Im Bett mit Brad Pitt
die Ecke. Ich lege es zur ersten
Adresse dazu und schnappe mir das nächste Blatt.
Elisabeth Mestnik Acting Studio , Santa
Monica Boulevard.
Der Name klingt ein bisschen seltsam, aber die Adresse liegt in
unserem Zielgebiet, daher lege ich es zu den anderen beiden.
Als mein Blick auf die nächste Seite fällt, durchzuckt es mich wie
ein Stromstoß: The Lee Strasberg Theatre & Film
Institute .
Lee Strasberg . Wow! Der Name ist Legende,
aus dieser Schauspielschule ist halb Hollywood hervorgegangen: Tom Cruise, Alec
Baldwin, Antonio Banderas, Matt Dillon … die Namen purzeln nur so aus
meinem Hinterstübchen. Lee Strasberg ist der Mann, der das Method Acting mit
entwickelt und perfektioniert hat, eine revolutionäre Schauspielkunst, bei der
man … okay, um ehrlich zu sein, habe ich nie ganz kapiert, worum es da
geht, aber auf jeden Fall ist das eine tolle Methode! Ich bin ganz gebannt von
diesem Namen, und wie ich sehe, hat Emmas Drucker mehrere Seiten zu dieser
Schauspielschule ausgespuckt. Ich überfliege sie hastig und entdecke, dass sie
auch einen Intensivkurs anbieten. Doch dann kühlt sich meine Begeisterung
schlagartig wieder ab, als ich den Preis sehe: Die verlangen glatte 1500 Dollar – für
einen Drei-Wochen-Kurs! Das ist doch absurd.
Ich meine, nicht, dass es das nicht wert wäre. Das Lee Strasberg
Institute ist nicht nur irgendeine Schauspielschule, das ist die Schauspielschule! Aber seien wir doch mal ehrlich:
Emma – und um sie geht es hier schließlich – wird niemals, nicht in
tausend Jahren, eine erfolgreiche Schauspielerin werden. Wozu dann also so viel
Geld ausgeben, wo sie doch ohnehin schon die teure Reise für uns beide bezahlt
hat?
Schweren Herzens lege ich also die Strasberg-Unterlagen wieder
zurück auf den Stapel. Dann sehe ich nachdenklich ein paar Kindern zu, wie sie
übermütig über die Düsen des Springbrunnens rennen und dabei versuchen, nicht
von den Wasserstrahlen erwischt zu werden. Auf einmal beschleicht mich ein
unangenehmer Gedanke: Was, wenn die anderen Schauspielschulen auch so teuer
sind? Sicher sind das alles renommierte Institute mit guten Kontakten zur
Filmindustrie, und wahrscheinlich lassen die sich das auch entsprechend
bezahlen. Ich lasse die Schultern sinken und seufze. Ich weiß, es ist Emmas
großer Traum, aber in Wahrheit ist das doch völlig …
»Lilly, ich hab’s!« Emma ist
zurück, und sie hat ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
» Was hast du?«, frage ich verwundert.
»Die perfekte Schauspielschule.« Sie wedelt mit einem zerknitterten
Zettel vor meiner Nase herum.
»Und wo hast du den auf einmal her?«
»Vom Klo«, verkündet sie stolz.
»Vom Klo?«, echoe ich verständnislos.
»Ja, das ist ein Aufkleber, und er hing direkt über dem Waschbecken.
Aber lies doch selbst!«
Sie hält mir den Aufkleber vors Gesicht, und da ich jetzt weiß, wo
sie ihn her hat, weiche ich automatisch ein paar Zentimeter zurück. Emma hat
ihn von der Wand gepult, deswegen ist er ganz schrumpelig und nur schwer zu
entziffern.
It’s only 300 Meters to your world
career, steht da als Überschrift.
Und direkt darunter: Madame Genevieve de
Castillac Acting Studio .
» Es sind nur dreihundert Meter bis zu deiner
Weltkarriere , das steht doch da, oder nicht?«, fragt Emma aufgeregt.
»Ja, das steht da«, stimme ich ihr stirnrunzelnd zu. »Aber woher
willst du wissen, ob diese … Madame de Castillac auch seriös ist?« Werbung
in öffentlichen Toilettenanlagen ist nämlich nicht gerade die allerbeste
Empfehlung, finde ich.
»Lies doch weiter!« Emma lässt sich durch meinem Einwand nicht aus
dem Konzept bringen. »Sieh nur, mit welchen Leuten die schon gearbeitet hat!«
Ich sehe nochmals hin. Da stehen tatsächlich ein paar große Namen:
Spencer Tracy, Clark Gable und sogar John Wayne.
Wobei, die aktuellsten Jahrgänge sind das auch nicht gerade, Madame
de Castillac dürfte ihre besten Jahre also schon hinter sich haben. Aber da
steht noch etwas. Ich kneife die Augen zusammen, bis es mir gelingt, den in
winzigen Lettern geschriebenen Satz vor diesen Namen zu entziffern: … worked almost with …
Was soll das denn bitte heißen: … arbeitete beinahe mit …?
Ich will Emma gerade darauf hinweisen, da fällt mein Blick auf die
letzten beiden Worte auf dem Zettel, und in Sekundenbruchteilen klicken in
meinem Hirn ein paar Rädchen ineinander.
»Weißt du, was ich denke, Emma?«
»Was?«, fragt sie atemlos.
»Ich denke, du hast vollkommen recht.
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