Im Bus ganz hinten
Alta,
Du Schlampe! Ich liebe dich, du Schlampe. Ja, Mann, ich liebe dich.
Bildteil
Ich, mit eineinhalb Jahren, in meinem hölzernen Hochstuhl beim Mittagessen. Als ich dieses Foto fand, fiel mir die Geschichte zu meiner ersten Erinnerung ein.
Meine Mutter wollte mich in irgendwelche hässlichen Klamotten stecken. Grund genug für mich, zu heulen. Ich hatte halt schon immer meinen eigenen Style.
Schon an meinem ersten Schultag wusste ich, dass diese Zeit nicht cool werden würde. Während mein Banknachbar (l.) auf diesem Foto strahlt wie ein Honigkuchenpferd, gucke ich skeptisch. Am liebsten hätte ich in meine Schultüte gekotzt.
In mich gekehrt: ich als siebenjähriger Junge vor der Mercator-Grundschule in Berlin.
Meine Mutter hatte wieder mal keine Zeit, also schickte sie mich in den Sommerferien zu ihrer Schwester auf einen DDR-Zeltplatz in Ostberlin.
Man beachte meinen verhängnisvollen Ohrring.
Auf diesem Bild zocke ich gerade in unserem Wohnzimmer das Ballerspiel »Doom«. Der Computer gehörte meinem Stiefvater Erich.
DelaMok , Roulette, Bushido und ich (v. r.) in Hannover bei den Aufnahmen zu dem Rap-Tape King of Kingz. Unsere Fingerzeichen stehen für »Westberlin«.
Bild-Beweise aus meiner Zeit als Sprüher:
Panels (so nennt man bis zum Fenster bemalte Zugwaggons) in Berlin-Schöneberg (Bild oben) und am Bundesplatz.
2006 auf Trendsetter-Tour. Hier sieht man, wie ich in Bochum mein Lied »Identität« rappe.
Das U-Bahn-Depot Britz-Süd in Berlin.
Hier habe ich oft nachts Züge gesprüht.
Die Zugabe bei einem Konzert in Bochum:
Ich versuche meinen Fans immer so nah wie möglich zu sein.
Im 186er-Bus Richtung Lichterfelde – natürlich sitze ich hinten.
Der Sprüherladen Mad Flavor in Berlin-Charlottenburg. Hier habe ich oft meine Farbdosen gekauft. Heute gibt es den Store nicht mehr.
Das bin ich heute. Unabhängig und frei.
Den Traum vom Rapstar darf ich immer noch leben.
6. Voll auf Aggro
Der erste Eindruck zählt
Hustlen und irgendwie überleben – damit verbrachte ich die meiste Zeit. Und wenn Bushido anrief, um Musik zu machen, dann schaute ich bei ihm vorbei. Er war sehr auf seine Karriere konzentriert, das fand ich cool. Er wollte eben unbedingt etwas reißen mit der Musik. Bushido traf sich jetzt auch öfter mit anderen Rappern wie King Orgasmus One und Frauenarzt. Außerdem hatte er Kontakt zur Gruppe »Die Sekte«
aufgebaut, zu der zum Beispiel auch Sido gehörte. Eines Tages klingelte mein Telefon, und Bushido erzählte mir stolz, dass er zu Aggro Berlin gehen würde.
»Das sind ein paar Jungs, die eine Plattenfirma gründen. Die Sekte ist auch dabei. Die wollen sich mit mir treffen. Kommst du mit?« Natürlich war ich am Start.
»Das ist eine Chance«, erklärte mir Bushido, als wir auf dem Weg in den Hip-Hop-Laden Downstairs waren. Halil, der Geschäftsführer dort, war einer der Mitgründer von Aggro Berlin. Als wir reinkamen, drehten sich alle nach uns um. Durch sein Tape King of Kingz hatte sich Bushido bereits einen Namen gemacht, und mich kannte man schließlich als Sprüher. Specter, ein anderer Aggro-Boss, stand mit Sido an der Theke. Sie winkten Bushido zu. Ich nickte nur und gab ihnen dann die Hand. Auf der anderen Seite des Ladens stand mein alter Schulkollege Skim. Herablassend lächelte er mir zu. Das konnte ich vor den anderen nicht auf mir sitzen lassen und ging, ohne zu zögern, auf ihn zu.
»Was lachst du so bescheuert?!«, stellte ich ihn zur Rede. Skim blieb cool.
»Du glaubst wohl auch, dass du jetzt was ganz Besonderes bist«, antwortete er und machte einen auf hart. Aber als Bushido plötzlich vor ihm stand, bekam er Arschflattern: »Was glaubst du eigentlich, wer DUbist?«, fragte ihn Bushido mit eingefrorener Miene und rückte ihm auf die Pelle. Erschrocken ging Skim ein paar Schritte zurück und verließ kurz darauf den Laden. Sido und Specter hatten das Ganze beobachtet und bekamen also gleich mit, dass Bushido und ich ein Team waren und uns nichts gefallen ließen. Das fand ich ganz gut, der erste Eindruck zählte schließlich. Trotzdem sollte es noch Jahre dauern, bis mich die Aggros in Sachen Business ernst nahmen.
Aggro Berlin
Wenig später unterschrieb Bushido einen Vertrag bei dem Plattenlabel. Ich begleitete ihn oft, wenn er den Chefs einen Besuch abstattete, wurde aber von den Typen einfach nicht für voll genommen. Sie wussten, dass ich im Heim aufgewachsen war, und hielten mich für minderbemittelt. Sie belächelten mich.
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