Im Bett mit Brad Pitt
verdächtig bekannt vorkommt. Als ich das Haus auf
der Anhöhe dahinter erblicke, müsste Gary eigentlich gar nichts mehr dazu
sagen.
»Und hier haben wir das Bates Motel …«,
verkündet er, und ich muss mir auf die Lippen beißen, um nicht laut »Psycho« zu
schreien, »… bekannt aus dem legendären Film Psycho «,
vollendet er den Satz. » Aber was ist das?«, ruft er
dann in gespielter Überraschung aus. »Scheint so, als wäre Norman Bates
zurückgekehrt!«
Ein Mann kommt aus dem Motel. Er sieht wirklich aus wie Anthony
Perkins damals, groß, hager, mit dunklem Haar und dem gleichen braunen Sakko,
und er wuchtet etwas, das wie ein in einen Vorhang eingerollter menschlicher
Körper aussieht, in den Kofferraum eines großen amerikanischen Wagens. Dann tut
er so, als würde er uns erst jetzt bemerken, und plötzlich zückt er ein Messer
und kommt drohend auf unseren Wagen zu.
»Echt unheimlich, der Typ«, meint Emma.
»Das ist doch nur ein Schauspieler«, lache ich.
»Ein Grund mehr, ihm nicht zu trauen«, murmelt sie. »Weiß doch
jeder, dass die meistens zugedröhnt sind. Sieh dir nur seine Augen an!«
»Quatsch, Emma!« Obwohl ich zugeben muss, dass er seine Sache
ziemlich gut macht. Sein Blick ist starr auf uns gerichtet, das Messer hoch
erhoben, und er ist nur noch wenige Meter entfernt …
Okay, der Fahrer könnte jetzt weiterfahren. Der tritt auch schon
aufs Gas, aber es dauert, bis sich der Wagen wieder in Bewegung setzt, und
jetzt ist der Schauspieler bereits ganz nahe heran. Er hat die Augen wild
aufgerissen und stößt einen knurrenden Laut aus, gleichzeitig reißt er das
riesige Messer noch ein Stück höher, als würde er jeden Moment zustechen. Die
Leute schreien auf, und aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Emmas Hand in ihre
Tasche zuckt, und dann … schreit der Schauspieler auf! Er lässt das Messer
fallen und schlägt sich die Hände vors Gesicht, gleichzeitig sinkt er auf die Knie
und gibt einen ziemlich unchristlichen Fluch von sich. Entsetzt sehe ich, wie
Emma eine kleine Spraydose wieder zurück in ihre Tasche steckt.
»So, das hat er jetzt davon«, sagt sie voller Genugtuung.
»Emma, sag bloß, das war …«, stottere ich.
»Pfefferspray«, ergänzt sie stolz.
»Aber woher hast du … seit wann …?«
»Den habe ich schon ewig«, erklärt sie. »Und ich ahnte schon, dass
ich ihn hier in Los Angeles würde brauchen können.«
»Aber das war doch nur ein Schauspieler … ein ziemlich
furchterregender zwar, aber trotzdem …«
»Egal, ich traue solchen Kerlen nicht«, sagt sie trotzig. »Und beim
nächsten Mal wird er es sich zweimal überlegen, harmlose Leute zu erschrecken.«
Harmlose Leute?Fragt
sich nur, wer da harmlos ist. Die anderen Fahrgäste tauschen murmelnd Meinungen
aus und werfen dabei ängstliche Blicke auf Emma, und auch Gary meldet sich über
sein Mikro. »Würden die Damen bitte damit aufhören, unsere Statisten mit
Pfefferspray zu besprühen, sonst bekommen wir noch Probleme mit der
Schauspielergewerkschaft«, meint er mit trockenem Humor, und ich bin heilfroh,
dass er nicht weiter auf der Sache herumreitet.
»Bitte lass das in Zukunft«, zische ich Emma möglichst unauffällig
zu, »ich will nicht noch mehr auffallen.«
»Ja, ja, schon gut«, meint sie, doch ich kann ihr ansehen, dass sie
sich keiner Schuld bewusst ist.
Der Wagen nimmt jetzt eine kleine Kurve, und auf einmal geht ein
Raunen durch die Gruppe.
»Die Wisteria Lane , meine Damen und
Herren!« Gary ist aufgestanden und weist mit der Hand auf die Häuser hinter
ihm. Dann springt er aus dem Bus und lässt den Sicherheitsbalken neben unseren
Sitzreihen herunter. »Diesmal stelle ich die Frage verkehrt herum: Wer kennt
sie nicht ? Bitte sehr, Sie können nun aussteigen und
sich alles in Ruhe ansehen.«
Alle klettern mit großen Augen aus dem Wagen, und auch ich bin ganz
gebannt. Die Wisteria Lane , die Straße der Desperate Housewives . Ich liebe diese Serie, und ich
erkenne die Häuser sofort wieder. Das gelbe da, das gehört Gabrielle
Solis , und dort drüben, das muss das von Bree Van De
Kamp sein, und das da ist Susan Mayers , die
mag ich ganz besonders, weil sie so wunderbar chaotisch ist.
Wir strömen auseinander, und kleine Gruppen bilden sich, die die
einzelnen Häuser abgehen und dabei angeregt diskutieren und Fotos schießen.
»Sieh mal, Emma, da hinten ist das Haus von Edie
Britt! «, rufe ich aus. »Schade, dass sie die sterben ließen, ich fand
Nicollette Sheridan
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