Im Bett mit Brad Pitt
mustert den Stern zu ihren Füßen. »Ja, hübsch irgendwie. Wer
ist denn Rob Reiner?«, fragt sie dann.
»Das ist der Regisseur von Harry und Sally« ,
kläre ich sie auf. Nicht zu fassen, dass jemand Rob Reiner nicht kennt!
»Ah, den kenne ich. Kommt da nicht diese Szene mit dem
vorgetäuschten Orgasmus vor?«
»Genau«, antworte ich und schieße schnell ein Foto. »Meg Ryan hat
das gespielt.«
»Ich weiß. Wobei, das mit dem Orgasmus hätte ich besser
hinbekommen«, behauptet Emma.
Ich werfe ihr einen erstaunten Blick zu. Emma und ein Orgasmus?
Seltsam irgendwie, die beste Freundin kann man sich bei so was am
allerwenigsten vorstellen.
Schnell schüttle ich den Gedanken wieder ab, dann nehme ich wie ein
Spürhund die Fährte auf und folge der Spur der funkelnden Sterne. »Sieh mal,
Buster Keaton!« Ich drücke den Auslöser, und als ich Emmas Blick sehe: »Das war
ein Stummfilmstar, wie Charlie Chaplin.« Wir überqueren die Highland Avenue,
und in tief gebückter Haltung geht es weiter, während ich andauernd knipse und
aufgeregt die Namen von berühmten Menschen ausrufe: »Liberace … Alfred Hitchcock … Dean
Martin … Frank Sinatra … Orson Welles … Jamie Lee Curtis …
Fats Domino … Boris Karloff … Cate Blanchett … Cameron
Diaz … Fred Astaire … James Cameron … Sylvester
Stallone … Arnold Schwarzenegger … Marilyn Monroe … Bob
Hope …«, wobei ich Emma bei jedem Zweiten erklären muss, wer das ist.
Wir sind inzwischen auf die andere Seite des Hollywood Boulevard
gegangen und laufen jetzt in die Gegenrichtung. Langsam nähern wir uns wieder
dem Kodak Theatre, als ich völlig außer Atem anhalte. Die Sternenreihe ist noch
längst nicht zu Ende, aber mir tut der Rücken weh von der gebückten Haltung,
und durch die Erzählerei bin ich so ausgepumpt, dass ich dringend eine Pause
brauche.
»Wow, du siehst ja ganz fertig aus«, meint Emma stirnrunzelnd. »Wie
wär’s, gehen wir zwischendurch was trinken? Oh, Steve McQueen, und sieh mal da,
Burt Reynolds«, fügt sie dann an, und mein rechter Zeigefinger hämmert ganz
automatisch wieder auf den Auslöser. »Da vorne ist ein Starbucks«, kommt dann
endlich die erlösende Nachricht.
Nachdem wir uns mit doppelten Cappuccinos und Schokokuchen gestärkt
haben, treten wir wieder auf den Bürgersteig hinaus.
»Was ist das da drüben?«, fragt Emma und deutet auf das Gebäude
direkt neben dem Kodak Theatre , in dessen Vorhof sich
eine ganze Menge Leute herumschieben, die Köpfe großteils gesenkt und aufgeregt
fotografierend.
Als ich das pagodenförmige Dach erblicke, muss ich nicht mehr weiter
nachdenken.
»Das ist das Grauman’s Chinese Theatre «,
sage ich, und gleichzeitig überkommt mich schon wieder ein seltsames Prickeln.
»Und was gibt es da Besonderes?«
»Auf den Betonplatten vor dem Eingang sind die Hand- und
Schuhabdrücke von Filmstars.« Während ich das noch sage, überquere ich auch
schon die Straße und krame meine Kamera aus der Tasche.
Als ich den Vorhof erreiche und die wohl berühmtesten Betonplatten
der Welt erblicke, verharre ich für eine Sekunde in stummer Ehrfurcht, wodurch
Emma von hinten auf mich aufläuft.
»Mensch, Lilly, du kannst doch nicht einfach so stehen bleiben«,
reibt sie sich vorwurfsvoll den Ellbogen, doch ich nehme sie kaum wahr.
Rock Hudson ist der Erste, dessen Abdrücke ich erblicke, weil sie
sich ganz vorne links am Eingang befinden. Dasselbe Spiel wie vorhin mit den
Sternen beginnt. Ich fotografiere die Platte, dann schreite ich gebannt weiter.
Als Nächstes entdecke ich Jean Harlow, dann Jack Nicholson, Frank Sinatra, Kirk
und Michael Douglas, Richard Gere, Al Pacino, Johnny Depp, Kevin Costner. Es
ist, als träfe ich lauter alte Bekannte, alles Megastars zwar und für einen
Normalbürger unerreichbar, aber für mich aus den Filmen so vertraut, als hätten
sich hier alle meine Freunde und Verwandten im Beton verewigt.
Auch Emma scheint beeindruckt zu sein, denn sie folgt mir aufmerksam
und redet ausnahmsweise mal fast nichts, außer sie hat Fragen zu irgendwelchen
Namen. Wir kommen an Tom Hanks vorbei und Adam Sandler, und dann stoßen wir auf
Bruce Willis.
»Ist der Typ cool, oder was?«, ruft Emma aus. »Sieh mal, was er da
hingeschrieben hat!«
Yippee yi yay! Emma hat recht. Wenn Der Bruce nicht cool ist, dann keiner.
»Schwarzenegger ist aber auch nicht schlecht«, rufe ich. I’ll be back steht da, natürlich, was anderes wäre vom Terminator auch nicht zu
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