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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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Glück ein Fläschchen Wodka mitgebracht, um das Ding erträglicher zu machen. »Mein Sohn schläft
    nebenan«, sagte sie, bemühte sich dabei aber kein bisschen, leise zu sprechen. Irgendwie fand ich das abartig. Ich dachte mir: Wenn mein
    Kind im Nebenzimmer pennt, hole ich mir doch keinen fremden Typen zum Ficken in die Wohnung, oder? Ich sollte sie auf ihrer abgefuckten
    Couch durchbumsen, während nebenan der Kleine unschuldig von Glücksbärchen träumte?
    Die Olle holte Gläser für den Wodka. Wirklich viel davon trinken wollte sie dann allerdings nicht, und ich war auch nicht in der Stimmung,
    mich zu besaufen, denn ich wollte nicht den Überblick über die Situation verlieren. A lso fingen wir einfach an, nüchtern rumzumachen. A ua!
    Die A lte kratzte mich dabei am A rm. Ich dachte, ich spinne! Und immer wenn ich ihr zwischen die Beine greifen wollte, kniff sie die Schenkel
    zusammen. Ging’s eigentlich noch? Die Tussi machte mir eindeutig zu viele Faxen. Wer, dachte sie denn bitte, wer sie war? »Hör zu, du bist
    mir echt zu merkwürdig«, sagte ich. »Erst bestellst du mich hierher wie die Oberschlampe, und dann machst du einen auf superprüde. Ich
    hau ab!«
    Ich machte mir die Hose zu und flüchtete aus der Wohnung. Ich musste auch an den Kleinen in seinem Schlafzimmer denken. Ich hatte es
    früher ja schon schlimm gefunden, meinen eigenen Eltern beim Bumsen zuzusehen. Wie gruselig musste es da erst sein, wenn man dazukam,
    während sich Mama von einem Wildfremden durchnageln ließ?
    Mein Taxi war schon auf dem Weg – ich wollte nur noch ins Bett. Doch meine Ruhe fand ich nicht: Drei Stunden später, um vier Uhr morgens,
    klingelte mein Handy. Ich war gerade eingeschlafen und schreckte auf. Wer zum Teufel sollte um diese Uhrzeit noch anrufen? Ich ging ran –
    und wer war dran? Diese Scheiß-Olle, Mandy aus Marzahn. Sie heulte total krass und wimmerte ins Telefon wie ein abgeschlachtetes Schwein:
    »Was hast du getan? Was hast du getan? Du hast die Tür mit A bsicht offen gelassen.« »Wie bitte?« Ich wusste erst gar nicht, worauf die A lte
    hinauswollte. Sie schrie verzweifelt: »Die Typen sind in meine Wohnung gekommen und haben mich vergewaltigt. Mit Messern an meiner
    Kehle. Warum hast du nicht die Polizei gerufen?« Ich legte auf. Ich war einfach nur geschockt. Biep, biep – dann kam auch noch eine SMS
    hinterher: »Die Kripo ist jetzt da.« Ich antwortete nicht, hatte, ehrlich gesagt, aber ordentlich Schiss. Jetzt wollte mir diese blonde Fotze auch
    noch was anhängen! Ich hatte keinen Plan, was zu tun war, deshalb rief ich sofort meinen Kumpel Frauenarzt an – der hatte schließlich viel
    Erfahrung mit der MySpace-A bschlepperei. »A rzt, A lta! Die erzählt irgendwas von Tür offen gelassen und vergewaltigt«, schrie ich ins Telefon.
    Er wusste sofort, von wem ich spreche. A nscheinend war die Tussi keine Unbekannte. Zum Glück beruhigte er mich gleich: »Die A lte spinnt,
    die ist echt geisteskrank. Scheiß auf die. Da wird nix kommen!« Ich atmete tief durch, legte auf und schlief wieder ein.
    Leider sollte Frauenarzt nicht recht behalten. Nur eine Woche später bekam ich einen Brief von der Kripo, von der A bteilung am Zoologischen
    Garten, die sich nur um Delikte am Menschen kümmerte – also um alles, was mit Mord und Vergewaltigungen zu tun hat. Es war eine
    Vorladung, aber Gott sei Dank nur als Zeuge. Wenn ich jetzt auch noch wegen einer Vergewaltigung unter Verdacht gestanden hätte, wäre
    meine Rap-Karriere wohl mit einem Schlag beendet gewesen. Ich sah schon die Schlagzeile in der BILD-Zeitung: »Nazi-Rapper jetzt auch noch
    Vergewaltiger!« Ich versuchte mich zu beruhigen: Was sollte ich groß zu befürchten haben? Ich hatte ja nicht mal meinen Schwanz da
    reingesteckt. Zum Glück!
    A lso fuhr ich auf die Wache. Im Eingangsbereich kamen mir schon drei Kripo-Frauen entgegen. Sie sahen aus wie hysterische Lesben im
    Kampfkostüm: zu kurze Haare, zu große Nasen, zu viele Muskeln und generell eine zu männliche A usstrahlung. Ich dachte nur:
    Ogottogottogott. Bei der Vernehmung erzählte ich ihnen dann, dass die Opfer-Tussi nur ein MySpace-Groupie von mir war und am Ende nicht
    einmal ein One-Night-Stand daraus geworden war. Ich kannte die praktisch gar nicht. Ich schlug aus Prinzip keine Frauen, und ich erwähnte
    auch das Kind im Nebenzimmer.
    »Die will nur A ufmerksamkeit erregen«, versuchte ich den Weibern in Uniform zu erklären. Sie zeigten mir die Fotos aus der Wohnung

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