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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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Straße.
    Tagsüber hockten wir in Bars, um Shisha zu rauchen. Und nachts besprühten wir gemeinsam Züge. Wenn das Piece fertig war, posierten wir
    noch für coole Fotos mit Lederjacken und schwarzen Masken vor unserem Kunstwerk. Danach gingen wir auf Partys. A m liebsten in den 2be-
    Club. Dort lief die beste Musik der Stadt – Hip-Hop ohne Ende! Und die Weiber da waren auch nicht schlecht. Leider kamen in den 2be-Club
    aber auch die miesesten Typen, es passierte sogar ab und an, dass jemand abgestochen wurden. »Ey, was willst du hier«, schrie mich einmal
    einer an. Ich kannte ihn nicht und fragte verwundert: »Was willst du?« »Ich bin Holm, Skims Bruder«, stellte sich der Fremde vor. Mit dem
    Sprüher aus der Beuckeschule hatte ich keinen Kontakt mehr. »Hör mal zu. Vergiss nicht, wo du herkommst und wer dir geholfen hat. Bild dir
    ja nichts ein auf deinen Fame. A lles, was du kannst, hast du von Skim«, stänkerte der Typ mich an. »Halt dein Maul. Was weißt du schon von
    mir«, versuchte ich ihn abzuwimmeln. In meinem A ugenwinkel sah ich, dass Holm eine Bierflasche in seiner rechten Hand hielt und ausholte,
    um sie mir überzuziehen. Ich wollte mich schon ducken, aber genau in dem Moment bekam ER eine Bombe genau ins Gesicht. Boom! A nis
    hatte perfekt reagiert. Die Szene war wie aus einem Film. Mir passierte nichts. A ls ich Holm wegschubsen wollte, tauchte plötzlich eine Horde
    Security-Typen auf. Sie hatten die Situation beobachtet und gingen mit Schlagstöcken auf den Störenfried los – und prügelten ihn
    windelweich. Strafe, wem Strafe gebührt, dachte ich. A nis und ich sahen trotzdem zu, dass wir wegkamen.
    Ich besuchte A nis oft bei ihm zu Hause in Marienfelde. Es war echt schön dort. Seine Mutter war wirklich ein Engel. Sie kochte für mich und
    wusch sogar meine Wäsche. »Junge, wenn es dir mal schlechtgeht, dann sag Bescheid«, bot sie mir an. So viel Fürsorge war ich nicht
    gewohnt. Sie war die perfekte Mutter. Meine Ersatzmutter. Ich schloss sie sofort in mein Herz. Das Coole an A nis’ Kinderzimmer war, dass er
    sich ein Minitonstudio darin eingerichtet hatte, um seine Rap-Songs aufzunehmen. Für mich war das etwas absolut Neues. Hip-Hop hörte ich
    zwar schon die ganze Zeit, aber selbst Musik gemacht hatte ich noch nie. »Ich zeig dir ein paar Beats«, sagte A nis und spielte mir seine Tracks
    vor. »Mann, ist das cool«, dachte ich. Ich war sofort begeistert und nickte mit dem Kopf zum Takt. »Komm, wir machen zusammen einen
    Song«, schlug er vor. Wie bitte? Ich sollte rappen? »Na klar«, ermutigte mich mein Kumpel. Meine A ugen müssen in diesem Moment vor
    Freude gestrahlt haben. Ich schlug ein, und wir machten uns direkt an die A rbeit. Ich wusste überhaupt nicht, wie das ging, aber ich nahm
    mir einen Zettel und einen Stift und schrieb einfach drauflos. Die ersten Zeilen kamen ganz automatisch. Ich versuchte ein paar coole Rhymes
    zu machen. Das gelang mir zwar anfangs nur auf dem Niveau von »Haus-Maus-raus«, aber wie heißt es so schön: Jeder fängt mal klein an.
    A nis feuerte mich an und machte auf seiner Beatmaschine, der MPC, die Musik dazu. Wir waren ziemlich schnell. Innerhalb von einer Stunde
    hatten wir einen Track geschrieben. Dann ging es los mit der A ufnahme: Ich rappte meine ersten Zeilen in das Mikrofon. Und es klang – total
    scheiße. Ich rappte viel zu hastig, kam nicht mit dem Beat mit. A ber es fühlte sich irgendwie geil an. Ich war jetzt Rapper – oder zumindest so
    was Ä hnliches. Wieso war ich da nicht vorher drauf gekommen?
    Ich war blutiger A nfänger, und A nis war mir in der Sache schon ein ganzes Stück voraus. »Mach dir nichts draus. Ich mache das schon seit
    einem Jahr. Du musst halt üben«, riet er mir. »A uf jeden Fall«, antwortete ich sofort. »Wir können das zusammen durchziehen, wenn du
    willst. A ber du musst wissen, dass ich es unbedingt schaffen will. Ich meine das total ernst«, erklärte A nis. Ich nickte. Was genau er eigentlich
    meinte, war mir damals noch gar nicht klar. A ber das war eigentlich auch egal.
    Wir trafen uns von da an jeden Tag, um Musik zu machen. Ich trainierte mich selbst, indem ich zu den Hip-Hop-Beats von Eminem rappte. Bei
    A nis zu Hause machten wir dann eigene Songs. Oft saßen wir so lange daran, dass ich gleich bei ihm pennte. Wir waren die dicksten Kumpels
    – total auf einer Wellenlänge. Nur wenn es um das Thema Klamotten und Styling ging, waren wir uns gar nicht einig. Eines Nachmittags

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