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Im Café der moeglichen Traeume

Im Café der moeglichen Traeume

Titel: Im Café der moeglichen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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einkaufen ging, bügelte er lieber.
    Zu Hause waren sie in dieser grauenhaften Phase, die mittlerweile schon Monate dauerte, sowieso nur nachts, da sie sich tagsüber, einschließlich der Wochenenden, im Büro verbarrikadierten, um den Vertrag zu entwerfen, von dem nach Aussage des Chefs nicht nur ihr Gehalt, sondern letztlich auch ihr Verbleib in der Kanzlei abhing. Diego hatte sich auf das seelenlose Gebiet des internationalen Urheberrechts spezialisiert. Seinen Traumvorstellungen entsprach das nicht, aber es hatte zumindest den Wunsch seines Vaters begraben, ihn zu sich in die Kanzlei zu holen.
    Â»Strafrecht ist nichts für mich. Verbrechen interessieren mich nicht.«
    Die Physik war natürlich passé. Das war jetzt ein Zeitvertreib, ein Hobby, eine heimliche Nische, in der er seine zwanghafte Suche nach dem Warum ausleben konnte. An seiner heiklen Beziehung zum Essen hatte sich allerdings nichts geändert, das war nicht zu übersehen. Aus einem entsprechenden Minderwertigkeitskomplex heraus verließ er einen Supermarkt, in dem er eigentlich eine Packung Nudeln kaufen wollte, häufig mit Papierservietten für die nächsten zwanzig Jahre, Zahnpasta im preisgünstigen Sonderpack mit Zahnbürste, diversen Salatköpfen, Mozzarella-Tütchen, Toastbrot-Stangen, Cornflakes, Milchflaschen und anderem Zeug, was letztlich darauf hinauslief, dass der Salat im Kühlschrank vor sich hinwelkte, die Milch schlecht wurde und der Mozzarella verdarb. Er war einfach nicht der Typ für so etwas, und so war er ziemlich verloren, wenn ausnahmsweise einmal er einkaufen sollte. Ein Psychiater hätte gesagt: »Dieser Mensch verweigert die grundlegende Nahrungsaufnahme, er kümmert sich nicht genug um sich.«
    An diesem Tag hatte der Einkauf allerdings einen strategischen Grund. Seine Mitbewohner Alice und David, seit einigen Monaten ein Paar, hatten beschlossen, dass es an der Zeit sei, seinem ewigen Junggesellendasein ein Ende zu bereiten, und hatten Mathilde eingeladen, die neue Kollegin, die angeblich perfekt zu ihm passte. Pubertäres Gerede, gegen das er sich aber nicht zur Wehr setzen konnte. Mit Alice und David verband ihn eine nahezu symbiotische Arbeitsbeziehung, als könnte jeder von ihnen jederzeit das Hirn der anderen mitbenutzen, und da er sie nicht enttäuschen wollte, hatte er zugestimmt. Sein Gefühlsleben war allerdings ein Desaster. Diego legte viel (manche sagten zu viel ) Wert auf die Qualität von menschlichen Beziehungen, und das machte ihn außerordentlich wählerisch, weshalb er letztlich stets alleine dastand. Alle gingen sie irgendwann. Ausgelaugt, verzweifelt, oder weil einfach die Worte fehlten.
    Manch einer verwechselte diese Facette seines Charakters mit Snobismus, aber die Wahrheit war viel einfacher: Diego fühlte sich auf diesem Gebiet wie gelähmt. War er alleine, sehnte er sich nach Gesellschaft, aber wenn er unter Menschen war, verspürte er unweigerlich das Bedürfnis, sich zurückzuziehen. Sich zu verlieben war für ihn das Gefährlichste auf der Welt. Man wusste nie, in wen man sich da verliebte, und man wusste auch nicht, ob der andere tatsächlich verliebt war. Verliebtheit konnte ein Geschenk des Himmels, aber auch eine Paketbombe sein. Zudem war er überzeugt davon, dass ihn die Frauen ab einem bestimmten Punkt der Beziehung einfach nicht mehr ertrugen. Anfänglich weckte sein linkisches Verhalten zärtliche Gefühle in ihnen, dann machte es sie nervös, dann misstrauisch, um sie schließlich auf die Palme zu bringen. Statt mit Mathilde und seinen Freunden zu essen, würde er lieber zu den Anonymen Romantikern gehen und sich eine Frau suchen, die ebenso introvertiert und kompliziert war wie er selbst.
    Um auf Nummer sicher zu gehen, hatte ihm Alice einen detaillierten Einkaufszettel geschrieben.
    An der Fischtheke diskutierten zwei Frauen von Ende dreißig die Sonderangebote, besprachen mit der professionellen Kennerschaft von Fischexperten, was preisgünstig war und was zu viel kostete, und ließen ihn als kompletten Volltrottel dastehen.
    Jemand, der nicht einkaufen kann, wird nie glücklich werden, dachte er, zumal er seine Unfähigkeit nicht nutzen konnte, um an der Theke Kontakte anzubahnen.
    Er war schon spät dran. Alice wartete daheim, und in einer Stunde würde die große küchenmeisterliche Inszenierung beginnen.
    Er eilte zur Kasse.
    In einer Ecke des Supermarkts, in der

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