Im Bus ganz hinten
stinksauer. Zum Glück ließen sie uns fünf Minuten später frei. »Sie werden von uns
hören«, riefen sie mir hinterher. Ich atmete auf. »Nie mehr mach ich so was!«, schwor ich mir, als ich das Revier endlich verlassen durfte. Ein
Jahr später ging die Sache vor Gericht. Sie brummten mir eine Strafe von 5000 Euro auf – und damit war meine Sprüherkarriere für mich
erledigt. Für immer.
Geile Zeit – Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll
Psychisch ging’s mir jetzt deutlich besser, und bei A ggro lief es zu der Zeit auch wie am Schnürchen: Das Label war von Schöneberg nach
Kreuzberg in die Blücherstraße umgezogen, wo meine Bosse endlich Ruhe vor den Straßenleuten hatten, die ja dauernd Geld von ihnen
wollten. Damit das auch so blieb, musste die neue A dresse geheim bleiben, und das funktionierte sehr gut. Endlich konnte sich das Team
wieder auf das konzentrieren, was wirklich wichtig war: auf die Musik. In dieser Zeit ging viel voran. Die Pressefrau Kaete regelte meine
ganzen Interview- und TV-Termine, mit Specter besprach ich die kreativen Dinge. Wie sollte mein nächstes Video aussehen? Was kam auf das
Cover der nächsten CD? Welches Lied sollte die neue Single werden? Halil übernahm den Vertrieb, sorgte also dafür, dass unsere Platten auch
tatsächlich im Laden landeten. Und Spaiche war der Geschäftsmann. Er kümmerte sich um die Finanzen. Wenn ich Geld brauchte, sprach ich
ihn einfach direkt an: »Hey, Spaiche. Ich brauch Kohle.« Kaum hatte ich das letzte Wort ausgesprochen, öffnete er auch schon den geheimen
A ggro-Safe. Darin stapelte sich das Geld in hübschen Bündeln, und Spaiche holte mir ein paar Scheinchen raus, die ich dann direkt in meiner
Hosentasche verschwinden ließ. Über meine Finanzen musste ich mir also keine Gedanken machen. Die Plattenfirma kümmerte sich um alles.
Sogar um meine Krankenversicherung. Früher hatte ich gar keine gehabt, weil das Geld nicht reichte, und jetzt war ich sogar privat versichert.
A uch die anderen A ggro-Stars waren happy. Warum auch nicht? Wir verkauften jede Menge Platten. Der Label-Sampler A ggro A nsage Nr. 4
ging innerhalb weniger Tage 100 000-mal über die Ladentheke. Dafür bekamen wir dann auch unsere erste goldene Schallplatte überreicht.
Und das war überkrass! A us dem Nichts wurden wir nun zu den Chefs des deutschen Hip-Hop. Wir hatten das erreicht, was niemand für
möglich gehalten hatte, und deshalb feierten wir uns selbst. Und wie! Die anderen A ggro-Stars und ich – wir waren eine Gemeinschaft. Ich
verstand mich inzwischen richtig gut mit Sido, B-Tight und Tony D. Und meinen alten Sprüherkumpel Spok hatte ich auch noch mit ins Boot
geholt. Er nannte sich als Rapper G-Hot und war ein richtiges Talent – ich nahm ihn gleich mit auf meine nächste Single »Jump, Jump«, die
ich zusammen mit DJ Tomekk aufnahm. Specter drehte dafür in einem Rohbau in Berlin ein übertrieben geiles Video. Es kostete satte 120 000
Euro (!) und war somit eines der teuersten deutschen Rapvideos aller Zeiten. Hunderte von geilen Frauen wurden als Komparsinnen gebucht.
Dazu luden wir noch alle Leute ein, die wir kannten. Und dann feierten wir vor laufender Kamera die krasseste Party! So fühlte sich A rbeiten
gar nicht schwer an. Der Clip schlug ein wie eine Bombe, die Single landete auf Platz 3 der Charts. Und dann nominierte mich VIVA auch noch
für den Comet als Newcomer des Jahres. Besser ging’s nicht!
Sido und Rapper Harris waren zur gleichen Zeit mit ihrem Projekt »Deine Lieblingsrapper« erfolgreich. Beim Comet hatten sie ihren großen
A uftritt. Und so fuhr die ganze A ggro-Gang gemeinsam von Berlin nach Nordrhein-Westfalen, wo in der König-Pilsener-A rena in Oberhausen
die Verleihung stattfinden sollte. Es fühlte sich an wie die geilste Klassenfahrt der Welt – bloß vielleicht, dass Bushido dabei fehlte. Schon einen
Tag vor der großen Verleihung checkten wir in unserem Hotel in Essen ein. A ndere Stars wie Fettes Brot waren auch dort, aber die
interessierten uns einen Scheiß. Wir waren viel cooler und hingen lieber zusammen ab! A lles lief mega-gechillt.
A m nächsten Morgen dann überfiel mich allerdings die A ufregung. Der Druck, der auf mir lastete, war ungewohnt groß: Ich musste über den
roten Teppich gehen, einen fetten A uftritt abliefern. Und außerdem wollte ich unbedingt den Preis mit nach Hause nehmen. Koste es, was es
wolle! Gut aussehen sollte ich dabei selbstverständlich auch noch. Deshalb
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