Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
Unterfangen.
Am ehemaligen Standort der Palisade setzten Ingenieure der Rebellen fahrbare Türme zu- sammen, von denen aus Bogenschützen eingesetzt werden konnten, und fahrbare Rampen, die zur ersten Ebene vorrücken sollten. Zimmerleute konstruierten Leitern. Ich konnte keine Ar- tillerie entdecken. Ich vermutete, daß sie uns wohl überrennen wollten, sobald sie die Gräben überquerten.
Der Leutnant kannte sich mit Belagerungsarbeiten aus. Ich ging zu ihm. »Wie wollen sie ei- gentlich diese Rampen und Türme heranfahren?« »Sie werden die Gräben auffüllen.« Er hatte recht. Sobald sie Brücken über den ersten Gra- ben gelegt hatten und mit den Schutzwehren hinübergefahren waren, tauchten mit Erde und Steinen beladene Karren und Wagen auf. Fahrer und Tiere wurden schwer zusammenge- schossen. Zum Auffüllen trugen viele Leichen bei. Die Pioniere rückten zum zweiten Graben vor, setzten dort ihre Kräne zusammen. Der Kreis gewährte ihnen keine bewaffnete Unterstützung. Sturmbringer schickte Bogenschützen zum Rand des letzten Grabens aus. Die Garde begann mit Katapultbeschuß. Die Pioniere erlitten schwere massive Verluste. Die feindlichen Befehlshaber schickten einfach noch mehr Leute aus.
Eine Stunde vor Mittag schoben die Rebellen Schutzwehren über den zweiten Graben. Wa- gen und Karren mit Auffüllmaterial kamen über den ersten herüber. Als die Pioniere aufrückten, um den letzten Graben zu überwinden, mußten sie verheerendes Feuer aushalten. Die Bogenschützen auf der zweiten Ebene verschossen ihre Pfeile sehr steil. Sie kamen fast senkrecht herunter. Die Onager verlagerten ihre Ausrichtung und zerballerten die Schutzwehren zu Zahnstochern und Feuerholz. Aber die Rebellen kamen immer wieder. An Mondbeißers Flanke schafften sie es, Tragbalken auszulegen. Mondbeißer griff an und schwärmte mit einer ausgesuchten Streitmacht auf die andere Seite. Sein Angriff war derart heftig, daß er die Pioniere über den zweiten Graben zurücktrieb. Er vernichtete ihre Geräte und griff wieder an. Dann schickte die Rebellenführung eine starke schwere Infanteriekolonne in das Feld. Mondbeißer zog sich zurück und hinterließ die Brük- ken über den zweiten Graben als rauchende Trümmer. Unerschütterlich schlugen die Rebellen erneut eine Brücke und rückten zum letzten Graben vor. Diesmal beschützten Soldaten ihre Arbeiter. Sturmbringers Heckenschützen zogen sich zurück.
    Langsam und regelmäßig wie Flocken in heftigem Winterschnee fielen die Pfeile von der
zweiten Ebene herab. Das Blutvergießen war aufsehenerregend. Wie eine Flut rauschten die Rebellentruppen in den Hexenkessel hinein. Ein Fluß von Verwundeten quoll wieder hinaus. Am letzten Graben hielten sich die Rebellen vorzugsweise im Schirm der Schutzwehren auf und beteten darum, daß sie nicht von der Garde zu Kleinholz verarbeitet werden würden. Und so stand es, als die Sonne unterging und lange Schatten auf das Blutfeld warf. Ich schätze mal, daß die Rebellen zehntausend Mann verloren hatten, ohne daß sie uns zur Schlacht gelockt hatten.
An diesem Tag entfesselten weder die Unterworfenen noch der Kreis ihre Kräfte. Die Lady verließ den Turm nicht.
Ein Tag weniger, den wir auf die Heere aus dem Osten warten mußten. Die Feindseligkeiten endeten bei Sonnenuntergang. Wir aßen. Die Rebellen setzten eine fri- sche Schicht an den Gräben ein. Die Neuankömmlinge widmeten sich ihrer Aufgabe mit jener Begeisterung, die ihre Vorgänger verloren hatten. Die Strategie lag auf der Hand. Sie wollten fortwährend frische Truppen einsetzen und uns so aufreiben. Die Dunkelheit war die Zeit der Unterworfenen. Ihre Untätigkeit endete. Zunächst konnte ich nur wenig erkennen und kann daher nicht sagen, wer nun was tat. Ich vermute, daß Wandler seine Gestalt veränderte und in das Feindesland überwechselte. Hinter heranstürmenden Gewitterwolken verblaßten die Sterne. Kalte Luft fegte über die Er- de. Der Wind nahm zu und heulte los. Mit ihm kamen Schwärme von Wesen mit ledrigen Flügeln, fliegende Schlangen von Armeslänge. Ihr Zischen übertönte das Getöse des Sturms. Donner krachte und Blitze zuckten mit Lichtspeeren auf die Feindeswerke herunter. Die Lichtblitze beleuchteten den behäbigen Vormarsch von Riesen aus den Steinwüsten. Sie schleuderten Findlinge, wie ein Kind Kiesel wirft. Einer griff nach einem Brückenpfeiler, verwendete ihn als Keule und zerdrosch Belagerungstürme und Rampen. Im trügerischen Licht sahen sie aus, als wären sie

Weitere Kostenlose Bücher