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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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wirklich im Urlaub war?«, fragte mich ein Kumpel.
    »Die war da nicht mit ihren Eltern, sondern mit Ed-Hardy-Chris und seinem Kumpel Jan.
    Angeblich ist sie schon seit ein paar Wochen mit dem zusammen. Sei vorsichtig, Alter!« Ich legte auf und knallte das Handy auf den Boden.
    Ich war so wütend auf die Bitch und noch wütender auf mich selbst, dass ich ihr ein weiteres Mal vertraut hatte. Das Miststück war wohl hinter meinem Rücken zu einem Ed-Hardy-Sale gegangen und hatte sich dort meinem Kumpel Chris an den Hals geschmissen. Denn der hatte ja alles, was mir gerade fehlte: Kohle und Erfolg! Jetzt war es also offiziell: Marleen war ein Gold-Digger! Mehr nicht.
    Nach diesem Telefonat legte sich ein Schalter in meinem Kopf um. Mein Herz explodierte, und mein Verstand schaltete sich aus. Ich war völlig von der Rolle, als ich sie anrief.
    »Hallo, Schatz«, säuselte sie in den Hörer, als sie abnahm.
    »Ich werde dich umbringen! Ich stech dir ein Messer in deinen Hals«, schrie ich. Und dann machte ich mich auf den Weg zu ihr ins Dorf.
    Auf der Autofahrt wurden die Mordgedanken in meinem Kopf immer präsenter. Ich meinte das in dem Moment tatsächlich vollkommen ernst.
    Als ich am Bauernhof ankam, stand ihr Vater schon vor der Tür und erwartete mich.
    »Bring mir sofort deine Tochter«, forderte ich wütend.
    »Quatsch! Du lässt sie in Ruhe. Hau ab!«, versuchte er mich abzuwimmeln.
    »Sie wird sterben. Wenn du deine Hurentochter nicht erziehen kannst, dann bist du selbst schuld.« Ihr Vater machte große Augen und bekam es mit der Angst zu tun.
    »Ich rufe die Polizei«, sagte er und griff nach seinem Handy. Er begann, die Nummer der Bullen zu wählen.
    In diesem Moment kam ich wieder zu mir. Gefängnis war jetzt wirklich das Letzte, was ich gebrauchen konnte. Und den Vater totschlagen wollte ich natürlich auch nicht. Ich musste jetzt klarkommen und ruhig werden.
    »Wissen Sie was?«, sagte ich zum Vater, während ich ihm das Telefon aus der Hand schlug.
    »Was kümmert mich Ihre Scheißtochter? Sie wird ihre gerechte Strafe schon vom Schicksal bekommen.« Und damit sprang ich in meinen Wagen und fuhr auf Nimmerwiedersehen vom Hof.
    Marleen habe ich von da an nur noch hin und wieder übers Radio gehört. Wenn sie neben ihrer Kollegin Jenny sitzt und mit ihrer gekünstelten Stimme eine Sendung moderiert, muss ich immer ein bisschen lachen. Ich hab sie beide gefickt, diese Schlampen.
Ich bin raus, Bitches!
    Nachdem Südberlin Maskulin nicht so ganz nach meinen Vorstellungen gelaufen war, stürzte ich mich sogleich in die Arbeiten für mein nächstes Album FLER, um den Frust zu vergessen. Die neue Platte sollte bei dem Major-Label Universal erscheinen, mit dem sich Aggro ja zusammengeschlossen hatte. Während der Studioaufnahmen hatte ich viel mit Neffi Temur zu tun. Bei Universal war er der Chef der Hip-Hop- Abteilung und verantwortlich für den Deal mit Aggro. Mit ihm lief alles ganz entspannt ab, weil ich das meiste selbst entscheiden konnte. Er war auch der Einzige, der ehrlich zu mir war und mir weiterhelfen wollte. Ganz ohne Gegenleistung. Er verschaffte mir viele Kontakte und beriet mich. Sogar als ich ihm sagte: »Ey, Neffi, ich brauch ein geiles Auto. Ich bin Rapper«, half er mir gern weiter. Den Führerschein hatte ich endlich gemacht, allerdings fehlte mir das richtige Fortbewegungsmittel. Für Neffi war das kein Problem, er besorgte mir ein richtig fettes Angeberteil: einen Mercedes S-Klasse. Es war ein Mietwagen, den ich eigentlich nur zwei Wochen lang fahren durfte, aber ich hatte mich ruck, zuck in die Karre verknallt, sodass ich sie einfach nicht zurückgab. Auch nach vier Wochen nicht. Universal hatte deshalb einen Haufen Schulden bei Sixt. Irgendwann rief Neffi mich an: »Ey, bist du eigentlich wahnsinnig, bring sofort den Wagen zurück.« Er war ziemlich stinkig, aber ich ließ mich nicht stressen. Ich dachte an die Power-Regeln von Robert Greene und blieb selbstbewusst. Neffi war sowieso auf meiner Seite – der Zorn auf Aggro verband uns. Mittlerweile hatte nämlich auch er gecheckt, dass Halil, Specter und Spaiche total unprofessionell arbeiteten. Bis bei denen Entscheidungen getroffen wurden, verging immer viel zu viel Zeit. Ich hatte das Gefühl, dass die Aggro-Bosse nur noch chillten und sich auf ihren Lorbeeren ausruhten. Spaiche war total unmotiviert, Specter machte schon lange keine guten Videos mehr, und Halil war ohnehin nie da.
    Ich musste also weg von dem Label, so viel stand

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