Im Bett mit
Erfolg. Im Santa Ynez Valley von Los Olivos stieß er auf sein ganz persönliches Neverland. Die idyllische Tallandschaft mit ihrem uralten Baumbestand von Eichen und Sykomoren, einem künstlichen See mit Wasserfall und in die Landschaft verstreuten Windmühlen bietet heute noch einen Anblick, als sei die Zeit hier stehen geblieben. Ganz wie es sich für einen gehört, der Peter Pan sein will, ließ Michael zum Entzücken seiner kleinen Besucher auch einen Vergnügungspark in dem weitläufigen Areal einrichten: Riesenrad, Autoscooter, Karussells und eine dampflokbetriebene Schmalspurbahn lockten zu Vergnügungen aller Art, Pferde und ponygezogene Wagen luden zu Erkundungsfahrten über Land. In einem eigenen Zoo waren allerlei Tiere, darunter mehrere Krokodile und eine riesige weiße Pythonschlange, zu bestaunen. Und im Haus selbst tummelte sich Bubbles, Michaels geliebter Schimpanse. Gerüchten zufolge versuchte der Star sogar, die Affensprache zu lernen, um mit Bubbles auf dessen Weise kommunizieren zu können. Nun, die Presse hatte vermutlich wenig Mühe, etwas zu erfinden, wenn es um den »Spinner« Jackson ging.
Hier auf Neverland vollzog sich Michaels Emanzipation von seinem Familienclan, und hier hätte er in den Pausen zwischen Aufnahmeterminen und Konzerttourneen ein ruhig-beschauliches Leben führen können, doch zu seinem Verhängnis sollte es dazu nie wirklich kommen.
Hier treffen wir auch auf seine ganz persönliche Bettgeschichte. Betten und Schlafzimmer hatten in Michaels Leben schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Von frühester Kindheit an war er es gewöhnt, seine Schlafstätte mit anderen zu teilen. In seinem ersten Zuhause in Gary, Indiana, hatte es nur zwei Schlafzimmer gegeben. Das eine beanspruchten die Eltern für sich, das andere teilten sich die Brüder in Stockbetten. (Die Schwestern waren im Wohnzimmer auf einem gemeinsamen Schlafsofa untergebracht.) Diese Schlafverhältnisse bedeuteten zwar eine enorme räumliche Beengtheit, andererseits aber waren sie auch Kitt für den Zusammenhalt der Familie. Später, nach der Übersiedlung in ein geräumiges Anwesen in Encino, gab es Platz in Fülle. Die Geschwister brauchten nun nicht mehr gleichsam aufeinander zu kleben. Der empfindsame Michael scheint diese Vereinzelung aber eher als eine Art von Entfremdung empfunden zu haben und nützte die Gelegenheit, in Gesellschaft des einen oder anderen seiner Brüder zu schlafen, wann immer sie sich bot. Oft genug wurde er auch Zeuge von sexuellen Eskapaden der Älteren, was ihn offenbar eher abstieß als zur Nachahmung animierte. Möglicherweise war sein sexueller Appetit auch deshalb so unentwickelt, weil er als Kind eine zu große Dosis davon als stummer Zeuge mitbekommen hatte. Wie sollte man einen Jungen einschätzen, der mit den Mädchen, die ihn umschwärmten, lieber reden als schlafen wollte? Da schlug wohl die streng religiöse Auffassung seiner Mutter durch: Sex und Nacktheit waren nur unter bestimmten Umständen zu tolerieren, ansonsten aber mit »Schmutz« gleichzusetzen.
In den Jahren, in denen andere zu Erwachsenen werden, schien Michael sich gleichsam zurückzuentwickeln, wieder ein großes Kind zu werden. Er hatte eine hohe Meinung von den geistigen Fähigkeiten der Kinder und fühlte sich von ihnen in besonderer Weise inspiriert. »Mein liebster Zeitvertreib ist es, mich mit Kindern zu beschäftigen. Mit ihnen zu reden und zu spielen, bedeutet mir alles. Sie wissen alles, was die Erwachsenen nur mühsam herausfinden können, sie haben viele Geheimnisse, aber es ist schwierig für sie, das herauszulassen. Ich kann das erkennen und so viel von ihnen lernen.« Damit versuchte er seine Vorliebe für kindliche Spielgefährten zu erklären. Vermutlich aber war es wohl so, dass er in jedem Kind, das seinen Lebensweg kreuzte, etwas von sich selbst zu finden meinte. Jedenfalls bedeutete es für ihn das größte Vergnügen, mit Kindern zusammen zu sein, sie zu sich einzuladen und ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Er liebte es, ihnen beim Spielen zuzusehen oder sich selbst daran zu beteiligen, und er mochte es womöglich noch mehr, mit ihnen zu kuscheln, in seinem riesigen Bett zu liegen und ihnen beim Schlafen zuzuschauen. »Meine kreativsten Momente hatte ich fast immer, während ich mit Kindern zusammen war; dann kommt die Musik ganz von allein, wie das Atmen. Wenn ich müde bin oder mich langweile, lassen mich die Kinder wieder aufleben. Zwei braune Augen schauen mich so tief
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