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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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Zunge heraus und öffnete die Lider, um seine Augen zu untersuchen. An der ungesunden bleiernen Färbung, die sie angenommen hatten, und trotz der Gewalttätigkeit, welche auf diesem Ort lastete, vermuteten wir eine ganz gewöhnliche Krankheit.
     
    Während unseres Rückritts, […] versucht […] zu verstehen […] eine Bestandsaufnahme dessen, was ich wusste.
    Es war klar, dass unser Neger Ewen in die Hände gefallen war und dass dieser den Mörder kannte. Ich stellte mir vor, dass sie durch irgendeinen unheilvollen Pakt miteinander verbunden waren, und mein Instinkt sagte mir daher, dass es sich hier keineswegs einfach nur um Hexerei handelte, sondern dass ein ganz anderes, sehr viel schrecklicheres und undurchdringliches Geheimnis dahintersteckte.
    Kurz nach Einbruch der Nacht erreichten wir die Tore der Stadt. Ein unerbittlicher Regen, gepeitscht von einem heftigen Nordwestwind, trommelte auf die Stadt herab. Ich verabschiedete mich von Roch, welcher seinen Dienst in der Ambulanz antrat, und begab mich zum Haus meines Freundes Pierre Jugan, allgemeiner Apotheker, in der rue des Micauds.
    Die Tür öffnete sich auf das überaus hässliche und hagere Gesicht des kleinen Mannes. Er empfing mich mit einer kräftigen und herzlichen Umarmung. Ich trat ein und erklärte ihm ohne Umschweife den Grund meines Besuchs. Ich wusste, dass Jugan auf der Seite der Wissenschaft stand, und erzählte ihm daher alles, von der Geschichte des Sklaven bis hin zum Tod des Prüfers. Obwohl, wie ich ihm zu verstehen gab, alles auf
eine Krankheit hindeutete, konnte ich mich doch des Gedankens nicht erwehren, dass der Mann möglicherweise vergiftet worden war, und nur Jugan konnte mir helfen, mir darüber Klarheit zu verschaffen. Ich tauchte meine Hand in die Umhängetasche und faltete ein Tuch auseinander, welches Glasphiolen und dünne Pergamentblätter enthielt, in welche ich die Proben gepackt hatte, die ich dem Toten entnommen hatte, bevor wir ihn verlassen hatten. Es handelte sich um Blut, stinkende Gallenflüssigkeit und Schleim, Kot und eine Locke seines schütteren Haars.
    Als der Apotheker die Ausbeute erblickte, welche bei anderen heftige Übelkeit ausgelöst hätte, erstrahlte sein Gesicht. Gifte wirken auf sehr subtile Art, und wenn ich Recht haben sollte, würde die Untersuchung dessen, was ich mitgebracht hatte, uns gewiss erlauben, demjenigen auf die Spur zu kommen, welcher das Gift hergestellt hatte. Wie machten uns unverzüglich auf den Weg.
    […]
    Das Labor, welches sich im ersten Stock des Hospizes für Kranke befand, war ein prächtiger Raum, geschmückt mit Eichenvertäfelungen, Schränken und Regalen, auf denen sich Töpfe mit Ätzmitteln, Salben, Abkochungen und verschiedenen Arzneimitteln aneinander reihten. Ein paar Rezepte lagen herum, welche dem Auge des Laien mit ihren unentzifferbaren kabbalistischen Zeichen nur Rätsel aufgaben. In der Mitte standen auf langen, vom kupfernen Licht der Kandelaber erleuchteten Tischen Destillierkolben, Rohrschlangen, Mörser und andere Glasgefäße, welche die Apotheker für die Herstellung von Arzneimitteln benötigten. Pierre zog einen weiten Kittel aus schwarzem Leinen an, bereitete einige Fläschchen vor, welche, wie ich vermutete, verschiedene Reagenzien für alle möglichen Gifte enthielten, und ging dann wie ein Alchimist an die Arbeit.

     
    Als er sich kurz vor Mitternacht endlich zu mir umdrehte, erkannte ich an dem breiten, zufriedenen Lächeln, in dem sein Gesicht erstrahlte, dass er die Substanz isoliert hatte.
    Es handelte sich um ein Gift mit Namen »Cantarella«, welches Paolo Jovio in seiner Historia sui temporis beschrieben hat. Um es herzustellen, musste man sich zunächst arseniges Anhydrid beschaffen, ein raffiniertes und sehr kostspieliges Derivat des Arsens, welches Jugan zufolge nur über venezianische Händler zu bekommen war, welche es sich im Orient und in Indien besorgten. Anschließend musste man ein totes Schwein nehmen, das Tier aufschlitzen und seine Eingeweide mit dem Gift bestäuben. Dann wurde das Tier aufgehängt, bis die Verwesung einsetzte, und anschließend getrocknet. Nach dieser ganzen Prozedur musste man nur noch die geschwärzten und eingeweichten Gewebe abkratzen und im Mörser zu einem neuen Pulver vermahlen, welches dann in den Wein oder das Essen desjenigen gegeben wurde, den man in die Hölle schicken wollte.
    Ein Bild des Mörders tauchte in unseren Köpfen auf. Er war ein reicher Mann, welcher mit Reisenden verkehrte oder

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