Im Bett mit dem besten Freund
ich meine?“
„Ich denke schon.“ Eine Freundschaft konnte auch viel Arbeit erfordern – und Geduld und Kompromissbereitschaft. Freundschaften, die schon seit zwanzig Jahren bestanden, waren wahrscheinlich genauso selten wie zwanzigjährige Ehen. Genau genommen war ihre Freundschaft zu Nick vielleicht sogar wie eine Ehe gewesen – nur ohne Sex. Und vermutlich hatten sie genauso viel oder sogar noch mehr als die meisten verheirateten Paare miteinander gesprochen.
„Wir haben noch andere Probleme …“, begann Jess, doch in diesem Moment betrat ihr Bruder die Küche, und sie verstummte. Bedeutete das etwa, dass es da etwas gab, das sie vor ihm verheimlichen wollte?
Nick trug lediglich Jeans, und sein Haar war noch ganz zerzaust vom Bett. Kurzum: Er sah einfach umwerfend attraktiv aus. Zu schade, dass letzte Nacht beziehungsweise dieser Morgen das absolut letzte Mal gewesen war.
„Guten Morgen, Ladies“, sagte er fröhlich. Nachdem er seiner Schwester einen Kuss auf die Wange gehaucht hatte, nahm er Terri in die Arme und küsste sie lange und leidenschaftlich.
„Igitt! Geht in ein anderes Zimmer“, neckte Jess sie, während sie zur Spüle trat, um ihre Tasse auszuwaschen.
Nick lachte und zwinkerte Terri zu. „Und wie hast du geschlafen, Sweetheart?“
Strafend sah sie ihn an und schob ihn von sich. Es war eine Sache, wenn sie miteinander schliefen, aber eine andere, sich seine anzüglichen Bemerkungen in Gegenwart seiner Schwester anzuhören.
Nick ging zur Kücheninsel und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. „Wann sollen wir eigentlich bei Mom sein?“
„Um elf“, antwortete Jess und stellte ihren Becher in den Geschirrspüler. „Dinner ist dann um fünf Uhr bei Nonno . Macht es euch etwas aus, wenn ich mit euch fahre? Ich habe das Gefühl, dass ich das Dinner nur überstehe, wenn ich mir ein paar Drinks genehmige.“
„Ich werde nichts trinken“, erwiderte Terri. „Also kann ich gerne fahren.“
„Dann darf ich also auch was trinken?“, fragte Nick hoffnungsvoll.
Sie zuckte die Achseln. „Wenn es das ist, was du willst.“
Es machte ihr nichts aus. Wenn Nick etwas zu viel getrunken hatte, dann benahm er sich nicht viel anders als normalerweise. Er war lediglich ein wenig herzlicher, nahm sie häufiger in den Arm und erzählte ihr, was für eine gute Freundin sie doch war und wie sehr er sie liebte.
„Warum fangen wir dann nicht gleich damit an?“, schlug Nick vor. „Von der Hochzeit ist noch fast eine ganze Kiste Champagner übrig. Wie wäre es mit einem Sekt-Orangensaft?“
„Oh, das klingt toll!“, rief Jess und klatschte in die Hände. „Ich hole die Gläser und den Orangensaft.“
„Und ich öffne die Flasche“, sagte Nick.
Und ich sehe zu, dachte Terri und kam sich mit einem Mal etwas ausgegrenzt vor. Doch sie nahm das Opfer gerne auf sich, wenn sie dadurch zu ihrem Baby kam. Und falls sonst nichts weiter dabei herauskam, würde es wenigstens ein interessanter Tag werden.
10. KAPITEL
Nicks Schwester Maggie rief an und fragte, ob sie mit ihnen erst zu ihrer Mom und dann zu Nonno fahren könne. Nachdem sie zu Nick gekommen war, quetschten sie sich alle in Nicks Mercedes. Terri fuhr, da Nick und Jess bereits anderthalb Flaschen Champagner getrunken hatten. Dabei war es erst zehn Uhr dreißig.
Zum Brunch bei Nicks Mom gab es Bellinis – traditionelle italienische Cocktails, die aus dem Püree weißer Pfirsiche und Prosecco gemixt wurden.
Irgendwann verlor Terri den Überblick darüber, wie viele von diesen Cocktails die drei anderen getrunken hatten, doch als sie zu Nonno aufbrachen, ging es allen prächtig. Nick beugte sich sogar zu ihr herüber und tätschelte ihre Wange, wobei er weinselig lächelte und sagte: „Ich liebe dich, Terri.“
Seine Schwestern, die auf dem Rücksitz saßen, seufzten laut und neidvoll, denn sie konnten ja nicht wissen, dass er Terri lediglich als Freundin liebte.
„Ich liebe dich auch“, erwiderte Terri, nahm seine Hand von ihrem Sitz und schob sie zu ihm zurück, damit sie sich auf den Straßenverkehr konzentrieren konnte. Doch bevor sie wieder das Lenkrad fassen konnte, schnappte er sich ihre Hand und hielt sie fest.
„Nein, ich meine, ich liebe dich wirklich .“
Sie befreite sich und tätschelte beruhigend seine Hand. „Ich liebe dich auch wirklich.“
„Das ist einfach nicht fair“, beklagte sich Maggie. „Ich möchte auch mal so etwas wie ihr erleben.“
„Ich auch“, sagte Jess.
Nick sah zu seinen Schwestern.
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