Im Bett mit Brad Pitt
klasse …«
»Lilly, das ist die Gelegenheit«, sagt
Emma mit gedämpfter Stimme.
»Gelegenheit? Wozu denn?« Ich höre ihr gar nicht richtig zu,
stattdessen schreite ich wie eine Schlafwandlerin die Straße entlang und
fotografiere nach allen Seiten.
»Hallo, hörst du mir überhaupt zu?« Emma stellt sich mir in den Weg,
mit dem Ergebnis, dass ich direkt in sie hineinrenne. »Von hier aus kannst du
dich aus dem Staub machen, wie du es vorhattest, schon vergessen?«
Benommen sehe ich sie an. Aus dem Staub machen? Genau, das wollte
ich doch. Und wozu? Ach ja, mein Drehbuch.
Schnell sehe ich mich um. Emma hat recht, das ist wirklich eine
perfekte Gelegenheit. Ich könnte zum Beispiel hinter eines der Häuser
verschwinden und dann warten … Was aber, wenn da ein Kojote oder so
lauert? Und sind diese Häuser überhaupt zugesperrt?
Vorsichtig nähere ich mich dem Solis-Haus, das gleich vorne links
steht und an dem die anderen schon vorbei sind. Ich trete auf die Veranda,
weiter zur Tür, drücke auf die Klinke und … es ist offen! Mit angehaltenem
Atem schiebe ich die Tür einen Spaltbreit auf, stecke dann den Kopf
hinein – und stoße enttäuscht die Luft aus. Da ist nur ein großer, kahler
Raum und sonst gar nichts. Nicht unbedingt der beste Ort, um sich zu
verstecken. Vorsichtig schließe ich die Tür wieder.
»Und, wie sieht’s da drinnen aus?«, fragt Emma, die an der Treppe
Schmiere gestanden hat.
»Es ist leer, da kann ich mich nirgendwo verstecken. Versuchen wir’s
bei einem anderen.«
Wir schieben uns unauffällig wieder an die anderen heran, und auf
einmal höre ich, wie Gary zu zwei älteren Damen sagt: »Die meisten Häuser sind
gar nicht eingerichtet, sondern dienen nur als Außenkulisse. Nur das Haus von
Edie Britt ist vollständig ausgestattet und das der Van De Kamps hier zum
Teil.«
Mehr wollte ich gar nicht wissen. Emma und ich trippeln schnell
weiter, bis wir beim Haus von Edie Britt angekommen sind.
»Okay, Emma, wir machen es folgendermaßen: Ich verschwinde jetzt da
hinein und verstecke mich, und sobald ihr weiterfahrt, schickst du mir eine SMS , damit ich weiß, dass die Luft rein ist. Dann schlage
ich mich zu Fuß bis zu den Bungalows durch und sehe, ob ich irgendwo reinkomme.
Danach melde ich mich wieder bei dir. Alles klar?«
Emma sieht sich um wie eine Geheimagentin. »Klar doch, bereitmachen
zum Vorrücken!«
Vorrücken? Könnte es sein, dass sie das
hier ein bisschen zu ernst nimmt? Egal. Ich tue so, als würde ich mich für ein
Foto vor die Haustür stellen, und als gerade niemand hersieht, reiße ich sie
auf und husche blitzschnell hinein.
»Wow!«, entfährt es mir.
Das Haus ist vollständig eingerichtet, mit Wohnzimmer und Küche und
allem, was dazugehört, und eine Treppe führt sogar ins Obergeschoss. Ob es da
auch eine Einrichtung gibt, ein Badezimmer zum Beispiel? Das wäre nämlich ganz
hervorragend, müsste ich doch gerade ganz dringend für kleine Mädchen. Zögernd
taste ich mich die Treppe hoch, und zu meiner Erleichterung finde ich ein
komplett ausgestattetes Obergeschoss vor. Ich reiße nacheinander die Türen auf,
bis ich endlich das Badezimmer gefunden habe, und lasse mich erleichtert auf
die Toilette nieder. Ob Nicollette Sheridan auch hier gesessen hat?, schießt es
mir durch den Kopf. Warum eigentlich nicht, sofern die Spülung
funktioniert … Ups, die habe ich gar nicht ausprobiert. Ich drehe meinen
Oberkörper und drücke vorsichtig den Hebel am Spülkasten – Gott sei Dank, das wäre vielleicht peinlich gewesen.
Ich habe gerade meine Jeans wieder hochgezogen, als mein Handy
summt. Die SMS von Emma!
Ziehen gerade ab! Kannst ausschwärmen! Over!
Sie sind weg. Großartig. Ich werfe noch einen wehmütigen Blick auf
die Schränke, in die ich nur zu gerne noch einen Blick geworfen hätte, begnüge
mich dann aber damit, mir schnell die Hände zu waschen, und husche wieder
hinunter ins Wohnzimmer. Beim Spiegel im Vorraum richte ich noch mein Haar
zurecht, dann reiße ich die Tür auf und – pralle zurück, als wäre ich
gegen eine Wand gelaufen.
Ein Touristenbus parkt vor mir, und diesmal nicht nur der Bus,
sondern dahinter auch noch drei Waggons, die an ihm dranhängen, und sie sind
gerammelt voll mit Touristen.
»Sieh mal, Papi, eine Schauspielerin!«, kommt es von einem kleinen
Mädchen. Köpfe werden herumgerissen, und ein kollektives »Aaaah« ertönt.
Mindestens hundert Kameras nehmen mich ins Visier.
Auch der Tourführer guckt
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