Im Bett mit Brad Pitt
erwarten gewesen.
Wir kämpfen uns weiter durch die neugierigen Touristen, die ebenso
wie wir nach ihren Idolen suchen und begeistert drauflosknipsen, sobald sie sie
gefunden haben.
Wir entdecken noch Hugh Jackman und Tom Cruise, dessen Handabdrücke
winzig aussehen, und Sylvester Stallone, der seine Finger ganz weit
auseinandergespreizt hat, wohl, damit seine Hände größer wirken, und
dann – wow – George Clooney.
George Clooney ist für mich einer der Allergrößten, und ohne darüber
nachzudenken, sinke ich in die Knie und lege meine Hände in seine Abdrücke.
»Wer ist das denn?« Emma betrachtet ein paar Schritte weiter
stirnrunzelnd eine Platte. »Da steht nur BP .«
BP ?!
Mit einem Satz bin ich neben ihr.
»Das ist Brad Pitt!«, stoße ich hervor.
»Brad Pitt? Oooh.« Täusche ich mich, oder läuft sie gerade rot an?
Bei ihrer verbrannten Haut ist das schwer zu sagen, doch plötzlich wird sie
richtig schwärmerisch: »Dieser Mann ist dermaßen sexy .
Ich verstehe nur nicht, was er an diesem Klappergestell findet«, setzt sie dann mit abfällig gekräuselten Lippen hinzu.
Wobei ich ihr insgeheim zustimme. Ich fand ehrlich gesagt auch
Jennifer Aniston besser als Angelina Jolie, und was Brad Pitt betrifft: Der ist definitiv sexy. Wobei, wenn ich mich zwischen ihm und
George Clooney entscheiden müsste …
Ein paar Sekunden verstreichen, während der wir unseren Gedanken
nachhängen. Dann wird mir plötzlich bewusst, wie absurd das Ganze ist.
»Okay, Emma, Schluss jetzt! Wir benehmen uns gerade wie zwei dumme
Gänse«, stelle ich fest.
Sie sieht mich verwundert an, als hätte ich sie gerade mitten aus
dem Schlaf gerissen. Aus einem Schlaf mit einem sehr, sehr schönen Traum,
wohlgemerkt.
»Was meinst du?«, fragt sie.
»Na, unsere alberne Schwärmerei.«
»Schwärmerei? Welche Schwärmerei denn?«,
fragt sie mit künstlich hochgezogenen Augenbrauen.
»Na, von ihm zum Beispiel …« Ich deute auf Brad Pitts
Initialen.
»Ich bitte dich, Lilly, ich habe doch nicht von ihm geschwärmt «, behauptet sie steif. »Aus diesem Alter bin ich
doch längst raus …«
»Wen findest du überhaupt besser, Brad Pitt oder George Clooney?«,
falle ich ihr ins Wort.
»Brad Pitt natürlich, was für eine Frage, allein von der Figur
her!«, sprudelt sie los, und ihre Augen leuchten wieder, doch im nächsten
Moment erkennt sie die Falle. Sie räuspert sich und sagt betont beiläufig:
»Also, eher Brad Pitt. Wobei ich mir darüber
natürlich noch keine großen Gedanken gemacht habe.«
»Natürlich«, pflichte ich ihr bei. »Ebenso wenig wie ich.«
Wir starren uns gegenseitig an, bis wir es nicht mehr aushalten und
losprusten.
»Ich denke, wir haben uns jetzt einen Drink verdient«, schlage ich
dann vor.
»Sehe ich auch so. Woran hast du gedacht?«
»Hm, ich weiß nicht.« Ich sehe mich nachdenklich um, bis mein Blick
an der Rolltreppe zum H & H Center
hängen bleibt. »Vorhin, vor dem Eingang zum Kodak Theatre … da war doch
eine Weinbar, eine Etage unter uns, die sah ganz schnuckelig aus.«
»Genau, ein Glas Wein wäre jetzt genau das Richtige.«
»Oder was hältst du von einem Gläschen Sekt? Wir haben noch gar
nicht angestoßen auf …«, ich überlege, warum mir gerade so nach Feiern
zumute ist, »… darauf, dass wir beide in Hollywood sind und dass wir hier
noch eine ganze Menge erleben werden.«
»Genau, darauf müssen wir anstoßen«, pflichtet Emma mir bei.
»Außerdem haben wir noch gar nicht richtig über unsere weitere Taktik
gesprochen.«
»Unsere weitere Taktik?«
»Ja, wir brauchen doch eine Taktik. Schon vergessen? Wir wollen doch
Schauspieler werden, und dein Drehbuch wolltest du auch anbieten.«
» Du willst Schauspielerin werden«, bremse
ich sie zurück.
Und was mein Drehbuch angeht …
Dafür habe ich eigentlich schon einen Plan.
5
In Wirklichkeit muss man für die Vermarktung eines
Drehbuchs hier in Hollywood gar kein großes Genie sein.
Denn es ist doch so: In Los Angeles gibt es unheimlich viele Agenten
(konkret sind es sogar mehrere Tausend, wie ich bei meiner Internetrecherche
ermittelt habe), von denen die besseren vermutlich regelmäßig Kontakt mit
Filmproduzenten, Regisseuren, Studios und Schauspielern haben. Wenn man jetzt
davon ausgeht, dass vielleicht zehn Prozent dieser Agenten wirklich gut sind
und von diesen zehn Prozent wiederum die Hälfte wirklich topp ,
dann bleiben immerhin mehr als hundert Adressen übrig, um mein Buch in der
allerersten Liga
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