Im Dienst des Seelenfängers
Steingeschöpfe, Basaltabraum, der als gewaltige groteske Parodie der menschlichen Gestalt zusammengestoppelt worden sei. Die Erde erbebte. An einigen Stellen erglühte die Ebene in einem galligen Grün. Leuchten- de, blutgestreifte, zehn Fuß lange Würmer krochen zwischen den Gegnern umher. Der Him- mel tat sich auf und entließ Regen und brennenden Schwefel. Die Nacht erbrach weiteres Grauen. Todesnebel. Mörderinsekten. Anzeichen für jene Art von Magma, die wir auf der Zährenstiege gesehen hatten. Und all das geschah innerhalb von Minuten. Sobald der Kreis darauf reagierte, nahmen die Schrecken ab, obgleich einige erst nach Stunden aufgehoben werden konnten. Die Offensive wurde von ihnen zu keiner Zeit ergriffen. Die Unterworfenen waren zu stark. Um Mitternacht war alles ruhig. Die Rebellen hatten alles bis auf das Auffüllen des äußeren Grabens aufgegeben. Der Sturm war zu einem stetig herabfallenden Regen geworden. Er ver- schaffte den Rebellen vielleicht schlechte Laune, richtete jedoch keinen Schaden an. Ich ku- schelte mich zwischen meinen Gefährten in den Schlaf und schlief mit dem Gedanken ein, wie schön es doch war, daß unser Teil der Welt trocken blieb.
Morgenröte. Erster Ausblick auf das Werk der Unterworfenen. Überall nur Tod. Schrecklich verstümmelte Leichen. Die Rebellen brauchten bis zum Mittag, um aufzuräumen. Dann setz- ten sie ihren Angriff auf die Gräben fort. Der Hauptmann erhielt eine Nachricht vom Turm. Er rief uns zusammen. »Angeblich haben wir letzte Nacht Wandler verloren.« Er warf mir einen Blick zu, der bedeutsam sein sollte. »Die Umstände waren zweifelhaft. Wir sollen wachsam sein. Damit bist du gemeint, Einauge. Und ihr, Goblin und Schweiger. Falls ihr irgend etwas Verdächtiges bemerkt, schreit ihr zum Turm rüber. Verstanden?« Sie nickten.
Formwandler tot. Das mußte einigen Aufwand gekostet haben. »Haben die Rebellen jemanden von Bedeutung verloren?« fragte ich. »Whiskers. Roper. Tamarask. Sie können jedoch ersetzt werden. Im Unterschied zu Wand- ler.«
Gerüchte flogen umher. Der Tod der Kreismitglieder war von einem katzenähnlichen Untier herbeigeführt worden, das so stark und schnell gewesen war, daß selbst die Kräfte seiner Op- fer nichts hatten ausrichten können. Etliche Dutzend hochrangige Funktionäre der Rebellen waren ebenfalls dahingerafft worden.
Den Männern fiel eine ähnliche Bestie aus Beryll ein. Geraune erhob sich. Fänger hatte die Forvalaka auf seinem Schiff hierhergebracht. Setzte er sie jetzt gegen die Rebellen ein? Das glaubte ich eigentlich nicht. Dieser Angriff paßte eigentlich eher zu Wandlers Stil. Wandler schlich sich gern in feindliche Lager… Einauge lief mit einer nachdenklichen Miene umher; er war so selbstversunken, daß er ge- gen Hindernisse rannte. Einmal blieb er stehen und schlug mit der Faust auf einen Schinken ein, der in der Nähe eines Küchenzelts hing. Jetzt hatte er es herausgefunden. Wie hatte Fänger die Forvalaka in die Bastion schicken können, so daß der gesamte Haushalt des Syndikus abgeschlachtet wurde, und es geschafft, die Stadt mittels einer Marionette zu beherrschen, ohne daß die überstrapazierten Mittel der Lady in Anspruch genommen werden mußten? Fänger und Wandler waren damals doch Bu- senfreunde, oder?
Er hatte herausgefunden, wer seinen Bruder umgebracht hatte – und es war zu spät, um Ra- che zu üben.
Er lief auf und ab und drosch im Laufe des Tages noch mehrere Male auf den Schinken ein. Später gesellte ich mich zu Raven und Darling. Sie sahen den Kampfhandlungen zu. Ich hielt nach Formwandlers Heer Ausschau. Sein Banner war durch ein anderes ersetzt worden. »Raven. Ist das nicht Jalenas Banner?«
»Ja.« Er spuckte aus.
»Wandler war kein schlechter Kerl. Für einen Unterworfenen.«
»Keiner von ihnen ist das. Für Unterworfene. Solange man ihnen nicht in die Quere
kommt.« Er spuckte wieder aus und spähte zum Turm hinüber. »Was ist hier eigentlich los, Croaker?«
»Hä?« Er war so höflich, wie er es seit unserer Rückkehr vom Außeneinsatz gewesen war. »Worum geht es bei dieser Schau? Warum macht sie es auf diese Weise?« Ich war nicht sicher, welche Frage er eigentlich stellte. »Ich weiß es nicht. Sie vertraut sich mir nicht an.«
Er verzog das Gesicht. »Ach nein?« Als ob er mir nicht glaubte. Dann zuckte er die Achseln. »Wäre interessant, das herauszufinden.« »Zweifellos.« Ich betrachtete Darling. Der Angriff schien sie außerordentlich zu faszinieren. Sie stellte
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