Im Bett mit Brad Pitt
da überhaupt interessieren, ob irgendein Schauspieler irgendeine
Affäre noch dazu mit einer völlig Unbekannten hat? Niemanden – eben.
Ich sage mir das zum hundertsten Mal vor, dann rekle ich mich
ausgiebig im Bett. Ein schlaftrunkener Blick zeigt mir, dass Emma schon auf
ist. Sie muss im Badezimmer sein, da ich nebenan das Rauschen der Dusche und
dazu erbärmlichen Gesang vernehme.
Schwungvoll federe ich aus dem Bett.
»Morgen, Emma!«, rufe ich, als ich das Badezimmer betrete.
»Hi, Lilly!«, kommt es aus der Dusche zurück. Ich putze als Erstes
die Zähne, um den widerlichen Geschmack aus meinem Mund zu bekommen. Das
erinnert mich wieder an den Wein gestern Abend. Emma und ich hatten uns auf der
Heimfahrt mit Rotwein und Knabbergebäck eingedeckt und es uns dann vor dem
Fernseher gemütlich gemacht. Von den anderen war niemand zu Hause, und es war
noch nicht mal zehn, da lagen wir schon glückselig beduselt im Bett und
schliefen wie die Bären im Winter.
»Und, wie geht’s dir heute?« Emma rubbelt sich ihr
kohlrabenschwarzes Haar ab.
»Erstaunlich gut eigentlich. Und dir?«
»Auch gut. Muss wohl am vielen Schlaf liegen. Den Schock mit der
Schlagzeile hast du inzwischen verdaut?«
»Klar, ist gar kein Thema mehr. Wie spät ist es überhaupt?« Ich
klettere in die Badewanne und ziehe den Duschvorhang zu.
»Fast neun. Ich mache mir Frühstück, willst du auch was?«
»O ja, für mich Schinken mit Ei, bitte, und Kaffee. Hast du schon
mit den anderen geredet?«
»Nein, noch nicht. Kimberly ist, glaube ich, schon weg, aber Vanessa
und Susan habe ich vorhin in der Küche reden gehört.«
»Haben sie auch den Artikel erwähnt?«
»Konnte ich nicht verstehen«, gesteht Emma. »Du weißt ja, wenn die
schnell miteinander reden, kriege ich nicht viel mit.«
»Okay, ist auch egal.«
Ich dusche ausgiebig, dann föhne ich mir notdürftig die Haare
trocken und wickle mich in meinen Bademantel.
Als ich das Wohnzimmer betrete, weht mir bereits der Duft von
frischem Kaffee und Rührei entgegen, und mein Magen gibt ein heftiges Knurren
von sich. Mann, habe ich Kohldampf.
Emma hat sich schon über ihre Portion hergemacht, und Susan sitzt
neben ihr auf dem Sofa und blättert in einer Zeitschrift. Vanessa hockt mit
einer Kaffeetasse in der Hand im großen Ohrensessel und strahlt mich aus großen
Augen an.
»Morgen allerseits«, sage ich fröhlich.
»Duuu!« Das kam von Vanessa.
»Wie bitte?«, sage ich verwirrt.
»Duuu« , wiederholt sie mit ehrlicher
Bewunderung in ihrer Stimme, und dazu wackelt sie tadelnd mit dem Zeigefinger.
»Unsere unschuldige kleine Lilly ist der Vamp von Hollywood! Wie hast du das
bloß geschafft?«
»Du meinst die Schlagzeile?«, lache ich unsicher. »Ach, weißt du,
das war bloß …«
»Vergiss es, Lilly, ich habe schon versucht, es ihnen zu erklären.«
Emma blickt kurz von ihrem Teller hoch.
»Emma hat irgendwas von einem Hund erzählt«, ergänzt Susan. »Aber
wir sind daraus nicht schlau geworden.«
»Also, dann hört zu …« Ich erzähle noch einmal schnell, wie es
sich zugetragen hat. »… ein dummer Zufall also, nichts weiter.« Ich
schiebe mir eine Gabel Rührei in den Mund.
Vanessa mustert mich skeptisch. »Das soll alles gewesen sein? Das
wird dir aber niemand abnehmen.«
»Das denke ich auch«, nickt auch Susan. »Wenn es nur ein Artikel gewesen wäre, vielleicht, aber so …«
»Was meinst du damit?«, frage ich alarmiert.
»Na, das hier …« Sie schiebt mir ihre Zeitschrift über den
Tisch. Diesmal ist es die People , und als ich die
Titelseite sehe, verschlucke ich mich fast an meinem Rührei.
Brad Pitt und seine strenge
Gespielin!
Alle fragen sich: Was wird
nun aus den Kindern?
Das darf doch wohl nicht wahr sein. Und diesmal küsse ich ihn
auf dem Foto sogar!
Dieser verdammte, widerliche Mistkerl von einem Reporter! Er hat mit
seiner Geschichte anscheinend gleich bei mehreren Zeitungen abkassiert. Mit
glühendem Gesicht reiße ich an den Seiten, um zu dem betreffenden Artikel zu
gelangen.
»Seite vierzig«, hilft Susan mir.
Mist. Wieder dieselbe Geschichte, und diesmal hat er sogar noch ein
paar Einzelheiten dazugepackt.
»Sag mal, Lilly, stimmt das?« Vanessa beugt sich neugierig vor.
»Was denn?«
»Dass er kleiner ist als die anderen?«
»Du meinst Brads … woher soll ich das denn wissen?«, schreie
ich sie an. »Ich habe von Little P geredet,
meinem Hund, er ist kleiner als die anderen West
Highland Terrier!«
»Wieso denn auf einmal
Weitere Kostenlose Bücher