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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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für ein Schwachsinn! Wenige Tage später drehten diese Vollidioten auch noch ein Video, in dem sie die ganze Aktion nachspielten – natürlich in ihrer Märchenfassung. Das schlechte Lied, das sie dazu rappten, wurde ein Mega-Flop. Danach habe ich nie wieder etwas von diesen Freaks aus Wedding gehört. Das Label war relativ schnell pleite und hinterließ keine sonderlich große Lücke in der Musiklandschaft.
Personal Trainer
    Seit meinem Hit »Neue Deutsche Welle« ging’s mir so richtig gut. Ich hatte immer was zu essen, bekam hier und da ein Gläschen Champagner und hing nur noch auf den besten After-Show-Partys ab. Mir wurde das süße Leben sozusagen mit beiden Händen über den Tisch geschoben. Das hatte aber einen entscheidenden Nachteil: Ich wurde immer fetter! Auf einmal wog ich statt 87 Kilo satte 100! Die Mädels, die ich reihenweise vernaschte, hatten sich zwar noch nicht darüber beschwert, aber ich selbst war unzufrieden. Ich schaute in den Spiegel und fand mich einfach scheiße. Deshalb musste ich etwas ändern. Über einen guten Kumpel bekam ich den Kontakt zu einem Personal Trainer im Berliner Nobel-Fitnessstudio Holmes Place. Der Spaß kostete zwar 800 Euro im Monat, aber das war’s mir wert. Ich ging zum ersten Probe-Workout und wurde vom meinem Trainer Benjamin begrüßt. Kaum dass wir uns die Hand gegeben hatten, eröffnete er mir auch schon, dass er absolut kein Fan von mir war. Aber das störte nicht weiter. Seine direkte, offene Art fand ich sogar cool. Und obwohl er mich eigentlich scheiße fand, zog er das Training professionell durch. Das war die Hauptsache! Wie er mir später gestand, hielt er mich anfänglich für eher unsportlich und rechnete insgeheim damit, dass ich nicht lange durchhalten würde. Als er dann sah, dass er sich in mir ein wenig verschätzt hatte, entwickelte sich eine ziemlich coole Freundschaft. Wir unterhielten uns oft über den Erfolg und über das Durchhaltevermögen, das man braucht, um nach oben zu kommen. Uns verband der Wunsch, etwas Großes im Leben zu erreichen. Und ich konnte viel von Benjamin lernen: Er war mit Abstand der disziplinierteste Kerl, den ich je kennengelernt hatte – wohingegen ich in der Vergangenheit ja oftmals eher impulsiv gehandelt hatte. Im Umgang mit anderen Menschen war Benjamin um einiges talentierter als ich.
    Außerdem wurde mir durch ihn klar, dass man, um erfolgreich zu sein, ein gewisses Aussehen haben muss. Also steigerte ich mich voll in den Sport hinein und ging von nun an viermal die Woche zum Training. Benjamin konnte einfach sehr gut motivieren. Selbst faule Hunde wie mich! Ich begann plötzlich sogar auf meine Ernährung zu achten. Alkohol und Fast Food standen jetzt auf meiner Shit-Liste, und so schaffte ich es tatsächlich, in neun Monaten 15 Kilo abzunehmen. Ganz ehrlich: Ich sah plötzlich – zumindest annähernd – gut aus.
    Gewichtstechnisch lief es also super – karrieretechnisch war ich dagegen ziemlich unzufrieden. Nach meinem zweiten Album Trendsetter war ich enttäuscht von den Leuten bei Aggro. Ich hatte das Gefühl, sie immer zum Arbeiten zwingen zu müssen. Das nervte total. Außerdem wurde der Streit mit Bushido immer krasser. Der Track »FLERräter« mit Eko hatte einen regelrechten Diss-Hagel ausgelöst. Das war kein Beef mehr zwischen Freunden, sondern ein Krieg, der über die Öffentlichkeit ausgetragen wurde.
    Persönlich hatte ich ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen, aber die öffentliche Person Bushido hasste ich mittlerweile richtig. Es war frustrierend, dass er ein paar starke Freunde hinter sich hatte. Das erlaubte ihm, in der Öffentlichkeit zu sagen, was er wollte. Während ich immer allein dastand. Der Einzige, dem ich mich zu der Zeit wirklich anvertrauen konnte, war Benjamin. Er stand mir auch als Berater zur Seite, als ich anfing, mein drittes Album Fremd im eigenen Land aufzunehmen. Dank seiner Hilfe konnte ich auf dem Cover der ersten Single »Deutscha Bad Boy« sogar oberkörperfrei posieren. Jetzt war ich nicht mehr die »fette Kartoffel«, wie Eko mich damals genannt hatte.
Der Anfang vom Ende
    Langsam begann die Fassade von Aggro Berlin zu bröckeln. Jahrelang hatte ich geglaubt, dass Aggro das Hip-Hop-Label Nummer eins in Deutschland war und obendrein eine Familie, in der wir alle zusammenhielten. Aber mit den Jahren – und meinem Eindruck nach auch mit der Kohle, die die Bosse an uns verdienten – änderte sich alles. Anscheinend chillten die Chefs jetzt lieber, anstatt

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