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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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und Darling. Ihre Hände flitzten hin und her. Ich ging auf sie zu. Als wir noch zwanzig Fuß entfernt waren, entdeckte uns Raven. Er warf einen kurzen Blick auf meine Waffen. Sein Gesicht verspannte sich. Ein Messer tauchte in seiner Hand auf. Er begann, sich die Fingernägel zu säubern. Ich stolperte vor lauter Schreck. Diese Messergeschichte war eine nervöse Angewohnheit. Er ging ihr nur nach, wenn er sich bedroht fühlte. Warum denn durch mich? Ich war doch kein Feind.
Ich schob Pfeil und Bogen unter meinen linken Arm und begrüßte Darling. Sie grinste mich breit an und umarmte mich. Sie hatte jedenfalls nichts gegen mich. Sie fragte, ob sie sich den Bogen ansehen könnte. Ich ließ sie ihn untersuchen, aber ich ließ ihn nicht los. Das konnte ich nicht.
Raven war so unruhig wie jemand, der auf einem Röstgrill sitzt. »Was zur Hölle ist eigentlich mit dir los?« wollte ich wissen. »Du benimmst dich, als ob wir anderen die Pest hätten.« Sein Verhalten war verletzend. Raven und ich, wir hatten ge- meinsam einigen Mist durchgestanden. Er hatte keinen Grund, sich jetzt gegen mich zu wen- den.
Sein Mund verengte sich zu einem schmalen Schlitz. Er wühlte unter seinen Nägeln, bis es aussah, als ob er sich selbst wehtat.
»Also?«
»Geh mir nicht auf die Nerven, Croaker.« Mit der rechten Hand kraulte ich Darling am Rücken, als sie sich gegen mich lehnte. Meine Linke umklammerte den Bogen immer fester. Meine Knöchel sahen allmählich wie kaltes Eis aus. Ich war kurz davor, dem Mann eine zu kleben. Ohne sein Messer hatte ich vielleicht auch eine Chance. Er war ein harter Schweinehund, aber ich habe auch ein paar Jahre Zeit gehabt, um hart zu werden.
Darling bemerkte die Spannung zwischen uns offenbar überhaupt nicht. Goblin mischte sich ein. Er baute sich vor Raven auf, und seine Haltung war genauso krie- gerisch wie meine. »Du hast wohl ein Problem, Raven. Ich glaube, wir sollten uns vielleicht mal mit dem Hauptmann zusammensetzen.«
Raven fuhr zusammen. Vielleicht begriff er einen Augenblick lang, daß er sich gerade Fein- de machte. Es ist verdammt schwierig, Goblin wütend zu machen. Ich meine: richtig wütend, nicht so wütend, wie er es auf Einauge sein kann.
    Hinter Ravens Augen erstarb etwas. Er deutete auf meinen Bogen. »Vasall der Lady«, sagte
er anklagend.
Ich war eher verdutzt als wütend. »Das ist nicht wahr«, sagte ich. »Und was, wenn es so wä- re?«
Er bewegte sich unruhig. Sein Blick huschte immer wieder zu Darling, die sich an mich lehnte. Er wollte sie aus dem Weg haben, konnte diesen Wunsch aber nicht in akzeptable Worte fassen.
»Erst kriechst du die ganze Zeit Seelenfänger in den Arsch. Jetzt der Lady. Was hast du ei- gentlich vor, Croaker? Wen verkaufst du gerade?« »Was?« Nur Darlings Anwesenheit hielt mich davon ab, ihm an die Kehle zu springen. »Das reicht«, sagte Goblin. Seine Stimme klang hart und wies nicht den leisesten Hauch ei- nes Quiekens auf. »Ich mache meinen Rang geltend. Das betrifft alle. Jetzt. Und hier. Wir gehen zum Hauptmann und bereden diese Sache, oder wir heben deine Mitgliedschaft in der Kompanie durch Abstimmung auf, Raven. Croaker hat recht. In letzter Zeit hast du dich wie das reinste Arschloch verhalten. Das haben wir nicht nötig. Da drüben haben wir genug Är- ger.« Er streckte seinen Zeigefinger zu den Rebellen aus. Die Rebellen antworteten mit Fanfaren.
Ein Gespräch mit dem Hauptmann kam nicht zustande. Ganz offensichtlich hatten sie einen neuen Anführer. Die feindlichen Divisionen kamen langsam im Gleichschritt näher, ihre Schilde waren in der korrekten Schildkrötenfaçon ange- ordnet und lenkten die meisten unserer Pfeile ab. Wisper stellte sich rasch darauf ein und rich- tete das Feuer der Garde auf jeweils eine Formation, wobei sie die Bogenschützen warten ließ, bis die schweren Waffen die Schildkröte knackten. Es war wirksam, aber nicht wirksam genug.
Die Belagerungstürme und die Rampen rumpelten so rasch voran, wie Männer sie zerren konnten. Die Garde tat ihr Bestes, konnte jedoch nur einige wenige vernichten. Wisper befand sich in einer Zwickmühle. Sie mußte zwischen ihren Zielen wählen. Sie konzentrierten sich darauf, die Schildkröten aufzubrechen.
Die Türme kamen diesmal näher heran. Die Bogenschützen der Rebellen vermochten unsere Männer zu erreichen. Das bedeutete, daß auch unsere Bogen sie erreichen konnten, und wir hatten die besseren Schützen.
Die Rebellen überquerten den inneren Graben und sahen sich unter

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