Im Dienst des Seelenfängers
schwerem Feuer von beiden Ebenen. Erst als sie den Blockadewall erreichten, brachen sie ihre Schlachtordnungen auf und strömten zu den schwachen Punkten, wo sie allerdings wenig Erfolg hatten. Dann griffen sie überall zugleich an. Ihre Rampen kamen nur verspätet näher. Männer mit Leitern eilten nach vorn.
Die Unterworfenen hielten sich nicht zurück. Sie warfen alles, was sie hatten, in die Bre- schen. Zauberer der Rebellen stellten sich ihnen auf jedem Zentimeter Boden entgegen und konterten trotz aller Gegenangriffe zumeist erfolgreich. Wisper nahm daran nicht teil. Sie war zu sehr beschäftigt.
Die Lady und ihre Begleiter trafen ein. Wieder wurde ich zu ihr gerufen. Schwerfällig stieg
ich auf mein Pferd und ritt zu ihr, den Bogen quer über dem Schoß. Wieder und wieder kamen sie heran. Ab und zu warf ich einen raschen Blick auf die Lady. Sie blieb ganz die Eiskönigin, und ihre Miene war vollkommen ausdruckslos. Die Rebellen drangen immer weiter vor. Ganze Abschnitte der Blockademauer wurden von ihnen eingerissen. Männer mit Schaufeln schleuderten Erde durch die Luft, erbauten natürli- che Rampen. Die Holzrampen setzten ihren Vormarsch fort, aber es dauerte noch, bevor sie eintrafen.
Um die gekreuzigte Forvalaka hatte sich eine Friedensinsel aufgetan. Man machte einen weiten Bogen um sie herum.
Lord Jalenas Truppen gerieten allmählich ins Wanken. Man konnte den drohenden Zusam- menbruch sehen, noch ehe sich die Männer umdrehten, um Blicke auf die Blockademauer zu werfen.
Die Lady machte eine Handbewegung. Journey trieb sein Pferd die Vorderseite der Pyrami- de hinunter. Er ritt hinter Wispers Männern vorbei und durch ihre Reihen, stellte sich am Rand der Ebene hinter Jalenas Division auf. Er hob seine Lanze. Sie flammte auf. Ich weiß nicht warum, aber Jalenas Truppen faßten Mut, festigten ihre Reihen, drängten hier und dort die Rebellen zurück.
Die Lady deutete nach links. Feder raste wie vom Teufel geritten den Hang hinab und blies dabei in ihr Horn. Sein Silberklang übertönte die plärrenden Fanfaren der Rebellen. Sie ritt durch die Truppen auf der dritten Ebene und ließ ihr Pferd vom Wall hinabspringen. Der Sprung hätte jedes andere Pferd umgebracht. Dieses hier kam schwer auf, erlangte sein Gleichgewicht wieder, stieg, wieherte triumphierend, als Feder in ihr Horn stieß. Wie auf der rechten Flanke faßten auch hier die Truppen Mut und begannen, die Rebellen zurückzudrän- gen.
Eine kleine dunkelblaue Gestalt erkletterte den Wall und flitzte um die Pyramide herum zur Rückseite. Sie rannte den ganzen Weg bis zum Turm. Der Heuler. Verwirrt runzelte ich die Stirn. War er abgelöst worden?
Unsere Mitte wurde zum Hauptaustragungsort des Kampfes; Fänger mühte sich wacker, die Reihen zu halten.
Ich hörte Geräusche, sah hin und bemerkte, daß der Hauptmann zur anderen Seite der Lady herangeritten kam. Ich sah nach hinten. Etliche Pferde waren hergebracht worden. Ich starrte auf den langen, steilen Hang zur schmalen dritten Ebene, und mir sank das Herz in die Hosen. Sie plante doch nicht etwa einen Reiterangriff, oder? Feder und Journey waren gute Medizin, aber die Medizin war nicht gut genug. Sie festigten den Widerstand nur bis zum Eintreffen der Rebellenrampen. Die Ebene ging verloren. Nicht ganz so schnell, wie ich gedacht hätte, aber dennoch verlo- ren. Nur tausend Mann kamen davon. Ich musterte die Lady. Ihr Gesicht blieb eine starre Maske aus Eis, dennoch spürte ich, daß sie nicht unzufrieden war. Wisper feuerte ganze Pfeilscharen in die wimmelnde Masse unter ihr. Gardisten deckten die Rebellen mit Katapulttreffern ein.
Ein Schatten glitt über die Pyramide. Ich sah auf. Der Teppich des Heulers schwebte auf den
Feind zu. An den Rändern kauerten Männer, die kopfgroße Kugeln hinabwarfen. Sie fielen ohne sichtbare Wirkung in die Masse der Rebellen. Der Teppich trieb langsam auf das Rebel- lenlager zu und warf noch mehr von diesen unnützen Gegenständen ab. Die Rebellen brauchten eine Stunde, um auf der dritten Ebene einen festen Brückenkopf einzurichten, und eine weitere Stunde, um genug Männer zur Fortführung des Angriffs heran- zubringen. Wisper, Feder, Journey und Fänger setzten ihnen gnadenlos zu. Hinzukommende Truppen stolperten über die Leichen ihrer Kameraden, um zur Spitze zu gelangen. Der Heuler warf seine Kugeln im Rebellenlager ab. Ich bezweifelte, daß sich dort jemand aufhielt. Sie befanden sich alle im Kuchenausschnitt und warteten darauf, daß sie an die Reihe
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