich.« Das Schnaufen eines Wolfs in ihrem Kopf ließ sie lächeln.
»Wenn du mich so wittern willst, wie Niall es gerade mit Guaire getan hat, würde ich es vorziehen, wenn wir in die Höhle gehen.«
Ein sanfter Lichtschimmer umspielte den Wolf, und wenige Augenblicke später stand Talorc in seiner Menschengestalt vor ihr. Er hob Abigail in seine starken Arme. »Ich habe eine bessere Idee.«
Er trug sie vom Wasser fort. Aus dem Augenwinkel nahm Abigail zwei nackte Männer wahr, deren Körper zärtlich miteinander rangen. Sie schaute bewusst zu ihnen hinüber, aber sie freute sich für ihren Freund und den Mann, von dem sie hoffte, ihn schon bald auch wieder so nennen zu dürfen.
Talorc trug sie durch den Wald, bis sie eine kleine Lichtung erreichten, die in Mondlicht getaucht war. »Das Gras wird bequemer sein als der harte Steinboden der Höhle.«
»Aber …«
»Sonst ist niemand hier. Niall und Guaire sind drüben am Strand und zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um unser Verschwinden zu bemerken. Und sollte es ihnen auffallen, werden sie bestimmt nicht aufspringen und uns suchen.«
»Bist du sicher?«
»Ja.«
»Es ist hier wunderschön.«
»Nicht so schön wie du.«
Sie schüttelte den Kopf und blickte ihn nicht an.
» Versuch nicht, dich vor mir zu verstecken.«
»Das ist aber einfacher für mich.«
»Ich werde es dir einfacher machen, mich zu lieben. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
Sie drehte sich zu ihm um und blickte ihn ernst an. »Dann glaubst du mir jetzt, wie sehr ich dich liebe?«
»Ja.«
»Vielleicht habe ich ja jetzt meine Meinung geändert. Vielleicht will jetzt ich die Annullierung, um mir einen Ehemann zu suchen, der mich lieben kann.«
»Du wirst nie mit einem anderen Mann zusammen sein. Du bist meine wahre Seelengefährtin.«
»Aber ich bin nur ein Mensch. Du hast mir sehr eindrücklich klargemacht, dass du mich nicht als Gefährtin willst, ob unser Bund nun geheiligt ist oder nicht.«
»Das ist nicht wahr. Selbst wenn ich die Wahl hätte, würde ich nie eine andere Frau wollen.«
»Aber du hast eine Wahl. Vor allem jetzt, da dein König dir einen Weg eröffnet hat, mich loszuwerden.«
»Wir sind geheiligt verbundene Seelengefährten. Ich bin ein Chrechte.«
»Das heißt?«
»Mein Wolf wird niemals eine andere Frau an meiner Seite annehmen.«
»Was bedeutet das?«
»Siehst du das hier?« Er zeigte auf sein hartes Glied.
» Ja.«
»Bei einer anderen Frau wäre er so schlaff wie ein Lappen.«
»Nein, dafür bist du viel zu … hm, viel zu männlich«, sagte sie schließlich, weil ihr nichts Passenderes einfiel.
Er schüttelte den Kopf. »Als Chrechte bin ich körperlich nicht in der Lage, mich mit einer anderen Frau als meiner
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