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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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empfindend, so unschuldig an, und ich denke: Dieses Kind ist selbst wie ein Song«, beschreibt Michael die Wirkung, die Kinder auf ihn hatten.
    Im Umgang mit ihnen wird er selbst mehr und mehr zum Kind: »Wir machen Kissenschlachten und spielen miteinander. Es ist alles ganz unschuldig …« Jahre später sollte Michaels Umgang mit den Kindern in seinem Schlafzimmer Gegenstand massiver Zweifel werden. Doch zunächst folgten ihm die durch seine Großzügigkeit wie seinen Starruhm faszinierten »Kids« wie einst die Kinder von Hameln ihrem Rattenfänger.
    Weil Michael überzeugt war, dass er ohne die Gesellschaft von Kindern nicht existieren könne, ließ er sich selbst auf seinen Tourneen von dem einen oder anderen seiner kleinen Favoriten begleiten. Der war dann für ihn eine Art von Maskottchen, das sich im Partnerlook mit dem Star selbst auf der Bühne als sein Miniatur-Double präsentierte. Die Kinder, die Michael auf sein Anwesen Neverland einlud, wurden nicht nur mit Spielzeug und sonstigen Geschenken überhäuft, sondern auch ermutigt, sein Bett mit ihm zu teilen – in aller Unschuld, wie er bei unzähligen Gelegenheiten versicherte. Er schien die längste Zeit nicht begriffen zu haben, auf welch schmalem Grat er sich damit bewegte. Sein Schlafzimmer in dem schlossartigen Gebäude glich eher einem großen Spielzimmer als einem Raum, in den man sich zum Schlafen zurückzog. In dem Heim, das er in Encino gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern seiner Familie bewohnt hatte, hatte es in seinem Schlafzimmer kein richtiges Bett gegeben, vielmehr schlief er auf einer mit dicken Teppichen bedeckten Estrade beim Kamin. Auf Neverland hingegen gab es ein riesiges Bett, das zu Kissenschlachten und allen möglichen Spielen genügend Raum bot. Ein goldener Thronstuhl am Kamin sollte wohl auf nicht gerade dezente Weise andeuten, dass Michael sich in diesem seinem ganz persönlichen Reich als unumschränkter »König« sah. Im Übrigen war dieser Raum mit allem möglichen Spielzeug vollgepackt. Die Märchenfigur des Peter Pan war in unzähligen Varianten an den Wänden zu bestaunen – zwischen großflächigen Porträts von Michaels wohlmeinenden »Patroninnen«, wie seinem weiblichen Mentor, dem Showstar Diana Ross oder der illustren Diva Elizabeth Taylor, die bei Michael die Rolle einer verlässlichen mütterlichen Freundin übernommen hatte; beides Frauen, von denen er stark beeindruckt war und denen er nur zu gerne sowohl in seiner äußeren Erscheinung als auch in seiner Bühnenpräsenz nachzueifern suchte. Es ist offensichtlich, dass Michaels Persönlichkeit von einem deutlich weiblichen Wesenszug geprägt war, noch stärker freilich machte sich ein kindhaftes Element darin bemerkbar, der Wunsch, wie sein Märchenidol Peter Pan nie erwachsen zu werden. Was tut einer, der gerne seinem Fantasiebild gleichen möchte, aber durch sein Äußeres daran gehindert wird? Peter Pan hatte ganz bestimmt keine breite Sattelnase und braunes Kraushaar, und er war auch kein Farbiger mit dunklem Teint. Vielmehr hatte er ein Grübchen am Kinn, und eine Nase ähnlich der von Diana Ross oder der göttlichen Liz Taylor. Und vor allem, er war kein verachteter Farbiger, Peter Pan – oder vielmehr die Idee von ihm, die Michael in sich trug – war weiß!
    Michaels ganz persönliches Verhängnis war es, dass er reich und vor allem gutgläubig genug war, zu meinen, er könne sich all diese »wünschenswerten« Veränderungen seines Äußeren erkaufen. Schönheitsoperationen gehörten damals in Hollywood und Umgebung schon längst zu den Alltäglichkeiten des Showgeschäfts. Also begab sich auch Michael Jackson kurzerhand unter das Messer, und weil ihm die angestrebten Korrekturen beim ersten Mal nicht weit genug gingen, wiederholte er die fatale Prozedur wieder und wieder, bis er sein eigenes Gesicht nicht mehr sehen konnte und sich – außer auf der Bühne, wo der Abstand zu seinem Publikum groß genug war – öffentlich nur noch mit einem die Nase verhüllenden Mundschutz, riesigen Sonnenbrillen und Schlapphut sehen lassen wollte. Von dem lebhaften farbigen Jungen mit dem gewinnenden Lächeln und den strahlenden Augen war so gut wie nichts geblieben: Sein Gesicht und die Hände erschienen – dank der zahlreichen Bleichmittel, die er benutzte – von einem unbestimmbaren Weißgrau, lange dunkle Haarsträhnen umrahmten anstelle der einst üppigen Afrofrisur beinahe weibliche Züge mit einer scharf geschnittenen, zerbrechlich dünnen Nase und

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