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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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von hier, schnell. Ein falscher Schritt, und er war verloren.
    Er hörte Gelächter und blickte hinter sich. Zwei Paare kamen von rechts. Weiter hinten erkannte er eine Reihe breiter Pfeiler, gekrönt von Gitterstäben und Bögen aus Metall, sowie Gleise, die aus der Erde kamen. Die Metro verkehrte hier als Hochbahn.
    Er hatte eine Chance zu entkommen. Er spürte es.
    Wie eine Flamme schoss er empor, drängte sich durch die Gruppe von Passanten, die bis zu ihm herangekommen waren, und lief auf die Pfeiler zu. Spitze Schreie von Frauen ertönten gleichzeitig mit einer neuen Salve Schüsse. Zwei winzige Lichtpunkte zerschnitten wie Rubine die Nacht. Diese Dreckskerle benutzten Laserzielgeräte. Nathan stürzte zum Gitter, packte die Stäbe mit beiden Händen und ließ seinen Körper auf die andere Seite kippen.
    Er lief auf die Gleise.
    Laufen, nicht anhalten. Erneut pfiffen ihm die Kugeln um die Ohren. Er warf einen Blick hinter sich. Nur einer der Killer verfolgte ihn. Er lief noch schneller. Seine Schritte trafen die Holzschwellen im Rhythmus seines Herzens, das wie wild schlug. Er wurde langsamer, als die nächste Haltestelle auftauchte. Das Licht der Neonröhren glitt über seinen Körper und machte ihn zu einem idealen Ziel für den Killer.
    Nur weg von hier…
    Plötzlich begann alles um ihn herum zu dröhnen. Er drehte sich um und erkannte im Bruchteil einer Sekunde die blendenden Scheinwerfer eines Zugs, der auf ihn zuraste. Eine Sirene heulte.

    Er sprang zur Seite… der Augenblick kam ihm wie eine Ewigkeit vor, dann drückte er sich gegen einen Stahlträger.
    Es grenzte an ein Wunder, aber er war auf die andere Seite des Gleises gelangt. Gesund und wohlbehalten, erholte er sich, schnappte nach Luft, die Hände gegen die Mauer gedrückt. Sobald der Zug vorüber war, kauerte er sich zusammen und bahnte sich einen Weg zwischen den Metallstäben zum Rand.
    Fünfzehn Meter. Das war die Höhe, die ihn vom Boulevard trennte. Er betrachtete einen Augenblick das Ballett der Autos auf der Straße. Seine Verfolger mussten jeden Augenblick bei ihm sein.
    Irgendetwas stimmte nicht. Warum hatten sie nicht in aller Ruhe bei ihm gewartet, um ihn diskret zu töten? Warum gingen sie jetzt das Risiko ein, sich ihm zu nähern, wo sie ihn doch problemlos aus der Ferne hätten abknallen können? Warum wollten sie ihn fangen, aber… nicht töten? Er würde später darüber nachdenken. Jetzt musste er erst einmal seine Haut retten.
    Ein kräftig aussehender Baum berührte die Hochbahn. An ihm konnte er zum Bürgersteig hinunterklettern.
    Er bewegte sich seitlich vorwärte, den Rücken am kalten Stein eines Pfeilers. Er war fast am Ziel, als er ein metallisches Klicken hörte.
    Der Riese befand sich nur ein paar Meter hinter ihm. Als Nathan nach unten blickte, sah er, wie der Lichtkegel des Laserzielgeräts sein Bein hinaufkroch und über seine Schulter wanderte … zu spät.
    Für den Killer.
    Nathan stürzte sich bereits ins Leere, wobei er ein paar Zweige streifte, die durch die Wucht des Aufpralls brachen.
    Er fiel … Sein Rücken prallte gegen etwas, das zugleich hart und nachgiebig war. Eine Feuerkugel ging durch seinen Körper. Er bäumte sich auf und krallte sich mit den Fingern an ein Nylonnetz, das ihm die Vorsehung sandte … Als er auf dem Asphalt landete, starrten ihn drei Kerle in Shorts an, von denen
einer einen Ball in der Hand hielt. Der Zaun eines Basketballfeldes hatte ihn gerettet.
    Er bückte sich und warf einen Blick in die Runde. Dreißig Meter von ihm entfernt, links von ihm, kam der Killer die Treppe der Station Glacière heruntergerannt. Direkt gegenüber öffnete sich eine grüne Allee auf die Türme einer weitläufigen Siedlung mit Sozialwohnungen. Der ideale Ort, um ihn abzuhängen oder in die Enge zu treiben.
    Nathan lief auf den Boulevard, ohne die Limousine zu sehen, die in voller Geschwindigkeit auf ihn zuraste. Die Bremsen kreischten, aber der Zusammenstoß war nicht mehr zu vermeiden. Er rollte über die Motorhaube, prallte gegen die Windschutzscheibe und wurde auf den Asphalt geschleudert. Ein wahnsinniger Schmerz explodierte in seinen Gliedern. Als er die Augen wieder öffnete, lag er auf der Erde, die Arme gekreuzt, einen sternenlosen, unwirklichen Himmel über sich.
    Wagentüren wurden zugeschlagen. Schatten beugten sich über ihn, eine behandschuhte Faust packte ihn an den Haaren und schlug seinen Schädel mit aller Wucht auf den Asphalt. Er hatte das Gefühl, dass seine Leber unter dem

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