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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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Verleihung ihrer Abschlussurkunde an der juristischen Fakultät, an die Zulassung als Anwältin. An das Stellenangebot von LMB . An Alaska, wie er sie mit seinem trotteligen Grinsen begrüßte, wenn sie nach Hause kam.
    Die Dunkelheit schien ihr etwas zuzubrüllen.
    Raus hier. Raus hier.
    Sie hätte überhaupt nicht herkommen dürfen. Sie sollte sich aus dem Staub machen, solange es noch ging. Bevor man sie erwischte. Denn man würde sie erwischen.
    Sie hatte so hart gearbeitet, um es so weit zu bringen. Um die beschämende Vergangenheit hinter sich zu lassen. Das durfte sie nicht alles aufs Spiel setzen. Sie würde schon einen anderen Weg finden, um
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zu überführen.
    Sie wandte sich ab.
    Und hielt inne.
    Sie kniff die Augen fest zusammen.
    »Verdammt, scheiß drauf.«
    Sie knipste das Licht an. Ihr Blick fiel auf den Metalltisch in der Mitte des Raums.
    Sie betrachtete die glatte, silbrige Oberfläche. Die Ablaufrinnen, die an den Rändern entlangliefen. Gleich daneben stand ein Behälter mit Einbalsamierungsflüssigkeit, um den ein dicker rosafarbener Schlauch gewickelt war. Nichts deutete darauf hin, dass dies der Ort war, wo man vor fünfzehn Jahren ihre Schwester für die Beerdigung zusammengeflickt hatte.
    Kate stellte sich all die Toten vor, die hier gebadet, zusammengenäht, einbalsamiert, geschminkt und eingekleidet wurden, damit ihre Angehörigen sie betrauern konnten, ohne daran erinnert zu werden, welche Schmerzen die Toten gelitten hatten.
    War dies auch der Ort, wo die Verstorbenen zerlegt wurden?
    Wenn man das mit ihrer Schwester gemacht hätte …
    Kates Herz pochte heftig in ihrer Brust.
    Sie hatte gedacht, sie wäre hier, um die vielen potenziellen Opfer zu schützen – die Lebenden, die sich an infiziertem Gewebe anstecken konnten. Nun wurde ihr bewusst, dass sie auch wegen jener Opfer gekommen war, die bereits tot waren.
    Es war eine Sache, wenn Menschen den eigenen Körper spendeten, damit er dem Gemeinwohl diente. Ihnen diese Körper zu stehlen, wenn sie sich nicht mehr wehren konnten, war ganz etwas anderes. Sie würde all die Schwestern, Mütter, Väter und Brüder schützen, die Anna Keane anvertraut worden waren und die dann in Einzelteile zerlegt und stückweise an den Meistbietenden verkauft wurden.
    Kate ging im Raum umher und betrachtete die Gerätschaften, ohne sie zu berühren. Ihre Absätze klackten laut auf dem gefliesten Boden. An der einen Wand war ein Regal mit grünem Desinfektionsmittel für die Hände und rosa- und orangefarbenen Flaschen. Aber Aktenschränke gab es hier nicht. Wo wurden die Unterlagen aufbewahrt? In Anna Keanes Büro hatte Kate ebenfalls keine Aktenschränke bemerkt.
    Dann blieb ihr Blick an etwas hängen. Es war ein roter Knopf; er saß an der hinteren Wand gleich neben einem Lichtschalter. Sie eilte hinüber. Beim Näherkommen entdeckte sie, dass sich in der Wand eine Fahrstuhltür befand, etwas zurückgesetzt und von der anderen Raumseite aus kaum sichtbar. Vielleicht führte dieser Fahrstuhl zu Annas Büro, oder noch besser: zu dem von
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.
    Kate drückte auf den Knopf. Die Aufzugtüren öffneten sich lautlos, und sie betrat die Kabine. Dabei wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie geradewegs in eine Falle lief. Sie drückte den einzigen Knopf. Der Fahrstuhl setzte sich aufwärts in Bewegung. Kates Angst wuchs und wuchs.
    Der Fahrstuhl hielt im Dachgeschoss. Die Türen öffneten sich. Kate trat vorsichtig in die Dunkelheit hinaus. Der Aufzug glitt wieder abwärts. Kate stand im Dunkeln, und Verwesungsgeruch kroch ihr in alle Poren.
    Sie tastete an der Wand entlang und berührte einen Lichtschalter. Erleichtert atmete sie auf.
    Im Raum wurde es hell. In der Milchglasscheibe des einzigen Fensters sah Kate ihr angespanntes Gesicht gespiegelt. Das Licht würde von draußen zu sehen sein. Sie musste sich beeilen.
    Rasch ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. Er war klein und früher vermutlich ein zweites Büro gewesen. Dann hatte man ihn zu einem Einbalsamierungsraum umgebaut. Er war ähnlich eingerichtet wie der Raum im Erdgeschoss, nur die lange Arbeitsbank fehlte. Es gab einen Einbalsamierungstisch, ein Waschbecken mit Unterschrank, einen kleinen Aktenschrank und drei Gefriertruhen, alles eng beieinander.
    Kate eilte zum Aktenschrank und öffnete das oberste Schubfach.
    Bingo. Es waren die Geschäftsunterlagen von
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. Dies musste der Raum sein, in dem
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das Gewebe gewann.
    Kate zog die ersten drei Dokumente

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