Im Bus ganz hinten
oder in der Zeitung. Als wir uns so live gegenüberstanden, war das ein überwältigendes Gefühl. Wir lachten und fielen uns sofort in die Arme. Das war wirklich schön. Wir waren cool. Kein Stress. Kein Scheiß aus dem Internet. Einfach nur wir beide privat.
Wir fuhren zu ihm in sein großes Haus, und gleich an der Eingangstür begrüßte mich seine Mutter mit offenen Armen. Sie wohnt ja auch da.
Und sie hat diesen Streit zwischen uns sowieso nie verstanden. Für sie war das alles nur Kinderkram. Als ich Bushidos Villa betrat, wurde mir ganz schwindelig. Mein lieber Scholli, das war vielleicht ein Palast! Es war wirklich krass, was er alles erreicht hatte. Ich hatte großen Respekt vor ihm, merkte aber auch, dass er sich irgendwie unwohl fühlte. Mir wurde klar: Selbst wenn wir uns jetzt wieder vertrugen, würde es nicht mehr so werden wie vorher. Dazu war einfach zu viel passiert.
Wir fingen an, übers Business zu reden, und das war eigentlich auch das Einzige, was wir den ganzen Abend über machten. Ich war offen, aber auch vorsichtig. Ich war einfach nicht mehr so naiv wie fünf Jahre zuvor. Frieden ist immer besser als Krieg, dachte ich mir.
Dann fuhr ich wieder nach Hause. Ich musste die Sache erst mal verdauen. Wie sich herausstellen würde, waren Sido und seine Leute von da an gegen mich. Sie gaben mir zwar das Gefühl, sie würden meine Versöhnung mit Bushido befürworten – aber dem war nicht wirklich so. Es stand von nun an etwas zwischen uns.
9. Versöhnung und Auferstehung
Fler gegen Goliath
Durch mein Interview bei Mixery Raw Deluxe wusste nun jeder, was bei Aggro Berlin wirklich hinter den Kulissen abging und vor allem was ich von dem Plattenlabel hielt: nämlich nichts mehr. Es war allerdings klar, dass meine Ansage Konsequenzen haben würde. Schließlich hatte ich Aggro ganz öffentlich auf der Nase herumgetanzt, und spätestens damit war ihr Ruf jetzt angekratzt. Auch der Schlag in Spaiches Gesicht hatte unser Verhältnis nicht verbessert. Ganz im Gegenteil: Sie würden mich niemals freiwillig aus dem Verlag entlassen – jetzt erst recht nicht. Mir war völlig bewusst, dass ich nicht die besten Karten hatte. Die Label-Bosse hatten die allerbesten Anwälte im Rücken und saßen einfach am längeren Hebel. Ich wusste, sie würden mich fertigmachen. Und wenn es nur darum ging, mich am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen. Meine Karriere interessierte sie nicht mehr, aber dass ich mir mein Business woanders aufbauen könnte und sie dann keine Kohle mehr mit meinem Erfolg verdienen würden, das war für sie vermutlich eine unerträgliche Vorstellung.
Der Kampf, den wir jetzt auszufechten hatten, erinnerte mich an den zwischen David und Goliath – auch mein Gegner schien unbezwingbar für mich. Die Aggros hatten viel mehr Macht als ich. Trotzdem bereute ich nichts, was ich in diesem Interview gesagt hatte – es war schließlich die Wahrheit. Und in der Legende besiegte David den weit überlegenen Goliath. Es gab also noch Hoffnung für mich.
Wenige Tage später bekam ich eine Einladung zu einem Treffen mit den Aggros in Köln, wo deren Anwälte ihr Büro hatten. Als ich den Laden betrat, saßen schon fünf Leute an einem großen Konferenztisch und erwarteten mich: Spaiche, Halil, Specter und zwei Anwälte. Ich war wie immer ganz allein. Die Stimmung im Raum war sehr angespannt, aber ich ließ mich nicht einschüchtern. Ich hatte mir vorab einen genauen Schlachtplan überlegt und legte direkt los: »Okay, Leute: Wenn ihr wollt, dass ich weiter bei euch bleibe, dann mache ich das nur unter besseren Konditionen. Ich fordere eine gleichberechtigte Partnerschaft und wesentlich mehr Geld.« Ich wartete gespannt auf ihre Reaktion, aber die Aggros sagten kein Wort. Sie starrten mich nur wie versteinert an. Ich fuhr fort: »Wir sind keine Freunde mehr, sondern nur noch Geschäftspartner. Also mache ich jetzt auch nur noch Business mit euch.« Ich wollte ihnen zu verstehen geben, dass nun andere Zeiten angebrochen waren, schließlich hatte ich mich lang genug von ihnen unterbuttern lassen. Sie sagten aber immer noch nichts zu meinen Forderungen, glotzten mich nur weiterhin verdattert an. Bis Spaiche schließlich das Schweigen brach: »Nein, das geht auf gar keinen Fall. Wir werden dir nicht mehr Geld geben, Fler. Dein Vertrag läuft noch zwei Jahre. Also hast du ihn jetzt auch zu diesen Konditionen zu erfüllen! Du hast damals deine Unterschrift daruntergesetzt, also musst du jetzt die
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