Im Bus ganz hinten
noch mehr Polizisten sind!«
Weit kamen wir nicht.
»Stehen bleiben. Kriminalpolizei!«, hörte ich eine tiefe Stimme hinter uns.
»Sofort!« Wir liefen trotzdem weiter. Ich wollte nicht aufgeben und stürmte Spok hinterher und, so schnell es ging, die Treppen hinauf. Dabei übersprang ich einige Stufen. Als ich nach unten sah, bemerkte ich, wie sich mein Schnürsenkel löste. Fünf Sekunden später stolperte ich auf den nassen Stufen und musste mich mit den Händen abfangen.
»Jetzt krieg ich dich«, schnaubte der Typ von der Kripo hinter mir. Ich rappelte mich auf, kletterte weiter, schwankte und suchte nach Halt. Mit der rechten Hand fasste ich das Geländer. Ich drehte mich kurz um und sah, dass mich der Bulle fast eingeholt hatte. Fast konnte ich seinen Atem in meinem Nacken spüren. Jetzt gab ich richtig Gas – auf den letzten acht Stufen berührte ich kaum noch das Holz der Treppe. Dann sprang ich durch das Loch im Zaun und sprintete über den Friedhof ins Dunkle.
Spok war neben mir und deutete japsend auf eine Familiengruft schräg vor uns. Der steinerne Engel, der auf dem kleinen Grabhäuschen saß, leuchtete blass in dem wenigen Mondlicht, das trotz des Regens vom Himmel fiel.
»Da können wir uns verstecken«, rief Spok mir zu.
»Vielleicht kommen wir sogar rein in die Gruft!« Aber das war mit mir beim besten Willen nicht zu machen. Mir stellten sich ja schon bei dem Gedanken an eine derartige Aktion die Nackenhaare auf. Bevor ich hier auf dem Friedhof in eines der Gräber kroch, würde ich mich lieber gleich von den Bullen wieder in die Klapse fahren lassen. Also liefen wir zum Ausgang und von dort über den Innsbrucker Platz bis zur Hauptstraße. Die Autos rasten über den verregneten Asphalt. Als wir an einem Hotel vorbeikamen, hielt ich Spok an der Schulter fest.
»Los!
Rein da!«, schrie ich ihn an.
»Jetzt komm schon!« Ich zog ihn durch die Tür in die Lobby, wo wir von Regen und Schweiß tropfend einen Moment im Dämmerlicht stehen blieben. Ein kleiner Chinese saß hinter der Rezeption und starrte uns ängstlich an. Seine Augen waren weit aufgerissen.
»Keine Sorge. Wir tun Ihnen nichts. Bitte seien Sie einfach ruhig, und verraten Sie uns nicht«, bat ich ihn. Der Chinese nickte verstört. Wir liefen zum Aufzug und fuhren bis ins oberste Stockwerk. Plötzlich mussten wir beide laut lachen: »Ey, haben wir es wirklich geschafft?«, fragte ich.
»Alter, ich glaub schon, aber noch ist nichts sicher. Wenn die Bullen auftauchen und uns der Chinese da unten verrät, sind wir am Arsch«, meinte Spok. Mit einem Bing öffnete sich die Aufzugstür. Wir liefen zum nächstgelegenen Fenster und entdeckten ein Vordach.
»Da raus!«, befahl ich. Durch eine Notfalltür kamen wir nach draußen. Wir stiegen aufs Dach, schlossen die Tür von außen und legten uns hin. Ganz flach, sodass uns keiner sehen konnte. Wir selbst hatten von dort aber einen perfekten Blick auf die Hauptstraße und den Innsbrucker Platz, und tatsächlich fuhr gerade ein Bullenwagen vor, und zwei Beamte stellten sich ratlos auf den Bürgersteig. Wir aber lagen da oben und chillten.
»Die kriegen uns nie«, kicherte ich und fühlte mich, als ob ich Teil eines Films wäre. Aber es war mein echtes Leben. Ein ganz schön krasses Leben, dachte ich mir. Wir lagen einfach nur da und starrten in den Himmel. Irgendwann beruhigte sich auch mein Puls, und zwei Stunden später trauten wir uns schließlich wieder raus aus unserem Versteck. Zurück an der Rezeption, gab ich dem Chinesen zum Dank für seine Verschwiegenheit die Hand. Er war korrekt! Dann fuhr ich nach Hause – in die Einsamkeit …
Mein erstes Mal
Weil ich mich in meiner neuen Wohnung so allein fühlte, dachte ich wieder öfter an Zaida. Wir hatten immer noch Kontakt. Sie hatte sich mittlerweile von Zwek getrennt, denn sie war auch nicht mehr damit klargekommen, wie sehr er sich verändert hatte und mit was für seltsamen Typen er inzwischen abhing. Ihm war es zwar ein Dorn im Auge, dass Zaida und ich uns regelmäßig sahen, aber das ging mir ehrlich gesagt am Arsch vorbei. Zwek kümmerte sich in letzter Zeit ja auch einen Dreck um mich. Außerdem war ich immer noch Jungfrau – und das mit 18. Ein absolutes Desaster! Ich musste jetzt einmal auf mich selbst schauen. Sonst starb ich am Ende noch ungefickt.
Zaida und ich trafen uns so oft wie möglich. Wir gingen ins Kino oder chillten im Park. Wir verstanden uns einfach super. Ein paarmal übernachtete ich bei ihr, einmal
Weitere Kostenlose Bücher