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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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offen.
    Als er erfuhr, dass er sich in einem Krankenhaus in Hammerfest befand, im äußersten Norden Norwegens, wollte er aufstehen, aber sie erklärte ihm, dass er damit noch warten müsse.
    Schließlich versuchte er, sich zu erinnern. Aber jedes Mal fiel er ins Leere. Er brauchte Licht. Nein, das wäre zu schmerzhaft. Er klammerte sich an die Worte, die ihn gewiegt hatten.
    Der Unfall … Nathan …
    Diese Silben hatten keine Bedeutung für ihn. Was hatte Lisa Larsen damit sagen wollen? War das sein Name? Er hatte keine Ahnung. Als erwachte seine benommene Seele aus einem tausendjährigen
Schlaf. Er konnte sein Bewusstsein noch so sehr durchwühlen und durchforsten, er erinnerte sich an absolut nichts. Abermals packte ihn die Angst, Krämpfe schüttelten seine Glieder, ein merkwürdiges Röcheln drang aus seiner Kehle, aber die Frau begann erneut, mit ihrer sanften Stimme auf ihn einzureden. Ihr Atem war eine beruhigende Brise. Er spürte kaum die Nadel, die sich in seinen Arm bohrte, die Flüssigkeit, die in seine Haut, die Fasern seiner Muskeln, seinen Geist eindrang. Dann legte sie ihre Hand auf seine Stirn. Die beruhigende Wirkung trat sofort ein.
    Lisa Larsen ging zum Fenster und zog das Rollo hoch; eine diffuse Helligkeit durchflutete das Zimmer.
    »Ich habe Sie auf Herz und Nieren untersucht, und offen gesagt, ich bin recht zufrieden mit Ihrem körperlichen Gesundheitszustand. Wenn man die Umstände Ihres Unfalls bedenkt, haben Sie, wie man so schön sagt, ›wie durch ein Wunder überlebt‹. Unter streng neurologischem Gesichtspunkt funktioniert Ihr Gehirn einwandfrei. Und doch meine ich in Ihrem Verhalten gewisse Störungen zu erkennen, die einer genaueren Untersuchung bedürfen. Die Tatsache, dass Sie seit Ihrer Einlieferung kein einziges Wort gesagt haben, beunruhigt mich. Sie zeigen Symptome, die einem genau definierten klinischen Befund zu entsprechen scheinen. Bevor ich mich näher äußere, würde ich gern ein paar Punkte mit Ihnen klären.«
    Lisa Larsen machte eine Pause und atmete tief durch.
    »Immer wenn ich Sie in den letzten Tagen besucht habe, hatte ich das Gefühl, dass Sie durch verschiedene Zeichen mit mir kommunizierten. Können Sie mir bestätigen, dass Sie hören und verstehen, was ich jetzt zu Ihnen sage?«
    »Ich verstehe jedes Wort, das Sie sagen.«
    Als diese Silben kratzig und heiser aus seinem Mund kamen, sah Nathan, wie das Gesicht seines Schutzengels in einem hübschen Lächeln erstrahlte. Jetzt konnte er auch ihre Augen erkennen: durchsichtig und kristallklar, zwei Opale.

    »Das ist wunderbar, Nathan«, fuhr Lisa fort. »Können Sie mir sagen, ob Sie sich an die Umstände Ihres Unfalls erinnern?«
    Diese Worte lösten eine neuerliche Panikattacke in ihm aus. Er brach in kalten Schweiß aus, aber es gelang ihm dennoch zu stammeln: »Ich … kann mich … an nichts erinnern … Nicht an den Unfall … mein Gedächtnis …«
    »Beruhigen Sie sich, Nathan, es ist alles in Ordnung, ich bin da, um Ihnen zu helfen. Sind Sie sicher, dass Sie sich an nichts erinnern, Bilder oder irgendetwas, das nichts mit dem Unfall zu tun hat, aus der Zeit davor? Ihre Kindheit, Ihre Familie…?«
    »Nichts, Doktor … Sie sind meine einzige Erinnerung … Was ist mit mir passiert? Ich weiß nicht einmal, wer ich bin …«
    »Sie heißen Falh, Nathan Falh. Sie sind Opfer eines Tauchunfalls in der Arktis geworden, fünf Hubschrauberstunden von hier«, wiederholte Lisa geduldig.
    »Wie… ist das passiert?«
    »Sie waren an Bord der Pole Explorer , eines Eisbrechers, gechartert von Hydra, der Gesellschaft für Unterwasserarbeiten, bei der Sie beschäftigt sind. Das Ziel der Expedition war, eine Ladung Kadmium, ein gefährlicher Schadstoff, aus den Laderäumen eines Wracks zu bergen, das in mindestens siebenundzwanzig Metern Tiefe im Eis eines Eisbergs gefangen ist. Nach dem, was de Wilde, der Schiffsarzt, der Sie im Rettungshubschrauber begleitet hat, erzählte, scheint eine plötzliche Hitzewelle über die Gegend, in der Sie sich befanden, hereingebrochen zu sein, wodurch das Packeis zu schmelzen begann. Der Expeditionsleiter hat die Gefahr unterschätzt. Der Eisberg hat sich wie ein Kiefer über dem Wrack geschlossen, während Sie sich im Innern befanden. Ihr Mannschaftskamerad hat Sie in letzter Minute herausgeholt.«
    »Und warum bin ich in dieses Krankenhaus gebracht worden?«
    »Jede wissenschaftliche oder militärische Expedition in die Arktis benötigt eine medizinische Betreuung an

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