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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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Stadt. Die Flammen züngelten an den Balken der Häuser empor. Die Luft stank nach Pulver und Asphalt. Der helle Schein des Feuers umhüllte die Stadt. Ich verbarg die unbändige Freude, welche ich empfand, vor meinen Mitmenschen und bahnte mir einen Weg
durch das Gedränge des erschreckten Volks und der jaulenden Hunde.
    […] wild schäumendes, eiskaltes Meerwasser schwappte in die Stadt und riss mich um. Aber im Halbdunkel stieß mein Fuß gegen ein Hindernis, und diesmal fiel ich der Länge nach zu Boden. Als ich den Kopf hob, erkannte ich den Grund meines Sturzes. Er trug die Uniform des Feindes. Der Bauch des verfluchten Engländers war aufgerissen, die Eingeweide hingen heraus, und sein Gesicht war weggerissen und nur noch ein schrecklicher Brei aus Knochensplittern, Fleisch und Haar, vermischt mit Blut.
    […] ein unheilvolles Schiff von fünfhundert Registertonnen mit schwarzen Segeln, dessen Laderäume ausreichend gefüllt waren mit Pulver und Geschossen aller Art, um unsere alte Stadt zu versenken. Vom Feind bis an unsere Wälle herangeführt, sollte das makabere Schiff seine verhängnisvolle Mission erfüllen. Aber die Strömung entschied anders, und es lief auf die gefährlichen Klippen, welche das Fort Royal schützen, und explodierte mit seiner Mannschaft in gebührendem Abstand von unseren Mauern, wodurch es, dem Allmächtigen sei Dank, die unschuldigen Leben der Einwohner von Saint-Malo verschonte …
     
    Ich ging im heulenden Wind in die rue d’Entre-les-Deux-Marchés und klopfte an die schwere Tür des Hôtel de la Marzelière, wobei ich wie ein Besessener schrie, man solle mich hineinlassen. Der Spion wurde mit einem lauten Knall zugeschlagen. Eine ziemlich fette Dienstmagd öffnete die Tür einen Spalt und beleuchtete mein Gesicht mit dem Schein ihrer Fackel […] durchquerte den Hof und ging die Stufen hinauf, welche nach oben führten.
    Ich ging durch den großen Salon, dessen Wände holzgetäfelt waren und in dem nur wenige dunkle Möbel standen. An den Eichenwänden hingen Bahnen des kostbarsten Córdoba-Leders
und prächtige Wandteppiche aus Wolle, auf denen man die Apostel Christi in Gestalt merkwürdiger Tiere bewundern konnte, ein Hund, eine Schlange und eine Art Vogel mit schmalem, gekrümmtem Schnabel. Kaum hatte meine Hand den kupfernen Knauf berührt, öffnete sich die Tür schon quietschend vor mir. Roch stand im Dunkeln da, von Kopf bis Fuß angekleidet, den Säbel an der Seite und Pistolen im Gürtel. In seinen Pupillen spiegelten sich die Flammen und tanzten wie Glühwürmchen darin.
    Kaum hatte ich ihm von meinem Fund berichtet […] Wir holten einen schweren Handkarren aus den Ställen, verhüllten unsere Gesichter und begaben uns in das Labyrinth der Gässchen.
    […] Wir schoben den Karren auf den nassen Sand. Die Milizen waren noch nicht bis dorthin gekommen, sicher aus Angst, der Feind könnte eine zweite Geschützsalve auf sie abfeuern. Ich dachte an eine andere Bedrohung, die Wachhunde, grimmige Doggen, welche, um die Plünderer von den Schiffen fern zu halten, nach der Sperrstunde vom Einbruch der Nacht bis zum Morgengrauen die Strände der Stadt unsicher machten. Als die Schüsse zu knallen begannen, hatten sie vermutlich das Weite gesucht, aber sie würden nicht lange auf sich warten lassen, angelockt vom widerwärtigen Geruch des Todes.
    Wir gingen zwischen den Toten herum und suchten nach welchen, die noch in einigermaßen gutem Zustand waren. Manchen fehlten die Arme, anderen der Kopf. Rochs bestürztes Gesicht leuchtete im Schein der Flammen. Wir trafen unsere Wahl. Ein Offizier, fett wie ein Schwein, welcher wirklich und wahrhaftig tot war; mit heraushängender Zunge und verdrehten Augen lag er da. Wir hoben ihn auf den Karren und sammelten dann in einem Anfall blinder Besessenheit ein weiteres halbes Dutzend ein, die wir übereinander stapelten, bevor wir uns auf den Rückweg zu Rochs Haus machten. […]
    […]

    Wir legten die Körper auf breite, mit Blutflecken übersäte Tische im Keller, einem Raum, welcher direkt in den Fels gegraben worden war und von an den Wänden hängenden Fackeln erhellt wurde. Das Glück war uns hold gewesen, wir hatten den Milizen heldenhaft ein Schnippchen geschlagen, und obwohl die Situation keinerlei Anlass zu Fröhlichkeit gab, überfiel uns eine unbändige Lust zu lachen. Aber die Zeit drängte, wir mussten uns an die Arbeit machen.
    Ich band mir eine Lederschürze um und folgte Roch zwischen den Leichen. Der Keller war

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