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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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fast argwöhnischen Blick zu. »Noch nicht«, sagte er dann, »noch nicht.«
Ein großes Geschrei erhob sich, als eine Abteilung der Rebellenreiterei Wurfspieße auf die Wächter auf den Palisaden schleuderte. Raven sah nicht hin. Es war nur ein Herumstochern.
    Von der Pyramide hatten wir einen verdammt guten Ausblick, obwohl es da oben etwas eng war. »Hoffentlich müssen wir nicht lange hier bleiben«, sagte ich. Und: »Wird verdammt schwer werden, hier die Verwundeten zu behandeln.« Die Rebellen hatten ihre Lager bis auf eine halbe Meile vor die Befestigungen herangezo- gen. Sie verschmolzen zu einem. An den Palisaden kam es ständig zu Scharmützeln. Der Großteil unserer Truppen hatte seinen Platz auf den Stufen eingenommen.
    Die Streitkräfte auf der ersten Stufe bestanden aus den Truppen, die im Norden gedient hat-
ten, und wurden durch Garnisonstruppen aus Städten, die die Rebellen aufgegeben hatten, aufgestockt. Ihre neuntausend Mann waren in drei Divisionen aufgeteilt. Die Mitte war Sturmbringer zugeteilt worden. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte sie auf der Pyramide gestanden und mit Wirbelstürmen geworfen. Die Flügel wurden von Knochenknirscher und Mondbeißer befehligt; diesen zwei Unterwor- fenen war ich noch nie begegnet.
Sechstausend Mann, die ebenfalls in drei Divisionen aufgeteilt waren, besetzten die zweite Stufe. Die meisten waren Bogenschützen aus den Ostheeren. Sie waren hartgesotten und weit weniger unsicher als die Männer unter ihnen. Von links nach rechts waren ihre Kommandan- ten: der Gesichtslose oder auch Namenlose, der Heuler und Nachtkriecher. Zahllose Pfeilge- rüste waren ihnen zugeteilt worden. Ich fragte mich, wie sie sich halten würden, wenn der Feind die erste Linie durchbrach.
Die dritte Stufe war mit der Garde an den Katapulten bemannt, Wisper stand auf der linken Flanke mit fünfzehnhundert Mann von ihrer eigenen Ostarmee, und Wandler kümmerte sich mit eintausend Mann aus dem Westen und dem Süden um die rechte Flanke. In der Mitte be- fehligte Seelenfänger die Garde und die Verbündeten aus den Juwelenstädten. Seine Truppe zählte zweitausendfünfhundert Mann.
Und auf der Pyramide stand, eintausend Mann stark, die Schwarze Schar mit hellen Bannern und stolzen Standarten und bereiten Waffen. Nun denn. Etwa einundzwanzigtausend Mann gegen eine mehr als zehnfache Übermacht. Zahlen sind nicht immer von essentieller Bedeutung. In den Annalen sind mehrere Gelegen- heiten verzeichnet, bei denen die Kompanie Übermachten dieser Art besiegte. Aber nicht auf diese Weise. Diese Anordnung war zu starr. Es gab keinen Raum zum Rückzug oder zum Ausweichen, und ein Vorrücken stand außer Frage. Die Rebellen machten sich nun ernsthaft ans Werk. Die Palisadenverteidiger zogen sich rasch zurück und rissen die Brücken über die drei Gräben ab. Die Rebellen nahmen die Ver- folgung nicht auf. Statt dessen nahmen sie die Befestigungen auseinander. »Sie gehen ebenso methodisch vor wie die Lady«, sagte ich zu Elmo. »Jau. Mit dem Holz werden sie die Gräben überbrücken.« Darin irrte er sich, aber das erfuh- ren wir nicht sofort.
»Noch sieben Tage, bis die Ostarmeen hier sind«, brummte ich, als die Sonne unterging, und warf einen kurzen Blick auf den großen finsteren Umriß des Turmes. Bei dem ersten Gefecht hatte sich die Lady nicht blicken lassen. »Eher neun oder zehn«, konterte Elmo. »Sie werden alle zusammen eintreffen wollen.« »Stimmt. Daran hätte ich denken sollen.« Wir aßen Trockenfutter und schliefen auf der nackten Erde. Und am Morgen wurden wir vom Hörnerblasen der Rebellen geweckt.
    Die feindlichen Formationen erstreckten sich, so weit das Auge reichte. Eine Reihe aus Schutz wehren rückte vor. Sie waren aus dem Holz konstruiert, das sie aus unserer Palisade gewonnen hatten, und bildeten einen beweglichen Wall vor dem Kuchenausschnitt. Die schweren Katapulte feuerten. Große Onager feuerten schwere Steine und Feuerkugeln ab. Der dadurch angerichtete Schaden war bedeutungslos. Rebellenpioniere begannen mit dem Brückenschlag über den ersten Graben; sie verwendeten dafür Holz, das sie aus den eigenen Lagern mitgebracht hatten. Die Grundlagen waren große Balken von fünfzig Fuß Länge, denen unser Geschoßfeuer nichts anhaben konnte. Um sie einzurichten, waren Kräne notwendig. Während sie die Geräte zusammensetzten und bedien- ten, gaben sie sich zwangsläufig Blößen. Gut ausgerichtete Geschütze der Garde machten dies zu einem teuren

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