Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
Vom Netzwerk:
seinen Laptop ein und verband ihn mit der Telefonbuchse. Die Verbindung klappte problemlos. Nach ein paar Sekunden erschien sein Briefkasten auf dem Bildschirm.
    Er hatte eine neue Nachricht.
    Der ermordete und verstümmelte Sklave Barrack … Aleister Ewen, genannt der Prüfer, die Namen, die Bilder wirbelten in seinem Kopf herum und vermischten sich mit den geschändeten Gräbern auf Spitzbergen …
    Er klickte auf das angehängte Dokument, gab das Passwort ein und vertiefte sich in die Nachforschungen von Elias.

     
    Wir verließen Saint-Malo, […] gegenüber dem Weiler Portes Rouges. Für einen Sol erzählte uns ein zahnloser Bettler, dass der Prüfer den Ort seit drei Tagen nicht verlassen hatte, und führte uns durch den Treibsand, in welchem wir auf uns allein gestellt im Handumdrehen unrettbar versunken wären.
    Das Gebäude, ein kleines Fort, dessen Ecken scharf wie Säbel waren, erhob sich hoch oben auf einem Felsen, welcher geradewegs aus dem Schlamm herauszuwachsen schien. […]
    Ich schlug mit dem Türklopfer laut gegen die Tür und rief seinen Namen.
    Schon allein der Gedanke, jeden Augenblick diesem Mann gegenüberzustehen, welchem nachgesagt wurde, er sei der schlimmste Henker der Welt, ließ mich vor Schreck erstarren. Man erzählte sich von ihm sogar, dass er seine Opfer, nicht damit zufrieden, sie hinzurichten, verwesen und dann von einem seiner Diener, welcher Metzger gewesen war, zerstückeln ließ, woraufhin er die Stücke braten und sich servieren ließ.
    Niemand kam. Überall Stille. Roch und ich traten von einem Fuß auf den anderen, dann beschlossen wir, in das Haus dieses wilden Tiers einzudringen.
    Mit einem Pistolenschuss brach ich das Schloss einer Geheimtür auf, drehte die Tür in ihren Angeln und wagte mich als Erster in die Kellerräume des Gebäudes vor.
     
    Als Erstes stach uns der Geruch in die Nase, ein metallischer Geruch, welchen wir nur allzu gut kannten.
    Blutgeruch.
    Blut an den Wänden, Blut im Sägemehl auf dem Boden. Der Zufall hatte uns zu direkt zur Wurzel des Bösen geführt, in die Folterkammer.
    Der Anblick, der uns erwartete, ließ uns begreifen, dass die Gerüchte, welche über den Schotten im Umlauf waren, nicht aus der Luft gegriffen waren. Die Folterinstrumente entsetzten uns, eines war schrecklicher als das andere. Mit Stacheln versehene
Halsbänder […], Schüreisen, Zangen, Krallen, Messer funkelten im Halbdunkel. Unter den Granitgewölben pendelten Eisenkäfige, welche kaum größer als Schnapsfässer waren. Von einer unerklärlichen Kraft angezogen, ging ich nach hinten in die Höhle, wo sich ein dunkler, kreisrunder Raum öffnete, und als ich hochblickte, sah ich, dass er oben einen breiten Rauchabzug hatte, von welchem dicke, vom Feuer geschwärzte Ketten herabhingen.
    Ein Scheiterhaufen – das war ein behelfsmäßiger Scheiterhaufen. Unter meinen Füßen erstreckte sich ein riesiger, gräulicher Kreis erloschener Glut, vermischt mit verkohlten menschlichen Überresten. In der Mitte dieses Leichenteppichs entdeckte ich die dicke Leiche von Ewen.
     
    Roch und ich kauerten uns neben das Ungeheuer, eine schlaffe Masse, ohne jede Behaarung, welche fürchterlich stank. Das Schwein war der Länge nach in den Kamin gefallen. Während ich meine Hand näherte, um ihn umzudrehen, ging ein Zucken durch den Körper.
    Er lebte noch.
    Wir packten ihn mit vier Händen, und mit gemeinsamer Anstrengung gelang es uns, ihn auf den Rücken zu drehen. Sein Gesicht war beschmiert mit Erbrochenem und Schaum, vermischt mit Kohle. Er öffnete leicht die Augen und bot unserem Blick den Ausdruck eines großen Entsetzens.
    Ich bedrängte ihn sofort mit Fragen, um herauszufinden, was geschehen war. Die Schreie, welche er ausstieß, schienen darauf hinzudeuten, dass er sprechen wollte, aber aus seinem Mund kamen nur Fäden gelblicher Galle. Jetzt begann Roch sich nach dem Schicksal des Negers zu erkundigen, ob er ihm schon einmal begegnet sei, ob er seinen Namen kenne … Bei diesen Worten wurde Ewen von Entsetzen gepackt, sein Körper zuckte erneut und ließ sein Fleisch wie Gelee erzittern; er stieß ein letztes hohes Röcheln aus und bäumte sich noch einmal
auf, bevor er zurückfiel und Staubwolken aufwirbelte, welche uns fast erstickt hätten.
    Diesmal war es wirklich mit ihm vorbei.
    Wir bekreuzigten uns, während wir an die unglücklichen Opfer dieses Grausamen dachten, welche jetzt ihre Rache gefunden hatten, und berieten uns über die Ursachen des Todes. Ich zog die

Weitere Kostenlose Bücher