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Im Café der moeglichen Traeume

Im Café der moeglichen Traeume

Titel: Im Café der moeglichen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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dem er davon überzeugt gewesen war, dass er und Mathilde das Glück erlebten. Vor dem perfekten Glück dieser beiden war es allerdings nur ein einziger Satz, der in seinem Kopf widerhallte: »Ich kann das nicht.«
    Ein anderer würde sich vielleicht zufriedengeben, aber was da seinen Unterarm umfasste, war die Hand einer Freundin oder einer Schwester.
    Die Hand einer Geliebten war es nicht.
    Â»Manchmal scheinst du dich gegen Gefühle zu wehren, was hast du gegen Gefühle, du scheinst wirklich zu denken, he, keine Gefühle bitte, oder?« Das hatte sie mal zu ihm gesagt, gefolgt von dem Satz: »Du hast zu viel Wut in dir, um das Glück genießen zu können.« Statt ihn einfach nur zu beschämen, hatte ihn dieser Satz niedergeschmettert. Man muss den Gefühlen auf die Sprünge helfen. Nur Gefühle können uns retten. Niemals hätte er gedacht, ein Narziss zu sein, unfähig zu lieben, weil er nur von seinem eigenen Bild angezogen war, aber in zwei Jahren und drei Monaten hatte er es nicht geschafft, sie um die einfachste Sache der Welt zu bitten: »Ich möchte, dass du den gleichen Traum träumst wie ich.«
    In den zwei Jahren und drei Monaten mit all ihren Höhen und Tiefen hatte er sich gehütet, sie seinen Eltern vorzustellen. Und er hatte sie auch nicht gefragt, ob er ihr von Andrea erzählen dürfe. Tausendfach hatte er das Bedürfnis verspürt, und manchmal war er kurz davor gewesen, aber letztlich konnte er sich nie dazu durchringen, als wäre die Vergangenheit ein schmähliches Geheimnis, das man irgendwo im Gehirn gut verschließen sollte. Als könnte man die Worte im Innern wie unter einer Schneedecke begraben. Etwas nicht auszusprechen bedeutet, die Angst und den Schmerz in sicherer Distanz zu halten. Mathilde erkundigte sich auch nie nach den Gründen für sein plötzliches Verstummen. Mit ihr konnte er keine vollständige Person sein, und so beschloss er schließlich, alles zu zerschlagen.
    Â»Du hast zu viel Wut in dir, um das Glück genießen zu können.«
    Wenige, sorgfältig gewählte Worte.
    Diego betrachtete das Brautpaar.
    Mit Mathilde hatte er diese Perfektion fast erreicht.
    Fast ist allerdings nicht ganz .
    Er schaute dem Kondensstreifen des Doppeldeckers hinterher und hoffte, dass der Pilot wusste, was er tat, und dachte, dass er nicht das Recht hatte, alles zu ruinieren, während die anderen auf dem Höhepunkt des Entzückens waren. Die Einsamkeit, die er plötzlich empfand, grenzte schon an Verzweiflung, aber jetzt wusste er, dass ihre Herzen zwei chirurgisch getrennte Organe waren. Zwei Einzelwesen. Sie schlugen nicht im Gleichklang. Die Wahrheit war, dass er Mathilde einfach nicht brauchte. Selbst wenn er mit ihr zusammen war, befand er sich woanders.
    So etwas passiert.
    Ich bin ein Idiot, Mathilde.
    Wir ziehen Spuren hinter uns her, die sich manchmal nicht mehr in Einklang bringen lassen.
    Ich möchte geliebt werden und lieben können.
    Mir ist es immer wichtig gewesen, niemanden zu verletzen.
    Ich muss mich von dir lösen, auch wenn es das Letzte ist, was ich will, und ich mich ohne dich unendlich einsam fühlen werde.
    Die beiden dort drüben sind nur ein Vorwand, eine Rechtfertigung.
    Wir sind Tausende von Meilen voneinander entfernt, Elementarteilchen, die in Lichtgeschwindigkeit auseinanderdriften.
    Wenn ich nur nicht so schüchtern wäre.
    Wie soll ich dir klarmachen, dass ich mich nach etwas sehne, das mich wie ein Geschenk ereilt, nach einem Zauber in meinem Leben, und dass es so etwas zwischen uns nicht gibt?
    Du hast die Liebe mit dem falschen Mann erfahren, einem Idioten, der aus der Zeit gefallen ist, einem ewigen Gefangenen des Winters.
    Ich bin das Problem, nicht du. Die perfekte Entsprechung existiert sowieso nicht, Mathilde. Die Kräfte zwischen den Teilchen verändern die Struktur der Materie und bringen neue Aggregatzustände hervor, aber sie erklären nicht das Geheimnis.
    Du kannst dich doch nicht an ein Trugbild klammern, oder?
    Was auch immer er hätte sagen können, es wären die falschen Worte gewesen. Er hätte etwas weniger Abgedroschenes sagen wollen, irgendetwas, das sie auch hätte hören wollen, in einer anderen Welt, fern von diesem Rasen. Er hätte gerne die Zeit zurückgedreht, um richtig zu machen, was er falsch gemacht hatte. Er hatte sie in Quarantäne gehalten, damit sein Schmerz sich nicht auf sie

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