Im Bus ganz hinten
sein? Ist Patrick ein
Monster, das man wegsperren muss? Habe ich wirklich eine Macke, oder sind es die anderen? Und: Was ist eigentlich mit Mama los? A ls
Mutter muss sie ihren Sohn doch mögen, warum kann sie es mir dann nicht auch zeigen? Fragen über Fragen. Mich quälte, dass ich nicht eine
einzige A ntwort parat hatte. Ich wusste nur eines: A uf Jugendknast hatte ich keinen Bock. A llein die wenigen Stunden hier reichten mir
vollkommen. Ich musste sofort etwas A nständiges mit meinem Leben anfangen. Ich musste aufhören, kriminell zu sein, aber mir fiel beim
besten Willen nicht ein, was ich Vernünftiges hätte machen können.
Durch das viele Denken wurde ich hungrig. Ich hätte mir tonnenweise Schokolade oder Kuchen reinhauen können, doch ich musste warten bis
zur Raubtierfütterung. A ls der Wärter mir irgendwann einen Teller hereinbrachte, stürzte ich mich gleich auf das Essen. Es gab labbrigen
Toast mit Cervelatwurst. Wieder einmal. A nscheinend war das eine echte Berliner Spezialität für gestrandete Jugendliche – damit man sich in
jeder Einrichtung gleich zu Hause fühlte. Die Mahlzeit schmeckte überhaupt nicht, aber das war mir in diesem Moment egal. Zu trinken gab es
Sprudelwasser. Das kippte ich hinterher. Und dann hatte ich immer noch Hunger. A ber es gab nichts mehr. Tatenlos hockte ich weiter auf
meinem Bett.
Zwei Nächte später war es endlich geschafft. »So, das war’s. Du kannst gehen«, sagte mir der Beamte, als er die Türe aufsperrte. Ohne »A uf
Wiedersehen« zu sagen, lief ich sofort nach draußen. Es regnete in Strömen, als ich auf die Straße kam. Ich breitete die A rme aus und lachte
mit geschlossenen A ugen in den Himmel. A uch wenn ich nur zwei lächerliche Tage gesessen hatte: Frei zu sein war ein geiles Gefühl! A uf
dem Weg zum Bus drehte ich mich noch einmal um und zeigte der A nstalt den Fickfinger.
Suche nach Liebe
Zurück in der Kriseneinrichtung: Hier gab es ein ständiges Kommen und Gehen. Jeden Tag kamen neue gestrandete Personen an, während
andere einen neuen A nlauf ins Leben starteten. A ber alle, die hier wohnten, hatten etwas gemeinsam: Sie waren auf der Suche nach ein
bisschen Zuneigung. So wie ich. Manche versuchten ihr Bedürfnis auf ganz spezielle A rt und Weise zu stillen: Die Mädels dort waren zum
Beispiel ziemlich forsch und mutig. A nders als in der freien Wildbahn machten hier die Weiber die Jungs an, nicht umgekehrt. So passierte es
auch mir eines Tages, dass sich im Fernsehraum plötzlich eine dunkelhaarige Lady zu mir setzte, während ich mir gerade eine Talkshow
reinzog. Sie trug ein altes T-Shirt und eine zerschlissene Jeans, aber ihr Gesicht war sehr süß. »Hey, hast du Bock, mich in den A rm zu
nehmen?«, fragte sie mich ganz direkt. »Ich dich? Wie?«, entgegnete ich irritiert. Ich war etwas überrascht über die unverblümte A nmache.
»Na, komm schon. Sei nicht so schüchtern«, meinte sie und zwinkerte mir zu. »Ich will nur ein bisschen gestreichelt werden.« Ich überlegte
kurz und dachte mir dann: Wieso eigentlich nicht? Ich nahm die Fremde also in den A rm und drückte sie ganz fest an mich. Mit der rechten
Hand fasste ich in ihre langen, dunklen Haare. Sanft hauchte das Mädchen in mein Ohr. Ich fand’s irgendwie geil und machte weiter. Meine
Hand wanderte jetzt weiter runter. Ob ich ihre Titten anfassen sollte? Sie wollte es ja offensichtlich auch, und deshalb überlegte ich nicht mehr
lange und griff ihr an die Dinger. Sie waren ziemlich groß und weich. Ich atmete schneller und vergaß plötzlich alles um mich herum. Ganz
langsam glitt meine Hand unter ihr Shirt. Ich war 17, und so nah war ich noch nie einem Mädchen gekommen.
Dann hörte ich hinter uns plötzlich Schritte. »A ufhören«, unterbrach uns ein Betreuer. Ich zuckte zusammen. »Hier wird nicht rumgemacht.
Benehmt euch!« Ich seufzte. A usgerechnet jetzt, wo es interessant geworden war. Ich verabschiedete mich von dem Mädchen und verzog
mich in mein Zimmer. Dann musste ich eben eine Runde keulen.
Carlo-Cokxx-Flavour
Meine Mutter war für mich gestorben. Der einzige Freund, den ich noch hatte, war A nis. Wir trafen uns fast jeden Tag in der Malerwerkstatt
und hingen auch an den A benden bei ihm auf dem Sofa ab. A nis war einer, der gern zu Hause chillte – auf großartige A ction hatte er keinen
Bock. A ber ich hatte zu viel Energie, um auf Dauer in der Wohnung rumzugammeln, und deshalb zog ich ihn immer mit auf die
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