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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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Die Tussi kann mir doch sowieso nicht helfen, dachte ich. Sie hielt mir eine Standpauke, und als mir das zu viel wurde, legte ich ohne Verabschiedung auf. Die Therapie hatte sich damit für mich erledigt. Ich musste von nun an allein mit mir klarkommen.
    So viel stand fest.
Ärzte-Speed-Dating
    Zum Glück fiel mir dann meine letzte Rettung ein: mein Personal Trainer Benjamin. Der Typ hatte es immer wirklich gut mit mir gemeint. Ich besuchte ihn regelmäßig im Fitnessstudio, und wir trainierten wieder zusammen. Im Gespräch mit ihm vergaß ich meine Angst – zumindest für ein paar Minuten. Benjamin war so ein beeindruckend positiver Mensch, und das tat mir gut. Während des Hanteltrainings redeten wir über Gott und die Welt, bis wir irgendwann mittendrin abbrechen mussten, weil ich plötzlich dachte, mein Herz würde stehen bleiben. Dabei hatte ich früher viel höhere Gewichte gestemmt. Fuck! Ich war verzweifelt: Jetzt konnte ich nicht einmal mehr pumpen! Nicht nur meine Seele war im Arsch – mein Körper auch. Wie versteinert hockte ich auf dem Boden im Fitnessstudio. Benjamin versuchte mich zu beruhigen und empfahl mir, mich untersuchen zu lassen. Er war sich sicher, dass ich unter irgendeiner seltenen Krankheit leiden würde, die mein Seelenleben so kaputt machte.
    »Wahrscheinlich muss man die Sache nur richtig diagnostizieren, und dann kannst du geheilt werden. Alles wird gut, Patrick«, meinte er. Und obwohl ich tief in mir drinnen spürte, dass das Ganze nicht so einfach war, wollte ich seine Worte gern glauben.
    Ich begann, sämtliche Arztpraxen der Stadt abzuklappern. Ich kam mir schon vor wie beim Speed-Dating. Jeden Tag lief ich zu fünf anderen Typen im weißen Kittel, die mich dann durchcheckten. Kopfröntgen. EKG. Ich ließ mir sogar Nervenwasser aus der Wirbelsäule zapfen. Dabei jagen die einem eine Nadel knapp über dem Arsch ins Fleisch, und wenn sie danebenstechen, ist man querschnittsgelähmt. Doch dieses Risiko nahm ich auf mich. Ich wollte unbedingt wissen, was mit mir los war. Erst hatte ich keine Angst, aber während der Behandlung traf es mich dann wie ein Blitzschlag: Ein stechender Schmerz fuhr durch mein linkes Bein.
    »Aua! Verdammt! Das tut voll weh«, schrie ich den Arzt an. Ich dachte, das war’s jetzt: Ich würde für immer gelähmt sein oder sterben. Der Arzt zuckte erst ebenfalls zusammen. Dann lächelte er mich an.
    »Alles in Ordnung. Sie sind ein Hypochonder!« Wie bitte? War das wirklich die einzige Diagnose, die mir dieser Quacksalber nach wochenlangen Untersuchungen ausstellen konnte? Obwohl ich es am Anfang nicht glauben wollte, ergaben alle Tests, die ich machen ließ, dasselbe: Mein junger Körper war kerngesund.
    Das Problem war also doch nicht irgendeine mysteriöse Krankheit, sondern ich selbst. Und da ich Patrick Losensky zurzeit nicht mehr ertragen konnte, beschloss ich, dass Ablenkung von mir und meinen Hirngespinsten vermutlich das Beste war. Ich entschied, ein neues Album aufzunehmen. Ich wollte einfach wieder Rap machen. Ohne den ganzen Imagekram. Ohne Kopffickerei. Ich hatte keinen Bock mehr, es allen recht zu machen. Ich wollte, dass es endlich wieder um die Mucke ging. Sonst nix. In dieser Zeit begegneten mir im Studio und bei anderen Terminen immer wieder Künstler, die mir verrieten, dass sie unter ganz ähnlichen Problemen litten wie ich und ebenfalls schon mit Panikattacken in der Notaufnahme gelandet waren. Diese Gespräche taten mir gut. Ich hatte endlich das Gefühl, dass ich mit meinem Scheiß nicht ganz allein war. Offensichtlich war ich sogar in bester Gesellschaft. Wir Künstler ficken uns einfach alle selbst im Kopf, dachte ich mir.
    Vielleicht gehört das zur Kreativität einfach dazu?
Südberlin Maskulin (Musik als Therapie)
    Zu dieser Zeit traf ich einen coolen Typen aus meiner ehemaligen Heimat Lichterfelde wieder: den Produzenten Djorkaeff. Ich fand es gut, dass wir denselben Getto-Background hatten. Wir waren einfach auf der gleichen Wellenlänge – verstanden uns blind. Er war ein witziger Typ und extrem gastfreundlich. Ich konnte Tag und Nacht bei ihm im Studio abhängen und war immer willkommen. Doch das Beste an ihm war:
    Er machte Hammermusik! Zusammen arbeiteten wir an meinem Album Südberlin Maskulin. Es sollte mein letzter Versuch bei Aggro Berlin werden. Ich schwor mir: Wenn sie mir bei diesem Projekt nicht den Support gaben, den ich mir wünschte, dann war’s das! Ich steckte wie immer mein ganzes Herzblut in die Platte, und

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