Im Bannkreis Des Mondes
Großzügigkeit, sondern auch auf den Umstand, dass er ihr diese Seite zeigte.
»Du brauchst mir nicht zu danken. Aber wenn du etwas tun willst, kannst du es mir danken, indem du morgens auf deine Eskorte wartest, ehe du die Stufen zur großen Halle hinabsteigst.« Seiner gerunzelten Stirn wurde durch das amüsierte Blitzen in seinen Augen die Schärfe genommen.
Sie schmunzelte. »Ich werde darüber nachdenken.« Aber sie wussten beide, dass sie nichts dergleichen tun würde.
Dieses Thema entwickelte sich allmählich zu einem Streitthema zwischen ihnen, das jenem ähnelte, das den Schmied und seine Frau immer wieder bewog, die Unterschiede zwischen den Clans der Sinclairs und der Balmorals zu diskutieren. Niemand hegte einen Groll bei diesem Thema, aber ebenso wenig wollte einer der beiden nachgeben. Es fühlte sich gut an, weil auch Talorc und sie so ein Thema hatten. Es war etwas, das ihre Ehe normal erscheinen ließ.
»Ich verstehe jetzt aber, warum du so erbittert darum gekämpft hast, dass ich meinem Clan einen Monat Zeit gewähre, sich an dich zu gewöhnen. Du hast gehofft, wenn ich Milde walten lasse, lerne ich vielleicht, mit deiner Neigung umzugehen, meine Autorität zu untergraben.«
Sie riss die Augen in gespielter Unschuld weit auf, obwohl sie am Boden zerstört wäre, wenn sie wirklich glauben müsste, er könne so über sie denken. »So etwas fiele mir im Traum nicht ein.«
»Du untergräbst meine Autorität nicht?«
»Das ist eine lächerliche Unterstellung.«
»Du bist eine dickköpfige Frau.«
»Ich dachte, ich wäre dein Engel.«
»Ja, schon. Aber ein sturer.«
»Das liegt in der Familie.«
»Bei dir ist dieser Wesenszug reizvoller als bei deiner Schwester.«
»Wie kannst du das sagen?«, fragte sie. Ihr Herz klopfte, weil seine Worte auch ein Kompliment für sie enthielten. »Emily ist als Schwester einfach wunderbar.«
Talorc verzog das Gesicht. »Und der Balmoral würde behaupten, dass sie eine wunderbare Ehefrau ist.«
»Du siehst das wohl anders?«
»Sie hat mich einen Ziegenbock genannt.« Er schenkte Abigail ein seltenes Lächeln. »Sie ist nicht wie du.«
Sie schlug die Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht wie ein Kind weinen, aber noch nie hatte jemand etwas so Liebes zu ihr gesagt. Nicht einmal Emily. Dass ausgerechnet ihr wortkarger Ehemann es aussprach, machte seine Worte umso wertvoller. »Danke.«
Er zuckte mit den Schultern, was sie wieder schmunzeln ließ. Weil sie wusste, er zuckte manchmal absichtlich mit den Schultern, weil er wusste, wie sehr es sie ärgerte, wenn er sie mit dieser Nicht-Antwort bedachte.
Dann wurden seine Augen wieder ernst. So ernst blickte er sie gewöhnlich nur abends an, wenn sie allein in ihrer Schlafkammer lagen. »Du bist mein.«
Abigail konnte sich nicht länger beherrschen. Sie sprang auf und warf sich in die Arme ihres Mannes. »Ist es da ein Wunder, dass ich mich in dich verliebt habe?« Und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob es sich schickte, küsste sie ihn ausgelassen. Erst auf den Mund und dann auf jeden Zoll seines Gesichts.
Sie spürte das Lachen in seiner Brust grollen. Abigail lehnte sich zurück und blickte zu ihm auf. Sie gab sich Mühe, ihn ernst anzusehen. »Du bist der beste Mann, den sich eine Frau überhaupt wünschen kann.«
Jeden Tag freute sie sich aufs Neue, dass er und Emily einander nicht sympathisch gewesen waren.
Talorc schaute gespielt ernst auf sie herunter. »So eine Zurschaustellung der Gefühle geziemt sich nicht, mein Engel. Dieses Verhalten hast du bestimmt in England gelernt.«
»Ja, genau. Sybil war ja immer so freigiebig mit der Bekundung ihrer Zuneigung.« Abigail konnte das übermütige Lachen nicht zurückhalten, das in ihr aufstieg.
Die Vorstellung, wie ihre Mutter ihren Vater oder jemand anderen im Burghof küsste, war so grotesk, dass sie es sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte.
Talorc lachte nicht mit, aber sein leises Lächeln war genauso gut, als würde er sich vor Lachen den Bauch halten. »Wie ich sehe, werde ich dich noch darin unterweisen müssen, wie du dich deinem Laird in der Öffentlichkeit angemessen näherst.«
»Auf jeden Fall, bring es mir bei«, bot sie ihm an und lächelte frech. Alle Sorgen fielen von ihr ab. Er hielt sie umfasst, und ihre Füße schwebten wenige Zoll über dem Boden.
»Du darfst deinen Mann nicht so küssen«, sagte er ziemlich ernst.
Sie legte den Kopf auf die Seite. »Darf ich nicht?«
»Nein.« Seine
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