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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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zählte mir die Geschichte dieser Nacht, sofern sie die Fehde zwischen den Unterworfenen und die Verluste der Rebellen betraf. Nichts Aufmunterndes kam mir zu Ohren. Er half mir beim Anlegen meiner dürftigen Rüstung. Seit dem Kampf um Rosen hatte ich nichts außer einem Kettenhemd getragen. Ich nahm die Waffen der Lady auf und trat in einen wunderbaren Mor- gen hinaus, wie ich bisher nur wenige gesehen hatte. »Ein beschissener Tag zum Sterben«, sagte ich. »Jep.«
»Wann wird sie hier eintreffen?« Der Hauptmann wollte uns dann auf unseren Posten haben. Er präsentierte gern ein Bild der Ordnung und der Tüchtigkeit. »Wenn sie eben ankommt. Wir hatten bloß eine Nachricht erhalten, daß sie bald kommen würde.«
»Hrrm.« Ich spähte zur Pyramidenspitze auf. Die Männer bereiteten sich geschäftig auf ei- nen Kampf vor. Niemand schien sich besonders beeilen zu wollen. »Ich laufe mal ein bißchen herum.«
    Goblin sagte nichts dazu. Er folgte mir nur, und sein bleiches Gesicht war zu einer besorgten
Grimasse verzogen. Seine Augen huschten ständig umher und behielten alles im Blick. Seiner Schulterhaltung und seinem achtsamen Gang entnahm ich, daß er einen Zauber für einen ra- schen Einsatz vorbereitet hatte. Erst als er mir schon eine ganze Weile an den Fersen klebte, begriff ich, daß ich einen Leibwächter bekommen hatte. Ich war sowohl erfreut als auch beunruhigt. Erfreut, weil sich jemand genügend Sorgen um mich machte, um mir einen Aufpasser mitzuschicken, beunruhigt deshalb, weil meine Lage sich so sehr verschlechtert hatte. Ich sah zufällig auf meine Hände. Unbewußter weise hatte ich den Bogen gespannt und einen Pfeil aufgelegt. Ein Teil von mir befand sich ebenfalls in höchster Alarmbereitschaft.
Alle bemerkten die Waffen, aber keiner stellte mir Fragen. Vermutlich machten schon wilde Geschichten die Runde. Seltsam, daß meine Kameraden mich nicht in die Enge trieben, um sich die Geschichten bestätigen zu lassen. Außerhalb der Reichweite unserer Waffen stellten die Rebellen ihre Streitkräfte sorgfältig und methodisch auf. Wer auch immer das Kommando übernommen hatte, jedenfalls hatte er die Disziplin wiederhergestellt. Und im Laufe der Nacht eine ganze Armada neuer Kriegsma- schinen konstruieren lassen.
Unsere Truppen hatten sich von der unteren Ebene zurückgezogen. Dort blieb nur ein Richt- kreuz übrig, auf dem sich eine Gestalt wand… Sie wand sich. Nach allem, was die Forvalaka durchgemacht hatte, einschließlich dessen, daß sie ans Kreuz geschlagen wurde, war sie im- mer noch am Leben!
Die Truppen waren umgestellt worden. Die Bogenschützen befanden sich nunmehr auf der dritten Stufe, und Wisper hatte den Befehl über die Stufe übernommen. Die Verbündeten, die Überlebenden aus der ersten Ebene, Fängers Truppen und noch einige andere befanden sich auf der zweiten Ebene. Fänger führte die Mitte an, Lord Jalena hatte den Befehl über die rech- te Flanke, und der Heuler hatte die linke unter sich. Man hatte versucht, den Blockadewall wieder herzurichten, aber er war immer noch in einem schrecklichen Zustand und würde nur ein klägliches Hindernis darstellen.
Einauge schloß zu uns auf. »Habt ihr schon das Neueste gehört?« Fragend hob ich eine Augenbraue.
»Man behauptet, daß sie ihr Kind der Weißen Rose gefunden haben.« Nach kurzem Nachdenken erwiderte ich: »Eher zweifelhaft.« »In der Tat. Der Turm sagt, daß sie eine Schwindlerin ist. Nur etwas, das die Truppen anfeu- ern soll.«
»Dachte ich mir schon. Es überrascht mich ein bißchen, daß sie nicht schon vorher daran gedacht haben.«
»Wenn man vom Teufel spricht«, krähte Goblin. Er zeigte auf die Reihen der Rebellen. Ich mußte einen Augenblick lang suchen, bevor ich das sanfte Glühen entdeckte, das durch die Reihen zwischen den feindlichen Divisionen näher kam. Es schimmerte um ein Kind auf einem großen weißen Pferd; es trug eine rote Standarte, auf der eine weiße Rose eingestickt
    war.
»Das ist noch nicht einmal eine gute Schau«, beschwerte sich Einauge. »Der Typ auf dem Hengst macht das Licht.«
Meine Eingeweide hatten sich schon vor Furcht zusammengeknotet, daß dies der wahre Ja- kob sein mochte. Ich schaute auf meine Hände und fragte mich, ob dieses Kind das Ziel war, das die Lady im Sinn hatte. Aber nein. Ich verspürte keinerlei Antrieb, einen Pfeil in seine Richtung zu schicken. Ich hätte auch nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft. Auf der anderen Seite der Pyramide erspähte ich Raven

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