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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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hat? Wir wollen den zeitlichen Ablauf rekonstruieren.«
    Richterin Carson schloss die Augen. Als würde sie Ethans Anblick nicht ertragen. Egal. Es gab wichtigere Dinge. Ein brutaler Mörder war auf freiem Fuß. Sie mussten den Kerl erwischen.
    Richterin Carson öffnete die Augen. Ihr Blick war fest. »Ich habe keine Ahnung, was sie gemacht hat.«
    »War sie in der Schule?«
    »Ich denke schon.«
    »Was hat sie normalerweise nach der Schule gemacht?«
    »Manchmal hat sie ihre Großmutter besucht. Sie sollten sie anrufen. Ihr Name ist Marian MacAdam.« Ihre Stimme war ausdruckslos.
    »Ihre Telefonnummer?«
    Richterin Carson nannte sie ihm, immer noch in diesem emotionslosen Tonfall. »Lisa hat mir gesagt, sie würde bei Marian zu Abend essen, aber in Wirklichkeit war ihre Großmutter gestern in ihrem Ferienhaus.«
    »Wusste Lisa das?«
    »Laut ihrer Großmutter ja.«
    »Also hat Lisa Sie angelogen?« Ethan beobachtete ihr Gesicht. Würde diese Frage sie verletzen? Oder sie wütend machen?
    Weder noch. Sie zuckte nur die Schultern. »Es scheint so.«
    »Wissen Sie, wo Lisa zu Abend gegessen hat?«
    »Nein. Ich komme zum Abendessen meist nicht nach Hause, Detective. Meine Arbeit lässt das nicht zu. Lisa hat üblicherweise bei ihrer Großmutter gegessen oder sich zu Hause selbst etwas zu essen gemacht. Manchmal ist sie auch mit Freunden essen gegangen.« Ethan stellte sich vor, wie das Mädchen in die leere Wohnung kam und ein Tiefkühlgericht in die Mikrowelle schob.
    »Um welche Zeit ist Lisa normalerweise nach Hause gekommen?«
    »Gegen neun oder zehn. Manchmal später.«
    Also hatte diese Fünfzehnjährige praktisch niemandem Rechenschaft ablegen müssen. Oder höchstens ihrer Großmutter.
    Noch wollte er sich kein Urteil über die Frau erlauben, die hier vor ihm saß, doch Lisa tat ihm jetzt schon leid. Er sprach so neutral wie möglich weiter: »Hatte Lisa Probleme mit Drogen?«
    Richterin Carson blickte auf ihre Hände. Sie waren breit und kräftig. An einem Fingerknöchel hatte sie einen kleinen Schnitt, dessen Ränder noch gerötet waren.
    Schließlich schaute die Richterin wieder hoch. »Was ich Ihnen jetzt sage, gehört nicht in die Akte. Haben Sie mich verstanden?«
    Ethan verstand sie nur zu gut. Niemand mochte es, wenn die eigenen Versäumnisse dokumentiert wurden. Denn schwarz auf weiß zu Papier gebracht, wirkten sie nur allzu oft wie Missetaten. »Euer Ehren, Ihre Tochter ist einem Mord zum Opfer gefallen. Wir müssen herausfinden, wer ihr das angetan hat. Da kann jede Information relevant sein. Wenn ich irgendetwas nicht dokumentiere, übersehen wir womöglich einen wichtigen Hinweis.« Es kam ihm ein wenig lächerlich vor, dass er das ausgerechnet Hope Carson erklärte. Als Strafrichterin wusste sie es längst. Aber sie ließ ihm keine andere Wahl. Gerade die Dinge, die sie nicht schriftlich festgehalten haben wollte, konnten sich als entscheidend erweisen, und das wussten sie beide.
    Sie sah ihm zornig ins Gesicht. Offenbar hatte sie gedacht, sie könnte ihn einschüchtern, aber es hatte nicht funktioniert. Und sein Tonfall schmeckte ihr auch nicht. Jetzt erwog sie, was sie tun sollte.
    »Meine Tochter hatte ihre Probleme«, sagte sie gefasst. »Sie ist in schlechte Gesellschaft geraten. Sie hat angefangen, Drogen zu nehmen. Aber ich weiß, dass sie wieder damit aufgehört hat.«
    »Und woher wissen Sie das?« Wie zum Teufel konnte die Richterin das mit solcher Sicherheit sagen? Sie hatte doch gerade zugegeben, dass sie nicht wusste, was ihre Tochter den ganzen Tag machte, während sie selbst bei der Arbeit war.
    »Weil ich dafür gesorgt habe. Sie hatte kein Geld, um Drogen zu kaufen. Außerdem wusste sie, dass ich sie wegschicken würde, falls man sie mit Drogen erwischte.«
    »Wegschicken? Wohin?«
    Ihr Blick wurde eisig, als sähe sie in Gedanken noch einmal vor sich, wie ihre Tochter auf die Drohung reagiert hatte. »Auf ein Internat.«
    »Und da wollte sie nicht hin?« Ethan hätte sich vorstellen können, dass Lisa die Aussicht sogar verlockend fand: mehr Menschen um sie herum und geregelte Mahlzeiten.
    Richterin Carson verzog den Mund. »Nein. Sie wollte in der Nähe ihrer Großmutter bleiben.«
    »Verstehe.« Wie einsam Lisas Leben verlaufen sein musste. »Sie glauben also, dass Lisa keine Drogen mehr genommen hat.«
    »Richtig.«
    »Wir haben die üblichen Treffpunkte der Straßenkinder überprüft und eine Zeugin gefunden, die Lisa gestern um zehn Uhr abends gesehen hat. Anscheinend hat

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