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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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Körper. Er wusste, bei der geringsten falschen Bewegung würde sein Schädel durch die Wucht einer Neun-Millimeter-Kugel zerschmettert werden. Die zweite Wahrnehmung überfiel ihn, als er die Augen öffnete. Ein Brennen, das er bis tief in seine Netzhäute hinein spürte. Irgendein Dreckskerl blendete ihn mit einer Taschenlampe. Nathan dehnte die Sekunden und versuchte, die Situation zu analysieren, als etwas Eigenartiges mit ihm geschah. Er spürte, wie sein Geist sich von seinem Körper löste und in der Dunkelheit schwebte. Es war, als hätten sein Körper und sein Bewusstsein sich in zwei getrennte Einheiten aufgespalten. Die eine lag weiterhin auf dem Bett, während die andere in der Luft schwebte und auf den kleinsten Fehler des Unbekannten lauerte. Irgendetwas war geschehen, es war ein Gefühl, dass er so noch nie empfunden hatte, als würde jemand anderer in ihm leben. Der Unbekannte brach als Erster das Schweigen.

    »Ich denke, wir müssen uns unterhal …«
    Irrtum. Nathan reagierte blitzschnell. Mit einer fließenden, perfekten Bewegung packte er den bewaffneten Arm, drückte ihn zur Seite und hätte ihn, indem er ihn nach unten verdrehte, beinahe gebrochen. Gleichzeitig schnellte seine rechte Faust blitzschnell nach vorn und traf den Angreifer am Hals. Der Schlag hatte eine solche Wucht, dass dieser zu Boden geschleudert wurde. Verblüfft und nach Luft schnappend versuchte der Mann, zur Tür zu kriechen. Aber Nathan stürzte wie ein Besessener aus dem Bett und drückte sein Knie auf die Wirbelsäule des Flüchtenden, bis er die Wirbel unter seiner Kniescheibe krachen hörte. Dann schlang er seinen Arm um den Schädel seines Widersachers, bereit, ihm mit einer Drehung das Genick zu brechen.
    Was tat er da, verdammt? Er war kurz davor, den Mann zu töten. Mit bloßen Händen. Sein Blut pochte in seinen Adern. Er lockerte seinen Griff, packte den Unbekannten, der immer noch auf dem Bauch lag, an den Haaren, richtete die Taschenlampe auf sein Gesicht und musterte ihn. Aus seiner Lippe quoll dickes, karminrotes Blut. Der Mann war ihm völlig unbekannt.
    »Was willst du, wer bist du?«, zischte Nathan.
    »Nichts … Böses … ich …«
    Nathan zog fester. »Bist du einer von diesen Dreckskerlen aus Hammerfest? Dein Name! Rede!«
    »Ich … ich bin Woods, Ashley Woods …«
    Verblüfft durchsuchte Nathan den Mann und ließ ihn dann los, bevor er die Waffe an sich nahm, die auf dem Boden lag. Eine Sig P226, eine kleine Faustfeuerwaffe aus Stahl, ein Schweizer Fabrikat. Äußerst zuverlässig. Auch damit kannte er sich also aus. Mit einer mechanischen Bewegung betätigte er ohne jedes Zögern den Hebel am Griff, zog das Magazin und den Verschluss heraus, steckte sie in seine Tasche und legte die Pistole dann in die Schublade des Nachttischs. Keuchend
starrten die beiden Männer sich anschließend in der Dunkelheit an.
    Nathan war völlig durcheinander.
    Wo kam diese Gewalttätigkeit her? Er hatte gespürt, wie eine eigenartige Kraft von ihm Besitz ergriffen hatte, als er seinen Angreifern in Hammerfest entkommen war. Jetzt war klar, dass es kein Zufall gewesen war, dass er das erste Mal davongekommen war: Seine Reflexe waren die eines kampferprobten Mannes … Er betrachtete aufmerksam seine Unterarme, seine Hände. Zum ersten Mal bemerkte er ihre groben Umrisse, ihre Schwielen. Zwei tödliche Fänge …
    Er ergriff das Wort, wie man als Erster zuschlägt.
    »Was ist das für eine verdammte Geschichte? Sie schicken mir ein Fax, und jetzt versuchen Sie, mich zu töten…«
    Woods erholte sich langsam. Er wischte sich mit dem Handrücken das Blut vom Mund und räusperte sich.
    »Machen Sie mir doch nichts vor. Sie wissen ganz genau, dass ich Sie im Schlaf hätte töten können, wenn ich gewollt hätte. Geben Sie zu, dass Ihre Manieren eigenartig sind.«
    »MEINE Manieren?«
    »Was für ein Spiel spielen Sie? Ich komme zurück und finde eine Nachricht meines Assistenten, in dem er mir die Ankunft von Nathan Falh, dem Eigentümer des Elias-Manuskripts, mitteilt.«
    »Und?«
    »UND? Sie sind es, abgesehen von der unbedeutenden Kleinigkeit, dass Sie das letzte Mal, als Sie hier waren, Huguier hießen, Pierre Huguier!«
    Die Worte hallten in Nathans Schädel wider, und das ganze Zimmer schwankte plötzlich. Er glaubte, wahnsinnig zu werden.

    8
    »MACHEN SIE SICH ÜBER MICH LUSTIG?«
    »Ehrlich gesagt, diese Frage stelle ich mir auch, was Sie betrifft.«
    Woods, der allmählich wieder zu sich kam, näherte

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