Im Bannkreis Des Mondes
blauen Augen wirkten vor Lust dunkler. »Du solltest eher das machen.« Er legte seinen Mund auf ihren. Seine Leidenschaft überrumpelte sie. Wenn er sie so küsste, konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Sie vergaß, wo sie waren, und erwiderte seinen Kuss voller Leidenschaft. Ihre Hände vergrub sie in seinem Haar am Hinterkopf.
Als er seine Lippen von ihren löste, ging ihr Atem schwer. Ihm erging es nicht anders.
Ihre Hand streichelte seinen Nacken. »Sieht aus, als hätte ich dich mit der Erde aus dem Garten deiner Mutter schmutzig gemacht.«
»Jetzt ist es dein Garten.«
»Ich werde ihn mit ihr teilen und die Erinnerung an sie lebendig halten, damit unsere Kinder erfahren, wie sie war.«
Ihre Worte bewegten ihn sichtlich.
Talorc zeichnete mit einer Fingerspitze Abigails Lippen nach. »Ich danke dir.«
Weil sie es nicht gewohnt war, dass ihr jemand seine Dankbarkeit zeigte, verrieb sie die Erde, die sich mit dem Schweiß in Talorcs Nacken vermischte. »Was machen wir nur gegen den Dreck?«
»Mein Glück, dass ich ohnehin vorhatte, im Loch schwimmen zu gehen.«
»Wirklich?«
»Ich dachte, du möchtest mich vielleicht begleiten. Ich erinnere mich gut, wie sehr du das Bad in den heißen Quellen genossen hast.«
Sie wurde rot. Die Erinnerung an ihre Leidenschaft machte sie verlegen. Ihre Wangen wurden heiß. »Ja, ein Bad würde mir schon gefallen.«
»Gut.« Statt sie einfach loszulassen, wie Abigail es erwartet hätte, legte er den freien Arm einfach unter ihre Knie und hob sie hoch. Abigail wurde gegen seine Brust gedrückt.
»Ich kann auch selber gehen.« Aber ihr Protest erstarb schon nach wenigen Schritten, weil es ihr gefiel, so von ihm getragen zu werden.
»Und ich trage dich nun mal gern.«
Sie kicherte übermütig.
Er nickte jemandem zu. Erst da bemerkte Abigail, dass sie nicht allein waren. Männer und Frauen vom Clan lächelten ihnen zu und riefen freche Kommentare. Dieses Mal wollte Abigail sich nicht davon verrückt machen lassen, dass sie die Leute nicht bemerkt hatte. Nichts konnte das Glück trüben, das sie gerade empfand.
Sie liebte ihren Mann und hatte sogar den Mut aufgebracht, ihm diese Liebe zu gestehen. Auch wenn er es im Gegenzug nicht ausgesprochen hatte, wusste sie, wie sehr er sich um sie sorgte. Er mochte sie. Das war schon ein Wunder, das für Abigail fast zu groß war.
Sie ritt mit Talorc auf seinem Pferd zum See. Ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erfüllte sie. Es war ein völlig neues, wunderbares Gefühl, so anders als alles, was ihr bisher widerfahren war. Sie und Talorc spielten im Wasser und taten nicht einmal so, als ginge es ihnen um das Bad. Danach liebten sie sich im weichen, grünen Gras, während der Duft von Heidekraut sie umhüllte.
Als sie den Höhepunkt erreichte, hörte sie wieder seine Stimme. Er sagte etwas in der Sprache, die sie als Chrechte erkannte. Sie bildete sich ein, er habe »Ich liebe dich« gesagt.
Wenn sie schon eine Stimme hörte, die nur in ihrer Fantasie existierte, konnte diese genauso gut etwas sagen, das ihrem Mann niemals über die Lippen kommen würde.
Später saß Talorc auf einem Stein und beobachtete lächelnd, wie Abigail versuchte, ihr Plaid anzulegen. Sie war wild entschlossen, ihm zu beweisen, dass sie die Falten genauso rasch legen konnte wie ihr Ehemann. Zugleich versuchte sie, jede Falte exakt so breit wie die anderen zu legen. Und es war dieser Augenblick höchster Konzentration, als sie zum ersten Mal Talorcs Stimme in ihrem Kopf hörte, ohne dass sie sich liebten.
»Abigail, lauf!« Seine Stimme klang so drängend, dass sie ohne nachzudenken gehorchte. Sie stolperte jedoch nach wenigen Schritten über das ungefaltete Plaid und schlug der Länge nach hin.
Ein Luftzug zischte über sie hinweg. Sie blickte hoch, und sah einen großen grauen Wolf. Ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei. Aber der Wolf griff sie nicht an. Er sprang über sie hinweg.
Sie kam irgendwie wieder auf die Füße und riss ihr Plaid herunter. Suchend blickte sie sich nach Talorc um, aber er war nirgends zu sehen. Als sie den Kopf wandte, sah sie einen wilden Eber und den Wolf, die gegeneinander kämpften. Abigail rannte zu Talorcs Pferd und schrie zugleich nach ihrem Mann.
Sie kletterte auf den Rücken des riesigen schwarzen Hengstes und drückte ihm die Fersen in die Flanken. Sie musste ihren Mann finden. Irgendetwas musste mit ihm passiert sein.
Sie war völlig verängstigt, wurde aber zugleich von der Entschlossenheit
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