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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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geschmeidig und überlegt, als folgte die Klinge unmittelbar seinen Gedanken. Seinen Gefühlen. Sie wurde Ausdruck seiner Seele.
    Diese Kraft hatte auch sein Bruder letztendlich bemerkt.
    Er hatte sein Talent erkannt.
    Und begriffen, dass auch ihm Opfer zustanden.
    Nur dass er selbst das Opfer sein würde, hatte er nicht geahnt.
    Bis es zu spät war.
    Bei der Erinnerung an dieses Vergnügen begann sein Puls zu rasen. Nie wieder würde er das Lachen seines Bruder ertragen müssen.
    Er trank sein Bier aus und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. Wenige Minuten später war er angezogen und hielt die Aktentasche in der Hand.
    Er schloss die Wohnung sorgfältig hinter sich ab. Niemand sonst durfte hinein.
    Er stieg ins Auto und stellte den Aktenkoffer zwischen die Vordersitze.
    Er war bereit.
    Ethan näherte sich in gleichmäßigem Tempo dem Serpentine Hill. Es war Sonntagmorgen, und er konnte endlich einmal eine längere Runde laufen. Die Wiesen und Wege im Point Pleasant Park waren nass. Auf den blassen Sonnenschein bei Lisas Beerdigung war während der Nacht sintflutartiger Regen gefolgt.
    Die Luft war unglaublich frisch, und es wehte eine feuchte Brise. Die Abkühlung tat Ethan gut. Er lief seit einer Stunde, und auf den letzten zehn Kilometern hatte er sich gnadenlos angetrieben. Ärger und Enttäuschung steckten ihm noch in den Knochen. Er war so sicher gewesen, dass sie bei Lisas Beerdigung einen Hinweis auf den Mörder bekommen würden. Aber alle Trauergäste hatten sich zuordnen lassen: Freunde von Lisa, Kollegen und Nachbarn von Richterin Carson, Anwälte, Leute vom Beerdigungsinstitut, Vertreter der Medien.
    Und dann das mit Kate. Das Wiedersehen hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen. Er hatte vorgehabt, sich ganz auf seine Arbeit zu konzentrieren. Und dann war sie erschienen. Noch nie hatte ihn jemand so verwirrt. Normalerweise war alles eindeutig. Schwarz oder Weiß, Blau oder Gelb, aber nicht so ein verdammtes Kaleidoskop. Das machte Kate mit ihm. Sie brachte alles durcheinander, bis er nicht mehr sicher war, welche Farbe er gerade sah und was er empfand.
    Er nahm den Abzweig zum Serpentine Hill. Der steile Anstieg auf dem gewundenen Pfad würde ihm helfen, wieder klar zu denken. Bei seiner ersten Begegnung mit Kate war er auch diesen Hügel hochgelaufen, ohne zu ahnen, dass sein Leben sich gleich schlagartig verändern würde. Ein Blick in ihre bernsteinfarbenen Augen, und er war verloren gewesen. Danach hatte sie ihn immer näher zu sich herangezogen, bis er das Gefühl gehabt hatte, dass ihre Seelen einander berührten.
    Daran hatte er gestern anknüpfen wollen. Dieser Impuls, Kate einfach an sich zu ziehen, hatte ihn selbst erschreckt.
    Aber sie hatte wieder einmal einfach weggehen wollen.
    Einmal zu oft.
    Schließlich war die Enkelin ihrer Mandantin brutal ermordet worden. Kate hatte Lisas Leiche nicht auf dem Autopsietisch liegen gesehen. Er schon. Und das würde er nie vergessen.
    Und als er Kate dann in seinen Armen hielt, ihre Brüste an seiner Brust und ihren feuchten, hastigen Atem an seiner Wange spürte, da hatte ihn der Schmerz überwältigt. Er hatte nur noch seinen Mund auf ihren pressen wollen, sie gegen die Wand drücken – sich im Nirwana verlieren. Das fand er nur bei ihr. Und in diesem Leben, in dem er täglich mit dem Bösen und der Hoffnungslosigkeit konfrontiert wurde, brauchte er etwas, das ihn an die schönen, hoffnungsvollen Dinge erinnerte.
    Er war doch auch nur ein Mann, der die Unschuldigen zu schützen versuchte. Und wenn ihm das schon nicht gelang, wollte er die Verbrechen wenigstens aufklären und die Schuldigen bestraft sehen. Auge um Auge.
    Und das hieß nicht, dass er von jedem das Schlimmste annahm. Kate hatte unrecht. Noch war es mit ihm nicht so weit. Von ihr zum Beispiel hatte er stets das Beste angenommen. Was daran wirklich schmerzte und ihn, wenn er ehrlich war, auch ängstigte, war die Tatsache, dass ihn sein Bauchgefühl bei Kate so gründlich getäuscht hatte. Das ließ ihm seit fünf Monaten keine Ruhe.
    An diesem Morgen war ihm jedoch wohler. Denn sie hatte ihn zwar abgewehrt, aber sie hatte ihm auch etwas versprochen. Sie wollte ihren Job riskieren, um ihre Fehler wiedergutzumachen. Die Fehler ihres gesamten Berufsstands. Um seine Achtung zurückzugewinnen.
    Er blickte auf die Armbanduhr: 8:57 Uhr. Kate hatte gesagt, er solle um 10:00 Uhr vorbeikommen. Dann würde sie ihm ihre Notizen zu lesen geben.
    In die Kaleidoskop-Welt kehrte Ordnung ein. Der

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