Im Dienst des Seelenfängers
Canyons hinaus, die von hier aus wie ein irrwitziges Labyrinth aus- sahen. Die Masse der Rebellen sah wie ein Ameisenheer auf dem Vormarsch aus. Ich musterte den Himmel, der schon für sich betrachtet ein Wunder aus dieser Perspektive
ist. Adler waren keine unterwegs. Nur Geier. Fänger fegte durch einen Schwärm der Vögel
und trieb sie auseinander.
Ein weiterer Teppich kam heraufgeschwebt, glitt nahe an uns vorbei und trieb davon, bis er zu einem kleinen Fleck in der Ferne wurde. Der Gehenkte und zwei schwerbewaffnete Reichssoldaten saßen darauf.
»Wo ist Sturmbringer?« fragte ich.
Fänger streckte einen Arm aus. Ich kniff die Augen zusammen und erspähte einen kleinen Fleck im Blau über der Wüste.
Wir trieben dahin, bis ich mich zu fragen begann, ob noch irgend etwas passieren würde. Den Vormarsch der Rebellen zu beobachten wurde rasch langweilig. Sie rückten zu schnell vor.
»Fertigmachen«, rief Fänger über die Schulter zu uns. Ich packte mein Seil und erwartete etwas Nervenzerfetzendes. »Jetzt.«
Der Boden schien unter uns wegzustürzen. Er blieb auch verschwunden. Wir stürzten hinab, tiefer und tiefer. Die Luft kreischte. Die Erde rollte und drehte sich und schoß zu uns herauf. Die winzigen Flecken von Sturmbringer und dem Gehenkten stürzten ebenfalls hinab. Sie wurden deutlicher, als wir aus drei Richtungen zueinander strebten. Wir huschten an der Höhe vorbei, wo unsere Brüder den Ansturm der Rebellenflut aufzuhal- ten bemüht waren. Weiter fielen wir hinab, gingen in einen weniger steilen Gleitflug über, rollten, drehten uns, schlugen Haken, um nicht mit einigen bizarr ausgehöhlten Sandtürmen zusammenzustoßen. Einige davon hätte ich im Vorbeiflug berühren können. Vor uns tauchte eine kleine Wiese auf. Unsere Geschwindigkeit nahm dramatisch ab, bis wir auf der Stelle schwebten. »Er ist hier«, flüsterte Fänger. Wir glitten einige Meter voran und spähten an einer Sandsteinsäule vorbei. Die ehemals grüne Wiese war von Pferden und Menschen aufgewühlt worden. Ein Dutzend Wagen und ihre Fahrer waren noch dort. Fänger fluchte unterdrückt. Zu unserer Linken schoß ein Schatten zwischen den Felsnadeln hervor. Fffaaazz! Donner er- schütterte den Canyon. Erdklumpen wirbelten durch die Luft. Männer schrien auf, taumelten umher, suchten nach ihren Waffen.
Ein weiterer Schatten kam aus einer anderen Richtung herangeschossen. Ich weiß nicht, was der Gehenkte tat, aber die Rebellen griffen sich auf einmal keuchend an die Hälse. Ein großer Mann schüttelte den Zauber ab und taumelte zu einem riesigen Rappen, der an einem Zaunpfahl am anderen Ende der Wiese festgebunden war. Fänger ließ unseren Teppich rasch aufsetzen. Die Erde krachte gegen den Rahmen. »Runter!« knurrte er, als wir durchge- schüttelt wurden. Er schnappte sich ein Schwert. Raven und ich kletterten hinunter und folgten Fänger auf unsicheren Beinen. Der Unterwor- fene stieß auf die japsenden Fahrer nieder und richtete mit bluttriefender Klinge ein Gemetzel
an. Raven und ich trugen zu der Schlachterei, wie ich hoffe, mit weniger Begeisterung bei.
»Was zur Hölle macht ihr hier?« brüllte Fänger seine Opfer an. »Er sollte doch allein sein.« Die anderen Teppiche kehrten zurück und gingen in der Nähe des fliehenden Opfers zu Bo- den. Die Unterworfenen und ihre Helfershelfer verfolgten ihn auf wackeligen Beinen. Er sprang auf den Rücken des Pferdes und durchtrennte den Strick mit einem einzigen Schwert- streich. Ich starrte ihn an. Ich hatte nicht erwartet, daß Harden so einschüchternd wirken wür- de. Er war ebenso häßlich wie die Erscheinung, die bei Goblins Kabbelei mit Einauge aufge- taucht war.
Fänger streckte den letzten Rebellenfahrer nieder. »Kommt mit!« blaffte er. Wir trabten hin- terher, als er zu Harden rannte. Ich fragte mich, warum wir nicht soviel Verstand besaßen, uns zurückzuhalten.
Der Rebellengeneral unterbrach seine Flucht. Er streckte einen Reichssoldaten nieder, der allen anderen voraus gewesen war, stieß ein gewaltiges Gelächter aus, dann heulte er etwas Unverständliches. Die Luft knisterte unter der Einwirkung magischer Kräfte. Violettes Licht, noch heller als das, das Fänger in jener Nacht getroffen hatte, flammte um die drei Unterworfenen auf. Es ließ sie sofort erstarren. Es war ein außergewöhnlicher Zauber. Er hielt sie völlig in Bann. Harden richtete seine Aufmerksamkeit auf den Rest von uns. Der zweite Reichssoldat kam heran. Sein großes Schwert zuckte herunter und
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