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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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mulmiges Gefühl zurückbehalten. Das Ganze war ihr komisch vorgekommen, anders als sonst, irgendwie falsch. Vielleicht weil Vangie sich zu viel Crack reingezogen hatte. Das Zeug hatte sie verändert. Vielleicht hätte Shonda sie doch nicht in das Auto setzen sollen.
    »Haben Sie das der Polizei gemeldet?«, fragte Kate Lange.
    Shonda konzentrierte sich wieder auf die Anwältin. Diese Kate Lange hatte bestimmt noch nie in ihrem Leben Probleme mit einem Cop gehabt. Anwälte betrachteten Cops als ihre Freunde, weil die sich um reiche Leute gut kümmerten. Aber für Shonda bedeuteten sie Gefahr. Wer von zu Hause weggelaufen war, redete nicht mit den Cops. »Nein.«
    Kate Lange schien nicht überrascht. Sie rutschte ein wenig auf dem Stuhl hin und her. »Wie hat sie ausgesehen?«
    Shonda versuchte, sich an Vangies Äußeres zu erinnern. »Sie war richtig klein. Alt.«
    »Irgendetwas, woran man sie gleich erkennen würde?«
    »Nein …«, sagte Shonda, aber dann schoss ihr ein Bild durch den Kopf. Wie Vangie diese mörderischen roten Schuhe anzog. Da war ein Tattoo an ihrem schmalen Fußgelenk. »Sie hatte ein Tattoo. Es war ein Vogel …«
    Kate Lange beugte sich vor. »Was für ein Vogel?«
    »Scheiße, das weiß ich doch nicht.« Shonda zog das Loch in ihrem T-Shirt in die Breite. Früher einmal hätte sie gewusst, wie diese Vögel hießen. »So ein kleiner Vogel. Mit kleinen Flügeln, die sich ganz schnell bewegen.«
    »Ein Spatz?«
    Shonda warf ihr einen verächtlichen Blick zu. »Nein. Er steckt die Nase in Blumen.«
    »Ein Kolibri!«
    »Ja.« Ihre Blicke trafen sich, zufrieden. Shonda sah wieder auf das Loch in ihrem Shirt. »Er war orange und rot. Total schön.«
    Kate Lange hielt das auf einem Notizblock fest. »Sonst noch etwas?«
    Mann, wann hörte die endlich mit ihren Fragen auf. »Nein.«
    »Und dann war da noch ein anderes Mädchen?«
    Shonda spürte, wie der Druck in ihr wuchs. Sie brauchte bald wieder was. Trotzdem kroch da eine vage Erinnerung durch ihr Gehirn. Karen … Karen Irgendwas. Vor ein paar Monaten hatte sie gesagt, sie müsste erst anschaffen gehen, aber danach würde sie wieder vorbeikommen und Dope kaufen, aber sie hatte sich nie blicken lassen. Shonda war zu high gewesen, um sich deswegen Sorgen zu machen.
    »Karen«, sagte sie. »Karen ist verschwunden. Wir dachten, sie wär Richtung Westen gezogen …« Sie zuckte die Schultern. »Wie’s scheint, denken die Cops, sie wär an Un…, also daran gestorben, dass sie in der Kälte zu lange draußen war.«
    »Marian MacAdam sagt, Sie hätten der Polizei davon erzählt, aber dort hätte man nichts unternommen.«
    »Von Karen habe ich den Cops erzählt. Und von Vangie auch. Die haben dazu nur gesagt, das wär schon so lange her, da könnte man sie nur schwer finden. Ich sollte sie als vermisst melden.«
    »Haben Sie das getan?«
    »Ja.« Shonda erinnerte sich noch an die vielen kleingeschriebenen Wörter. Eine Polizistin hatte ihr geholfen, das Formular auszufüllen. Sie zuckte wieder die Schultern. »Aber die Cops haben nichts gemacht. Und jetzt ist Krissie verschwunden.«
    »Krissie?«
    »Ja. Noch so ein Mädchen, das ich kenne. Seit Samstagnacht hat sie niemand gesehen. Aber manchmal fährt sie nach Cape Breton, da besucht sie ihre Mutter.«
    »Weiß die Polizei das?«
    »Ich will da anrufen, wenn Krissie nicht …« Sie biss sich auf die Unterlippe. Krissie knallte sich manchmal völlig mit Heroin zu, aber das musste die Anwältin nicht wissen. Jedenfalls wollte Shonda nicht die Polizei anrufen und dann daran schuld sein, dass Krissie ins Krankenhaus gesteckt wurde. Denn dann wäre Krissie stinksauer auf sie.
    Kate Lange stand auf. »Danke, dass Sie mir das alles erzählt haben, Shonda. Ich werde mich darum kümmern. Wie heißen die Mädchen denn mit Nachnamen?«
    »Vangies Nachname war …« Shonda kramte in ihrem Gedächtnis. Es fühlte sich an, als würde sie mit einem Stock in zähflüssigem Schlamm rühren. »White. Nein, ich meine Wright. Und Krissie heißt Burns.« Sie verzog den Mund. »Karens Nachnamen weiß ich nicht mehr.«
    Kate Lange holte noch eine Visitenkarte hervor und kritzelte eine Nummer darauf. »Das ist meine Durchwahl. Rufen Sie mich an, wenn Sie sich an Karens Nachnamen erinnern.« Sie reichte Shonda die Karte. »Vielen Dank, Shonda.«
    »Und was machen Sie jetzt?«
    »Ich treibe die Polizeiberichte auf und prüfe, ob die Polizei vielleicht etwas übersehen hat. Danach rufe ich Sie an.« Die Anwältin schaute

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