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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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Total laut und schrill. Ich sah den Schriftzug »Unbekannter Teilnehmer« auf dem Display aufblinken. Irgendwas war faul. Und dann brach ein schreckliches Geschrei aus: »Stehen geblieben! Polizei!« Ein ganzes Sondereinsatzkommando stürmte auf Suke und mich zu. Und ich Idiot hielt auch noch das Beweistape in der Hand. Bevor ich es in die Dunkelheit werfen konnte, boxten sie uns zu Boden. Mit Schlagstöcken schlugen sie uns gegen die Rippen und auf den Hinterkopf. Als wir bewegungslos mit dem Gesicht im Dreck lagen, kam der Einsatzleiter. Er applaudierte.
    »Endlich haben wir diesen Fler!
    Der Kerl ist ja eine ganz große Nummer«, sagte er in spöttischem Ton.
    »Los! Führt sie ab.« Sie schleppten uns zu einem Gefangenentransporter. Die Türen gingen auf, und noch mehr Bullen sprangen heraus. Die Handschellen klickten, dann schoben sie uns in das Gefährt. Die Polizisten schlossen die Tür und schauten uns drohend an.
    »Wenn einer von euch das Maul aufmacht, schlag ich euch die Fresse ein«, schrie einer der Ordnungshüter und demonstrierte dabei seinen Schlagstock.
    »Alta, wie sprichst du mit mir!«, schrie ich wütend.
    »Halt die Fresse! Du kannst sowieso nichts machen«, kam als Antwort von den Bullen. Ich blieb ruhig und wartete, bis sie uns ins Revier gebracht hatten.
    »Los, Schnürsenkel und Gürtel her. Ihr sollt euch ja nicht erhängen«, sagte mir ein Beamter, als wir ankamen. Dann warfen sie uns in eine Zelle. Das Tape hatten sie mir längst abgenommen und gingen damit in einen Nebenraum.
    »Scheiße. Ich hätte das Sprühen einfach für immer lassen sollen«, sagte ich zu Suke. Er nickte. Ich war noch nie erwischt worden. Warum genau jetzt? Ich ärgerte mich und fluchte. Doch dann kamen die Polizisten plötzlich zurück und waren supernett.
    »Tolles Video, Herr Losensky! Ich bewundere Sie schon lange und finde Ihre Bilder echt toll«, sagte einer dieser Freaks.
    »Quatsch mich nicht voll. Ich lass mich nicht vollschleimen«, fiel ich ihm bockig ins Wort.
    »Das war meine letzte Aktion. Ich bin jetzt Rapper!«, erklärte ich.
    »Wir haben Sie die ganze letzte Woche beobachtet und verfolgt. Und jetzt haben wir Sie! Das ist uns eine Genugtuung.« Ich schwieg und war stinksauer. Zum Glück ließen sie uns fünf Minuten später frei.
    »Sie werden von uns hören«, riefen sie mir hinterher. Ich atmete auf.
    »Nie mehr mach ich so was!«, schwor ich mir, als ich das Revier endlich verlassen durfte. Ein Jahr später ging die Sache vor Gericht. Sie brummten mir eine Strafe von 5000 Euro auf – und damit war meine Sprüherkarriere für mich erledigt. Für immer.
Geile Zeit – Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll
    Psychisch ging’s mir jetzt deutlich besser, und bei Aggro lief es zu der Zeit auch wie am Schnürchen: Das Label war von Schöneberg nach Kreuzberg in die Blücherstraße umgezogen, wo meine Bosse endlich Ruhe vor den Straßenleuten hatten, die ja dauernd Geld von ihnen wollten. Damit das auch so blieb, musste die neue Adresse geheim bleiben, und das funktionierte sehr gut. Endlich konnte sich das Team wieder auf das konzentrieren, was wirklich wichtig war: auf die Musik. In dieser Zeit ging viel voran. Die Pressefrau Kaete regelte meine ganzen Interview- und TV-Termine, mit Specter besprach ich die kreativen Dinge. Wie sollte mein nächstes Video aussehen? Was kam auf das Cover der nächsten CD? Welches Lied sollte die neue Single werden? Halil übernahm den Vertrieb, sorgte also dafür, dass unsere Platten auch tatsächlich im Laden landeten. Und Spaiche war der Geschäftsmann. Er kümmerte sich um die Finanzen. Wenn ich Geld brauchte, sprach ich ihn einfach direkt an: »Hey, Spaiche. Ich brauch Kohle.« Kaum hatte ich das letzte Wort ausgesprochen, öffnete er auch schon den geheimen Aggro-Safe. Darin stapelte sich das Geld in hübschen Bündeln, und Spaiche holte mir ein paar Scheinchen raus, die ich dann direkt in meiner Hosentasche verschwinden ließ. Über meine Finanzen musste ich mir also keine Gedanken machen. Die Plattenfirma kümmerte sich um alles.
    Sogar um meine Krankenversicherung. Früher hatte ich gar keine gehabt, weil das Geld nicht reichte, und jetzt war ich sogar privat versichert.
    Auch die anderen Aggro-Stars waren happy. Warum auch nicht? Wir verkauften jede Menge Platten. Der Label-Sampler Aggro Ansage Nr. 4 ging innerhalb weniger Tage 100 000-mal über die Ladentheke. Dafür bekamen wir dann auch unsere erste goldene Schallplatte überreicht.
    Und das war überkrass! Aus

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