Im Bus ganz hinten
dem Nichts wurden wir nun zu den Chefs des deutschen Hip-Hop. Wir hatten das erreicht, was niemand für möglich gehalten hatte, und deshalb feierten wir uns selbst. Und wie! Die anderen Aggro-Stars und ich – wir waren eine Gemeinschaft. Ich verstand mich inzwischen richtig gut mit Sido, B-Tight und Tony D. Und meinen alten Sprüherkumpel Spok hatte ich auch noch mit ins Boot geholt. Er nannte sich als Rapper G-Hot und war ein richtiges Talent – ich nahm ihn gleich mit auf meine nächste Single »Jump, Jump«, die ich zusammen mit DJTomekk aufnahm. Specter drehte dafür in einem Rohbau in Berlin ein übertrieben geiles Video. Es kostete satte 120 000 Euro (!) und war somit eines der teuersten deutschen Rapvideos aller Zeiten. Hunderte von geilen Frauen wurden als Komparsinnen gebucht.
Dazu luden wir noch alle Leute ein, die wir kannten. Und dann feierten wir vor laufender Kamera die krasseste Party! So fühlte sich Arbeiten gar nicht schwer an. Der Clip schlug ein wie eine Bombe, die Single landete auf Platz 3 der Charts. Und dann nominierte mich VIVAauch noch für den Comet als Newcomer des Jahres. Besser ging’s nicht!
Sido und Rapper Harris waren zur gleichen Zeit mit ihrem Projekt »Deine Lieblingsrapper« erfolgreich. Beim Comet hatten sie ihren großen Auftritt. Und so fuhr die ganze Aggro-Gang gemeinsam von Berlin nach Nordrhein-Westfalen, wo in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen die Verleihung stattfinden sollte. Es fühlte sich an wie die geilste Klassenfahrt der Welt – bloß vielleicht, dass Bushido dabei fehlte. Schon einen Tag vor der großen Verleihung checkten wir in unserem Hotel in Essen ein. Andere Stars wie Fettes Brot waren auch dort, aber die interessierten uns einen Scheiß. Wir waren viel cooler und hingen lieber zusammen ab! Alles lief mega-gechillt.
Am nächsten Morgen dann überfiel mich allerdings die Aufregung. Der Druck, der auf mir lastete, war ungewohnt groß: Ich musste über den roten Teppich gehen, einen fetten Auftritt abliefern. Und außerdem wollte ich unbedingt den Preis mit nach Hause nehmen. Koste es, was es wolle! Gut aussehen sollte ich dabei selbstverständlich auch noch. Deshalb suchte ich in meinem Hotelzimmer nach dem perfekten Outfit, und um ein Statement abzugeben, wählte ich schließlich ein T-Shirt mit einem Aufdruck gegen Nazis. Darauf zertrümmerte eine Faust das Hakenkreuz. So ging ich dann runter in die Hotellobby. Wahnsinn! Vor der Tür wartete bereits eine fette Hummer-Limousine. Ich kniff einen Moment lang die Augen zusammen, weil ich nicht fassen konnte, wie geil mein Leben plötzlich war. Aber als ich sie wieder öffnete, stand die geile Karre immer noch da. Bombe! Zusammen mit den anderen Aggros stieg ich ein. Der Bordkühlschrank war bis oben voll mit unzähligen Flaschen Veuve Cliquot – edlem Champagner. Zehn heiße Weiber in knappen Röcken saßen auf den Ledersitzen. Wir bejubelten sie beim Einsteigen und ließen uns gut gelaunt nach Oberhausen fahren. Ich gab dem Fahrer gleich eine CD: »Leg sie ein und dreh voll auf«, wies ich ihn an. Dann ging die Party los. Die Beats dröhnten aus den Boxen. Alle flirteten wie wild mit den Mädels, die alles andere als schüchtern waren und freudig darauf einstiegen. Irgendwer schmiss ein paar Tüten Koks auf den Tisch, und der eine oder andere zog sich das weiße Pulver durch einen zusammengerollten Geldschein in die Nase. Ich ließ die Finger davon. Ich hatte in meinem Leben noch keine Drogen angerührt, und das sollte auch so bleiben. Allein die Vorstellung, was dabei mit meinem ohnehin schon irren Kopf abgehen würde, schreckte mich ab. Aber ich fand es nicht schlimm, dass die anderen es taten. Die Laune stieg durch das Zeug nur noch mehr.
Bei der Show angekommen, lief alles perfekt. Auf dem roten Teppich löste mein Anti-Nazi-Shirt ein echtes Blitzlichtgewitter aus. Ich wusste, dass ich damit am nächsten Tag in allen Zeitungen landen würde. Deshalb posierte ich cool für die Fotografen und verschwand dann wie ein Mega-Star im Backstage-Bereich. Bei der Performance von »Jump, Jump« kreischten die Leute ohne Ende. Den Preis gewann ich zwar nicht, aber das war mir inzwischen egal. Es ging zur After-Show-Party in das Oberhausener Gasometer, und die Aggro-Gang fiel wie eine Armee in den Laden ein. Die Leute, die uns im Weg standen, wurden rigoros weggeschubst. Ohne Rücksicht auf Verluste liefen wir direkt in den VIP- Bereich. Die Typen, die da bereits auf der Couch chillten, vertrieben wir
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