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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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kämen, uns anzugreifen.
Die falsche Weiße Rose lenkte ihr Pferd zum zweiten Graben. Leuchtend ritt sie inmitten des neuen Rebellenrates. Dessen Angehörige rührten sich kaum und wurden erst dann munter, wenn ein Unterworfener seine Kräfte gegen sie einsetzte. Gegen den Heuler hatten sie aller- dings nichts unternommen. Offenbar gab es nichts, was sie hätten tun können. Ich hielt nach dem Hauptmann Ausschau, der irgend etwas geplant hatte… Er stellte Berit- tene über die Vorderseite der Pyramide auf. Wir würden tatsächlich einen Angriff über den Hang hinab reiten! Was für ein Schwachsinn! Eine innere Stimme sagte zu mir: Meine Getreuen haben nichts zu befürchten . Ich sah zur Lady. Sie musterte mich mit einem kühlen, königlichen Blick. Ich wandte mich wieder der Schlacht zu.
Sie würde nicht mehr lange dauern. Unsere Truppen hatten die Bögen abgelegt und die schweren Waffen aufgegeben. Sie wappneten sich. Auf der Ebene befand sich die gesamte Horde in Bewegung. Aber es schien eine leicht verlangsamte unschlüssige Bewegung zu sein. Das war doch der Augenblick, in dem sie uns hätten überrennen sollen, in den Turm hineinra- sen sollten, bevor das Tor geschlossen werden konnte… Der Heuler kam aus dem Feindeslager herangerast, ein dutzendmal schneller als jedes Pferd. Ich sah den großen Teppich über uns dahinrasen und konnte nicht einmal jetzt mein Staunen unterdrücken. Einen Augenblick verdeckte er den Kometen, glitt dann weiter auf den Turm zu. Ein seltsames Heulen wehte zu uns herunter, wie ich es vom Heuler noch nie gehört hatte. Der Teppich neigte sich leicht, versuchte, langsamer zu werden und krachte ein paar Fuß un- terhalb der Spitze in den Turm hinein.
»Mein Gott«, murmelte ich, als ich sah, wie das Ding sich knirschend verzog, wie Männer fünfhundert Fuß in die Tiefe stürzten. »Mein Gott.« Dann starb der Heuler, oder er verlor das Bewußtsein. Nun stürzte der Teppich selbst zu Boden. Ich ließ meinen Blick zur Lady wandern, die ebenfalls zugesehen hatte. Ihre Miene verän- derte sich nicht im geringsten. Mit einer Stimme, die nur ich hörte, sagte sie leise: »Du wirst den Bogen benutzen.«
Ich erschauerte. Und eine Sekunde lang blitzten hundert Bilder so rasch in meinem Kopf auf, daß ich keines davon festhalten konnte. Ich schien den Bogen zu spannen… Sie war zornig. Ihr Zorn wurde von einer derart gewaltigen Wut gespeist, daß ich beim blo- ßen Nachdenken darüber erzitterte, obwohl ich wußte, daß sie nicht gegen mich gerichtet war.
    Das Ziel dieses Zorns war nicht schwer zu bestimmen. Der Tod des Heulers war nicht auf
Feindeshandlungen zurückzuführen. Es gab nur einen Unterworfenen, der dafür verantwort- lich sein konnte. Seelenfänger. Unser ehemaliger Mentor. Der uns in so vielen Plänen benutzt hatte.
Die Lady murmelte etwas, das ich vielleicht nicht richtig verstanden hatte. Es klang wie: »Ich habe ihr jede Chance gegeben.«
Ich flüsterte: »Damit hatten wir nichts zu tun.« »Komm mit.« Sie trieb ihr Pferd an. Es ging über den Rand. Ich warf einen verzweifelten Blick auf den Hauptmann und folgte ihr. Sie raste den Hang mit der Geschwindigkeit hinab, die Feder zuvor gezeigt hatte. Mein Reit- tier schien wildentschlossen mithalten zu wollen. Wir stürzten uns in eine Insel aus kreischenden Männern um eine Säule aus Kalkstaub, die hoch aufschoß, sich mit dem Wind ausbreitete und Rebellen und Freunde gleichermaßen ein- hüllte. Die Lady wich nicht aus.
Seelenfänger befand sich bereits auf der Flucht. Freund und Feind wollten ihm nur noch aus dem Weg eilen. Der Tod umgab ihn. Er rannte zu Journey, drosch ihn von seinem Pferd, saß selbst auf, ließ das Tier auf die zweite Ebene hinabspringen, pflügte sich dort durch die Fein- de, ritt zur Ebene hinab und raste davon. Mit wehendem schwarzem Haar folgte die Lady dem Pfad, den er auf getan hatte. Ich blieb in ihrem Schatten. Ich war vollkommen verdattert, aber ich konnte nichts anderes tun. Drei- hundert Meter hinter Seelenfänger erreichten wir die Ebene. Die Lady gab ihrem Tier die Sporen. Meines hielt Schritt. Ich war mir sicher, daß eines oder beide Tiere über weggeworfe- ne Waffen oder Leichen stolpern mußten. Dennoch waren sie und Fängers Pferd so sicher wie auf einem gepflegten Reitweg.
Fänger raste direkt auf das Feindeslager zu und hindurch. Wir folgten ihm. Im offenen Ge- lände dahinter begannen wir aufzuholen. Alle drei Tiere waren so unermüdlich wie Ma- schinen. Meilen huschten an uns

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