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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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mit einem kleinen Stück Crack darin.
    »Komm schon, Vange. Beweg deinen Arsch.« Shonda fasste ihr unter die Arme und zog sie auf die Füße. Ein muffiger, beißender Geruch ging von ihr aus.
    Shonda hatte Vangie schon früher vollkommen fertig erlebt, aber noch nie so. Vangie geriet ins Wanken und fiel gegen Shonda. Dann verkrampfte sich ihr ganzer Körper. Aber sie sagte nichts. Nichts. Sondern starrte nur an Shonda vorbei. Sonst war Vangie immer völlig aufgedreht und laut, wenn sie high war, sie schrie herum und machte einen auf Party. Das waren auch die einzigen Momente, in denen sie lächelte, weil sie dann vergaß, ihre kaputten Zähne zu verstecken.
    Darrells Handy klingelte, und er verließ das Zimmer. Im Gehen brüllte er noch: »Schaff die Schlampe nach draußen.« Er warf Shonda einen Zehn-Dollar-Schein zu.
    »Geht klar«, sagte Shonda. Vangie stützte sich schwer auf sie. In Shonda regten sich Ekel und Mitleid. Vangie stank wie die Hölle. Aber sie war so dünn. Und so klein. Nie zuvor hatte Shonda bemerkt, wie klein Vangie war. Wie ein kleiner Vogel mit gebrochenen Flügeln.
    Scheiße. Sie durfte kein Mitleid mit ihr haben. Das Mädchen war süchtig. Es rauchte Crack, statt zu essen.
    Sie zerrte Vangie durchs Zimmer, gröber als beabsichtigt. »Ich bin ein Vogel«, murmelte Vangie.
    »Verrücktes Miststück.« Shonda hob den Zehn-Dollar-Schein auf, den Darrell ihr dagelassen hatte. Sie stopfte ihn in die Hosentasche und führte Vangie an dem alten Sofa mit dem ausgeblichenen Blumenmuster und den riesigen Flecken vorbei. Sie erreichten die Wohnungstür. Vangie blickte sich um, als müsste ihr etwas wieder einfallen.
    Sie gingen nach draußen. Es war so still, dass Shonda ihren Magen knurren hörte. Sie konnte den Burger fast schon schmecken, den sie sich gleich kaufen würde. Die letzten zwei Tage hatte sie kaum etwas gegessen. Es nieselte. Feuchte Luft lag wie ein Ölfilm auf der Straße. Vom Frachthafen drang der Gestank von Öl und vermoderndem Seetang zu ihnen. Shondas Magen knurrte noch lauter.
    Sie brachte Vangie zu ihrer Ecke. Sonst war niemand dort. Die anderen Mädchen waren schon mit Freiern unterwegs. Scheiße. Hoffentlich war nicht zu wenig los. Vangie musste wenigstens etwas Geld für Darrell heranschaffen. Shonda wollte nicht mit leeren Händen dastehen, wenn er danach fragte.
    Da näherte sich ein Auto. Es kam langsam den Hügel herab und auf sie zu. Shonda schwirrte der Kopf vor Erleichterung. Wie’s aussah, bekam Vangie Kundschaft. Und das hieß: Kohle für ihren Arsch von Zuhälter.
    Shondas Job war damit erledigt. Sie konnte sich einen Burger mit Pommes und einen Milchshake kaufen gehen.
    Sie lehnte Vangie an den Telefonmast. Ihre struppige Perücke war mit silbrigen Nebeltröpfchen übersät. Als wäre ihr Kopf in ein Spinnennetz gehüllt.
    Shonda bekam eine Gänsehaut. Im erbarmungslosen Licht der Straßenlaternen wirkten Vangies Lippen dürr und runzlig. Ihr Gesicht erinnerte an einen Totenkopf. Shonda suchte in ihrer Tasche nach Lipgloss. Das Auto hatte an der Ampel gehalten, etwa zehn Meter entfernt. Ihr blieb gerade noch genug Zeit, Vangies aufgesprungene Lippen mit Gloss zu beschmieren. Dann hob sie Vangies Kopf ein wenig an, und dabei zog sich ihr Herz vor Sorge zusammen. Vangies Haut war eiskalt.
    »Alles in Ordnung, Vange?«
    Vangie schluckte.
    Die Ampel sprang um, und das Auto kam langsam näher. Wie von Zauberhand ging das feine Nieseln in Regen über, gerade als das Licht der Scheinwerfer sie erfasste. Feuchte Luft strich über Shondas bloße Arme und kroch unter ihren Rock. Das Auto fuhr noch langsamer.
    Es hielt vor ihnen an.
    Shonda wartete darauf, dass Vangie sich in Bewegung setzte, dass sie auf ihren hohen Absätzen hinüberstolzierte und ihre schlanken Beine vorzeigte, vielleicht auch ihren roten String aufblitzen ließ.
    Sie rührte sich nicht. Der Mann im Auto wartete.
    »Los, Vange«, sagte Shonda.
    Vangie murmelte etwas vor sich hin.
    Das Fenster auf der Beifahrerseite wurde heruntergekurbelt. »Arbeitet ihr nun oder nicht?«, fragte der Mann aus dem dunklen Innenraum des Autos.
    Shonda konnte sein Gesicht nicht erkennen, doch sie spürte, wie er ungeduldig wurde. »Ja«, sagte sie rasch. Bevor der Mann noch etwas sagen konnte, fasste sie Vangie an der Hand. Er öffnete die Tür, Shonda schob Vangie darauf zu und bugsierte sie hinein. Bevor Vangie protestieren konnte, warf sie schon die Tür zu. Das Auto fuhr davon.
    Shonda hatte von der Geschichte ein

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