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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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versuchte, das nervöse Zittern seiner Gliedmaßen zu verbergen.
    In ein paar Minuten würde er wissen, woran er war.
    Kurz vor siebzehn Uhr zerriss das Klingeln des Telefons die Stille. Der Engländer nahm den Hörer ab und bedeutete ihm mit einem Blick, dass es Staël war. Woods tauschte ein paar
Sätze mit seinem Gesprächspartner, ansonsten begnügte er sich damit, zuzuhören und sich Notizen zu machen.
    Nachdem er aufgelegt hatte, wandte er sich in perfektem Italienisch an seinen Assistenten.
    »Lello, würden Sie uns bitte allein lassen?«
     
    Die beiden Männer waren jetzt unter sich.
    »Also: Staël hat es vorgezogen, nicht nach Ihren Ausweispapieren suchen zu lassen, das hätte die Behörden misstrauisch gemacht, die diese Art von Anfragen systematisch registrieren. Stattdessen hat er die Datenbanken über die verschwundenen Personen durchforstet. Dort gibt es weder einen Nathan Falh noch einen Pierre Huguier. Ich kann Ihnen bestätigen, dass niemand über Ihre Abwesenheit beunruhigt ist.«
    »Die Suche nach meinen Kreditkarten… Hat sie etwas ergeben?«
    »Ich komme darauf. Die Visa Premier ist in Paris ausgestellt worden, von der Bank CIC, am 21. Dezember 2001, also gut eine Woche nachdem Sie in einer Filiale am Boulevard du Montparnasse ein Konto eröffnet haben. Die erste Einzahlung belief sich auf fünfundvierzigtausend Euro, teilweise bar, der Rest mit einen Scheck, den Sie selbst ausgestellt haben, als Überweisung von einem Konto in Großbritannien. Sie haben mehrmals größere Summen in bar abgehoben. Der gegenwärtige Haben-Saldo beläuft sich auf fünftausend Euro. Kommen wir zur AmEx. Diese gehört zu einem Konto, das am 7. Januar 2002 in einer Filiale der City Bank in der Regent Street in London eröffnet wurde. Dieses Konto weist einen Saldo von siebenundzwanzigtausendsechshundertvierundachtzig Pfund auf. Der größte Teil dieser Summe entspricht einer Überweisung, die von der Hydra Ltd., die ihren Geschäftssitz in Singapur hat, über ein Schweizer Konto getätigt wurde.«
    »Ich weiß Bescheid, das ist die Gesellschaft, die die Expedition organisiert hat …«

    »Das dachte ich mir. Mein Kontaktmann empfiehlt, die Überprüfung der Echtheit Ihrer Papiere nicht weiterzuverfolgen, und auch ich glaube, dass das nicht notwendig ist, denn das könnte unangenehm für Sie werden. Ihre Papiere sind vermutlich gestohlen und manipuliert oder vollständig gefälscht. Ich bin sicher, dass sie falsch sind.«
    Dem Amnesiekranken wurde mit einem Schlag eiskalt.
    »Was veranlasst Sie zu dieser Behauptung?«
    »Das ist doch sonnenklar, Nathan. Sie besuchen mich zweimal und präsentieren mir zwei verschiedene Identitäten. Ihre Bankkonten sind erst vor ein paar Monaten eröffnet worden, hohe Summen sind darauf eingezahlt worden, und bei den meisten Kontobewegungen handelt es sich um Barabhebungen von mindestens fünfzehntausend Euro. Sie benutzen Ihre Kreditkarten so wenig wie möglich, als versuchten Sie, möglichst keine Spuren zu hinterlassen. Sie kämpfen wie ein Besessener und können mit Schusswaffen besser als ich umgehen. In der Welt der Geheimdienste gibt es eine Bezeichnung, die haargenau Ihrem Profil entspricht.«
    Mit jeder neuen Wahrheit, die Woods ihm wie Faustschläge in die Magengrube versetzte, fühlte Nathan sich ein wenig verlorener, angeschlagener.
    »Und die wäre?«
    »Sie sind das, was man ein ›Phantom‹ nennt. Ihr Leben ist eine ›Legende‹, jedes Detail ist sorgfältig erfunden worden.«
    Ein Phantom … ja, das entsprach genau dem Gefühl, das von ihm Besitz ergriffen hatte, seit er im Winter von Hammerfest zur Welt gekommen war.
    »Staël hat trotzdem Ihre Fingerabdrücke an die zentralen Datenbanken mehrerer europäischer Länder geschickt. Frankreich, Großbritannien, Italien, Griechenland, Spanien, Portugal, Deutschland und Belgien. Alle haben negativ geantwortet, mit Ausnahme von Frankreich und Belgien, die sich mehr Zeit für zusätzliche Nachforschungen ausgebeten haben, ohne allerdings
ein genaues Datum anzugeben. Im Augenblick sind Sie nirgends gespeichert.«
    Nathan hatte das Gefühl, der Boden würde ihm unter den Füßen weggezogen… Seine Hoffnungen lösten sich eine nach der anderen in Luft auf. Er erfuhr gerade, dass er nicht existierte …
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung, was für eine Art von Aktivitäten ein Mann ausüben könnte, der sich eine solche Mühe macht, seine Existenz zu verschleiern?«, fragte er.
    »Ja, Nathan, habe ich. Sogar mehrere.

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