Im Bus ganz hinten
Grund, warum ich so sauer reagierte, waren eigentlich weder Bushido noch Kay. Es war eher mein eigener Frust – auf Aggro Berlin, auf meinen stagnierenden Erfolg und irgendwie auch auf mich selbst. Nichts lief gerade so, wie ich mir das vorstellte, weshalb mich seit einigen Tagen schon jede Kleinigkeit auf die Palme brachte.
Und wenn dann noch Bushido ins Spiel kam, war es bei mir sowieso schnell vorbei.
Für die Sendung war mein Ausraster natürlich gut. Ich muss extrem unterhaltsam gewesen sein an diesem Tag. Die Quote war super! Nach der »TRL«-Aufzeichnung, musste ich noch in ein weiteres Studio, um ein Interview für Markus Kavkas »MTVNews« zu geben. Als ich auch damit fertig war, ging ich ins Foyer, wo sich gerade mein Chef Spaiche mit den Fernsehleuten unterhielt. Mein Bodyguard Moussa stand die ganze Zeit neben mir. Draußen war es längst dunkel geworden, und inzwischen hatte ich mich auch wieder etwas beruhigt. Ich stellte mich gedanklich schon auf einen gemütlichen DVD-Abend bei mir zu Hause ein. Ein paar »King of Queens«-DVD-Boxen warteten nur darauf, von mir geguckt zu werden. Also verabschiedete ich mich vom Redakteur der Show, und während wir uns die Hand gaben, sah ich im Augenwinkel, wie ein anderer MTV-Mitarbeiter das Gebäude durch den Hinterausgang verlassen wollte. In dem Moment, als er die Tür nach draußen öffnete, rammten ihn drei schwarz maskierte Männer. Sie schubsten ihn zur Seite und stürmten ins Foyer. Mein Puls schoss sofort hoch – die Typen hielten Messer in ihren Händen und rannten direkt auf mich zu.
»ICHBRINGDICHUM!!!!!!«, schrie einer von ihnen, als sie nur noch circa drei Meter von mir entfernt waren. Panisch blickte ich zu Moussa und wich einen Schritt zurück. Er streckte, ohne zu zögern, seine Hände nach vorn und drückte einen der Typen zur Seite. Den ließ das kalt. Er wehrte sich nicht einmal gegen Moussa. Die Blicke der Angreifer waren allesamt nur auf mich gerichtet.
»Gleich bist du tot!«, riefen sie immer wieder. Spaiche war offenbar in Schockstarre verfallen.
Er stand wie angewurzelt daneben und machte gar nichts. Und was sollte ich jetzt tun? Ich hatte keine Zeit, lange zu überlegen, und deshalb rannte ich einfach weg. Zum Sterben fühlte ich mich eindeutig noch zu jung. Ich stürmte auf den Haupteingang zu, riss die Tür auf und lief in die Nacht hinaus. Moussa folgte mir sofort und drückte dann mit seiner ganzen Kraft die Tür von außen zu. So konnten sie mir nicht hinterherjagen. Sicher fühlte ich mich trotzdem nicht. Im Gegenteil: Panik machte sich in mir breit. Auf der Suche nach einem Versteck sprintete ich die Straße entlang und konnte mir dabei nicht sicher sein, ob mir hier draußen nicht noch mehr Leute auflauern würden. Hektisch guckte ich in jede Ecke und Gasse. Aber da war niemand. Ich war nass geschwitzt. Ich lief. Immer schneller. Als mein Handy klingelte, ging ich sofort ran. Es war Moussa.
»Die Luft ist rein. Sie sind abgehauen. Du kannst wiederkommen.« Ich atmete tief durch und ging zurück ins MTV-Gebäude. Aber irgendwie traute ich dem Frieden nicht. War ich hier wirklich sicher? Mein Herzschlag raste weiter. Irgendjemand wollte Fler sterben sehen.
»Bushido«, platzte es aus mir heraus. Plötzlich hatte ich den Verdacht, dass er dieses Attentat angezettelt haben musste.
Über einen Kumpel besorgte ich mir seine neue Handynummer und rief ihn sofort an.
»Wieso hast du das gemacht«?, brüllte ich ins Telefon.
»Wer ist da?«, fragte Bushido. Seine Stimme klang tiefer und ernster als sonst.
»Hier ist Fler. Du weißt genau, wovon ich rede. Wieso hetzt du mir deine Leute auf den Hals?« Bushido gab natürlich nicht zu, dass er hinter der Messerattacke steckte. Er sagte nur: »Wenn ich will, dann kriege ich dich. Da wird dir auch dein Bodyguard nicht helfen können.« Als er diesen Satz sagte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
Markus Adam, der Chef von MTV, war mittlerweile auch dazugestoßen. Er blickte uns komisch an. Für ihn schien es eindeutig, dass ICHder Typ war, der sich nicht benehmen konnte und der hier wieder mal für Ärger sorgte. Der MTV-Boss erkannte den Ernst der Lage nicht, ich hatte aber nicht mehr die Kraft, ihm die Zusammenhänge genauer zu erklären. In meinem Kopf drehte sich alles.
»Komm, ich bring dich hier weg«, schlug Moussa vor. Ich nickte, und er fuhr mich in meine Wohnung. Aber auch dort fühlte ich mich nicht mehr sicher.
Ich hatte die Schnauze voll von Berlin, und
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