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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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Entschluss nicht ausführen müssen.
    Aber sie war nicht da. Das Zimmer war leer. Trotzdem meinte er beim Eintreten ihre Gegenwart zu spüren, als stünde sie an ihren Schreibtisch gelehnt da, die Arme verschränkt, die langen Beine gekreuzt, und beobachtete ihn mit einem Ausdruck in den atemberaubenden Augen, der Enttäuschung über diesen Treuebruch verriet.
    Er runzelte die Stirn. Sie ging ihm viel zu sehr unter die Haut. Wie das passiert war, wusste er selbst nicht, aber es war geschehen. Damit musste Schluss sein. Er durfte sich nicht mit ihr einlassen. Mit keiner Anwältin in seiner Firma – nicht nach allem, was er mit seiner Frau erlebt hatte –, aber ganz bestimmt nicht mit Kate. John Lyons’ Schützling.
    Er würde Kate Lange wieder aus seinem Kopf verbannen.
    Er ging zum Aktenschrank und fand, wonach er suchte. Kate würde zweifellos eins und eins zusammenzählen.
    Sie würde die Botschaft verstehen.
    Wer sich einem Stier in den Weg stellte, wurde auf die Hörner genommen.

19
    Verdammt.
Kate konnte es nicht fassen. Es war Sonntagmorgen, 9:21 Uhr, und Randall Barretts Wagen stand bereits auf dem Parkplatz. Hatte der Mann kein Privatleben?
    Sie fuhr auf ein anderes Parkdeck und stellte ihr Auto in der dunkelsten Ecke ab. Was sie vorhatte, würde nur ein paar Minuten dauern, aber sie wollte kein Risiko eingehen.
    Sie nahm den Fahrstuhl zur Mitarbeiteretage und zog ihren Sicherheitsausweis durch das Lesegerät. Ihre Handflächen waren feucht.
    Sie eilte den Flur entlang. In den Büroräumen war es still, und sie seufzte erleichtert. Heute früh arbeitete hier niemand. Außer natürlich Randall Barrett.
    Sie bog um die Ecke, betrat ihr Büro und ging direkt zum Aktenschrank. Sie zog die Akte MacAdam heraus und schlug sie auf.
    Ihre Hände begannen zu zittern.
    Die Aktenmappe enthielt nur ein einziges Blatt Papier. Das Blatt, das Randall ihr gegeben hatte – mit der kurzen Aufschrift
Marian MacAdam. Sorgerechtsangelegenheit.
    Wo war der Rest der Akte? Mit vor Aufregung ungeschickten Fingern wühlte sie in den Aktenmappen und Post-it-Zetteln in ihrer Schublade. Von den Notizen keine Spur.
    Sie strengte ihr Gedächtnis an. Das letzte Mal hatte sie die Notizen an dem Tag gesehen, als die Detectives bei ihr waren. Danach hatte sie die Akte wieder in den Aktenschrank geräumt.
    Sie öffnete den Schrank nochmals. Diesmal prüfte sie jede Akte von A bis Z, schaute in jeden Ordner und in die Zwischenräume, für den Fall, dass die Notizen irgendwie herausgerutscht waren.
    Sie waren nicht da.
    Was war mit ihnen passiert?
    Sie kniete sich hinter dem Schreibtisch auf den Fußboden und schaute unter dem Schrank, dem Schreibtisch, dem Stuhl und hinter dem Bücherregal nach. Keine Spur von den Notizen.
    Sie stand auf. Ihr Blick fiel auf die Uhr. 10:03.
    Ihre Aufregung wuchs. Sie konnte die Notizen nicht einmal aus dem Gedächtnis rekonstruieren. Je mehr sie sich an das Gespräch mit Marian MacAdam zu erinnern versuchte, desto stärker verblasste es.
    Die Uhr sprang eine Minute weiter. 10:04. Inzwischen war Ethan sicher schon bei ihr zu Hause und fragte sich, wo sie steckte. Sie griff nach der Akte MacAdam und lief zum Auto. Als sie die Rampe hinunterfuhr, bemerkte sie, dass Randalls Wagen fort war.
    Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Sie war kurz davor gewesen, gegen ihre Grundsätze als Anwältin zu verstoßen, indem sie Ethan die Notizen zu lesen gab. Nun war ihr jemand zuvorgekommen.
    Es konnte nur einer dahinterstecken.
    Randall Barrett. Er musste sich keine Sorgen darum machen, was es für Folgen hätte, falls man ihn erwischte.
    Und er kannte Richterin Carson privat.
    Seine Dreistigkeit verschlug Kate die Sprache.
    Er wusste genau, dass sie ihn nur zur Rede stellen würde, wenn ihr der Job bei LMB nichts bedeutete.
    Das tat er aber. All ihre Zukunftspläne hingen an diesem Job.
    Ihre Brust wurde eng vor Schmerz. Wie konnte er nur so mit ihr umspringen? Nach dem Gespräch in seinem Büro hatte sie geglaubt, ihr Verhältnis habe sich gebessert. Er hatte sie angeschaut, als hätte er sie gern getröstet. Verdammt, sie hatte sogar das Gefühl gehabt, dass er sie
begehrte
. Es hatte einen Moment der Nähe gegeben, der sie tief erschüttert hatte.
    Und nun stahl er ihre Unterlagen.
    Es tat weh.
    Verdammt. Wie kann er das mit mir machen?
Sie biss die Zähne zusammen und schluckte ihren Schmerz über diesen Verrat hinunter.
    Sie würde Randall Barrett nicht zur Rede stellen.
    Aber sie würde ihm auch nie wieder

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