Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
Vom Netzwerk:
Stille umgebracht habe. Weil Sie dann die A-A-Arme und Bei-Bei-Bei-Beine gekriegt haben.«
    »Nein«, flüsterte Dr. Gill. »Nein, das stimmt nicht.«
    »Ihnen gefällt nur nicht, dass ich d-d-die Leichen jetzt draußen hinlege. Habe ich r-recht, Dr. Kill?« In Dr. Gills Augen blitzte Schuldbewusstsein auf.
    Anfangs hatte er die Leere in sich schon dadurch füllen können, dass er Anna Keanes Leichen zerlegte. Aber dann war die Leere größer geworden. Er brauchte Körper, die zu Beginn noch lebten.
    Und später hatte es ihm auch nicht mehr gereicht, die Überreste im Krematorium zu beseitigen. Jetzt wollte er, dass alle von seinen Taten erfuhren.
    Von Craig Peters. Der es allen zeigte.
    »Warum tun Sie es denn?« Dr. Gill schien sich fast vor der Antwort zu fürchten.
    »Mir ist einfach da-danach.« Er würde doch seine Taten nicht vor diesem Mann rechtfertigen. Diesem Schwächling. Der konnte sich doch gar nicht vorstellen, welche Macht Craig über seine Opfer besaß. Wie sie bettelten. Flehten. Weil sie eine Scheißangst um ihr Leben hatten.
    Um das Gesichtsfeld seines linken Auges erschienen weiße Punkte. Wie Spritzer von Meeresgischt. Sie hüpften regellos umher.
    Er schüttelte den Kopf. Sie schossen wild durcheinander. Das passierte jetzt immer öfter. So wie auch der Drang immer öfter hochkam.
    »Sie müssen damit aufhören.« Dr. Gill sprach leise, flehend. »Das sind doch noch junge Mädchen.«
    Craigs ganzer Körper geriet unter Spannung. Wie ein Gummiband. Straff, gedehnt, kurz vor dem Zerreißen. Er konnte nicht atmen. Seine Augen verdrehten sich nach oben.
    Der Gummi zersprang.
    Seine Gliedmaßen zuckten.
    Er schluckte. »Es ist z-z-zu spät.«
    Er stellte das Tablett auf der Arbeitsplatte ab und drängte sich an Dr. Gill vorbei.
    Er würde nach Hause gehen, seine Aktentasche nehmen und warten, bis die Dunkelheit hereinbrach. Dann verkauften die Huren ihre Körper. Sie ahnten ja nicht, dass es ihr letztes Geschäft war.
    Kate parkte ihren Wagen in einer kleinen Seitenstraße neben der Hollis University. Inzwischen war sie etwas ruhiger. Sie zwang sich, in gemäßigtem Tempo auf das Gebäude zuzugehen, in dem sich Dr. Gills Labor befand. Es war ein Backsteinbau aus den Sechzigerjahren, der Kate an ihre Highschool erinnerte. Selbst der muffige Geruch von uraltem Linoleum war der gleiche. Seltsam, wie ein bestimmter Geruch lange verdrängte Erinnerungen an die Oberfläche holen konnte. Auf einmal fühlte sie sich wieder isoliert, spürte wieder den Wunsch, so zu tun, als würden ihr das peinliche Schweigen und die verstohlenen Blicke ihrer Klassenkameraden nichts ausmachen. Fast sah sie Jugendliche in Gruppen vor zerbeulten Spinden aus Metall herumstehen und sich unterhalten.
    Während sie den Korridor entlangging, schüttelte sie die geduckte Haltung ab, in die sie unbewusst verfallen war, und begann die kleinen Plastikschilder zu lesen. Ein blonder Mann drängte sich eilig an ihr vorbei. Er war blass, und sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Sie hatte diesen Typ schon einmal gesehen.
    Bei Lisa MacAdams Beerdigung.
    Der Mann im grauen Anzug.
    »Oh, entschuldigen Sie«, sagte Kate, obwohl er es war, der sie angerempelt hatte.
    Er schaute sie an, aber schien sie nicht zu erkennen.
    Zuerst ging er einfach weiter. Aber dann blieb er stehen und wandte sich langsam um. Sie spürte seinen Blick im Rücken.
    Kates Magen zog sich zusammen. Sie eilte den Gang entlang. Da öffnete sich eine Tür, und ein älterer Mann in einem Laborkittel kam heraus, in den Händen ein Tablett mit Bechergläsern.
    Der blonde Mann von der Trauerfeier entfernte sich jetzt in Richtung Fahrstuhl. Kate hörte, wie sich die Aufzugtüren öffneten. Sie atmete erleichtert auf.
    Das war ein komischer Typ gewesen.
    Sie achtete wieder auf die Türschilder. Am Ende des Gangs fand sie Dr. Gills Labor. Kate warf einen Blick durch das schmale Türfenster und klopfte an. Ein sehr großer Mann, der sich im hinteren Teil des Labors aufhielt, zuckte bei dem Geräusch zusammen. Er drehte sich erschrocken um, hatte sich aber schnell wieder unter Kontrolle. Er kam zur Tür und öffnete, versperrte ihr jedoch den Weg.
    Kate legte den Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen blicken zu können. Sie waren blassblau und schauten sie durch eine randlose Brille an.
    »Dr. Gill?«
    »Ja.« Sein Blick huschte über ihr Gesicht.
    Sie streckte die Hand aus. »Mein Name ist Kate Lange.«
    »Wie kann ich Ihnen helfen?« Seine Wangen waren gerötet. Auf seiner hohen

Weitere Kostenlose Bücher