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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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geschah, von Bedeutung sein.
Raven brachte seinen Trupp zum Stehen und kam allein zu mir. »Was sollen sie machen?« Ich war überzeugt, daß der Hauptmann ihn geschickt hatte, und war mir deshalb sicher, daß der Hauptmann den Rückzug befohlen hatte. Er würde keine Spielchen für Fänger machen. »Legt die, die wir schon behandelt haben, in die Wagen.« Die Fahrer stellten sich in einer hübschen Reihe auf. »Laßt so etwa ein Dutzend gehfähiger Verwundeter bei jedem Wagen mitgehen. Ich und Einauge und der Rest werden weiter herumschneiden und nähen. Was ist los?«
Er hatte einen bestimmten Blick in seinen Augen. Er gefiel mir nicht. Er sah kurz zu Seelen- fänger. Ich tat es ihm gleich.
»Ich habe es ihm noch nicht gesagt«, bemerkte Fänger. »Mir was gesagt?« Ich wußte schon, daß es mir nicht gefallen würde, wenn ich es hörte. Sie hatten diesen nervösen Geruch an sich, der nach schlechten Nachrichten stank. Raven lächelte. Kein fröhliches Lächeln, sondern eher eine Art scheußliche Maske. »Du und ich, wir sind wieder eingezogen worden, Croaker.« »Was? Komm schon! Nicht schon wieder!« Ich kriegte immer noch das Zittern, wenn ich daran dachte, wie ich bei den Überfällen auf den Hinker und Wisper geholfen hatte. »Du hast die praktische Erfahrung«, sagte Fänger. Ich schüttelte immer noch den Kopf.
Raven knurrte: »Wenn ich gehen muß, dann mußt du auch gehen, Croaker. Außerdem willst du es doch in den Annalen verzeichnen, wie du mehr Angehörige der Achtzehn aus dem Ver- kehr gezogen hast als jeder Unterworfene.« »Bockmist. Was bin ich denn? Ein Kopfgeldjäger? Nein. Ich bin Arzt. Die Annalen und die Kämpfe sind zufällige Dreingabe.«
»Dies ist der Mann«, sagte Raven zu Fänger, »den der Hauptmann aus der Kampflinie zer- ren mußte, als wir das Windland durchquerten.« Seine Augen waren schmal, seine Wangen angespannt. Er wollte auch nicht gehen. Er verdrängte seinen Mißmut, indem er mich verspot- tete.
    »Du hast keine Wahl, Croaker«, sagte Seelenfänger mit der Stimme eines Kindes. »Die La-
dy hat dich dafür ausgesucht.« Er versuchte meine Enttäuschung durch die Ergänzung abzu- mildern. »Sie belohnt die, die ihr gefallen, über die Maßen. Und du hast ihr gefallen.« Ich verfluchte mich für meine frühere Romantik. Der Croaker, der so vollkommen fasziniert von der Lady in den Norden gekommen war, das war ein anderer Mann gewesen. Ein Grün- schnabel, angefüllt mit der närrischen Unwissenheit der Jugend. Jaja. Manchmal lügt man sich selbst an, nur um weiterzumachen.
Fänger sagte zu mir: »Dieses Mal gehen wir nicht allein, Croaker. Wir werden Hilfe von Krummhals, Wandler und Sturmbringer erhalten.« Mürrisch bemerkte ich: »Ihr braucht wohl den ganzen Trupp, um einen Banditen zu erledi- gen, oder?«
Fänger ging auf den Köder nicht ein. Das tut er nie. »Der Teppich ist dort drüben. Holt eure Waffen und kommt.«
Ich ließ meinen Zorn vollkommen ungerechtfertigterweise an meinen Helfern aus. Als Ein- auge schon kurz vorm Platzen war, meldete sich Raven: »Sei jetzt kein Arschloch, Croaker. Wenn wir’s schon tun müssen, dann los jetzt.« Also entschuldigte ich mich bei jedem einzelnen und marschierte zu Seelenfänger hinunter. Seelenfänger sagte: »Steigt auf.« Er deutete auf die Stellen. Raven und ich nahmen die Plät- ze ein, die wir schon zuvor besetzt hatten. Fänger überreichte uns Seilstücke. »Bindet euch gut fest. Das kann rauh werden. Ich will nicht, daß ihr herunterfallt. Und haltet Messer bereit, damit ihr euch losschneiden könnt, wenn wir dort sind.« Mein Herz flatterte. Ehrlich gesagt erregte mich der Gedanke an einen neuen Flug. Augen- blicke des letzten Fliegens suchten mich mit ihrem Entzücken und ihrer Schönheit heim. Oben im kühlen Wind und in Begleitung der Adler herrscht ein wunderbares Gefühl der Frei- heit.
Sogar Fänger zurrte sich fest. Das war ein schlechtes Zeichen. »Fertig?« Ohne eine Antwort zu erwarten, murmelte er los.
Der Teppich erbebte sanft, schwebte wie Daunen im Aufwind höher.
    Wir ließen die Baumwipfel unter uns zurück. Randzweige klatschten mir auf den Hintern. Mein Magen sackte mir weg. Die Luft peitschte an mir vorbei. Mein Hut flog weg. Ich schnappte danach und griff daneben. Der Teppich neigte sich gefährlich zur Seite. Ich starrte mit offenem Mund auf die Erde, die sich rasch entfernte. Raven packte mich. Wenn wir nicht festgebunden gewesen wären, dann wären wir beide abgestürzt. Wir schwebten über die

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